Gallaghers Tod
eine Verhör, Sir. Danach meinetwegen.«
Gregory massierte sich die Nasenwurzel. »Wenn es Sie glücklich macht, meinetwegen. Aber eines wollte ich Ihnen noch sagen.«
Der Inspector hielt inne. »Sir?«
»Die Nachricht mit dem Bekennervideo von Gufod Neem«, sagte Gregory langsam. »Unsere Experten haben keine versteckten Botschaften an irgendwelche Komplizen oder Hintermänner darin entschlüsseln können. Nur die üblichen wirren Thesen eines überzeugten politischen Extremisten. Aber da ist noch etwas anderes.«
Spencer war ganz Ohr.
»Und zwar?«
»Und zwar haben wir entdeckt, dass in der Videobotschaft noch ein weiteres Funksignal enthalten war. Wir hielten es erst für statisches Rauschen, aber es hatte offenbar eine Funktion. Wäre das Kommuniqué öffentlich ausgestrahlt worden, hätte dieses geheime Signal den Zweck gehabt, ein irgendwo wartendes Empfangsgerät direkt anzusprechen und möglicherweise eine Reaktion auszulösen«, erklärte Gregory. »Als wir von Ihrer Warnung vor einem möglicherweise bevorstehenden Sprengstoffattentat hörten, dachten wir natürlich, es wäre die Funktion des Signals, eine Bombe auszulösen. Da der Sprengsatz im Präsidentenpalast aber explodierte, ohne dass die Medien das Kommuniqué jemals ausgestrahlt haben … nun ja …«
Spencers Magen krampfte sich zusammen. »Sie wollen damit sagen, das Signal hätte die Bombe gar nicht ausgelöst, sondern entschärft?«
Gregory schürzte die Lippen. »Sieht so aus, als wäre das Gufod Neems Art, uns dafür zu bestrafen, dass wir sein Bekennervideo nicht veröffentlicht haben. Wir haben ihn seiner Bühne zur Selbstdarstellung beraubt, da hat er eben anders seinen Standpunkt deutlich gemacht.«
Und das ist ganz allein meine Schuld, schoss es Spencer durch den Kopf. Ich war es, der die Ausstrahlung des Kommuniqués untersagt hatte. Nicht ›wir‹, sondern ›ich‹. Meinetwegen liegen der Präsidentenpalast in Trümmern und der amtierende Regierungschef im Koma. Meinetwegen ist heute Nacht ein junger Polizist unter Tonnen von Schutt begraben worden. Und Gufod Neem dreht mir nun eine lange Nase. »Verstanden, Sir.«
Gregory legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wenn Sie wirklich in dem Zustand noch ein Verhör durchführen wollen, dann tun Sie, was Sie nicht lassen können. Und dann hauen Sie sich ins Bett und kommen erst wieder, wenn Sie mindestens zwölf Stunden geschlafen haben. Ist das klar?«
»Kristallklar.«
*
Hassan al-Akrab spielte nervös mit dem leeren Pappbecher, in dem man ihm Kaffee serviert hatte, als sich die Tür öffnete und eine Gestalt eintrat, die aussah, als hätte sie sich nur mit den Händen einen Tunnel quer durch den Planeten gegraben. Unwillkürlich zerdrückten seine Hände den Becher.
»Ich bin Inspector Hector Spencer«, stellte sich der Beamte vor. Er legte den verdreckten Hut ab und entblößte verschwitztes und blutverkrustetes Haupthaar. Dann nahm er auf der anderen Seite des schmucklosen, grauen Metalltisches Platz und faltete die schmutzigen Hände. »Ich leite die Ermittlungen bezüglich der Anschläge auf Generaldirektor Nnallne und Minister Raymon Alejandro Cartier.«
»Hassan al-Akrab. Aber das wissen Sie ja bereits, sonst hätten ihre freundlichen Kollegen mich ja nicht so unsanft aus dem Bett geklingelt und mich nicht so nachdrücklich gebeten, Ihrer Einladung aufs Polizeirevier Folge zu leisten«, sagte al-Akrab süßlich.
»Weiß ich«, brummte Spencer. »Ich bitte die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen, Mister al-Akrab. Sie bekommen auch sofort einen frischen Kaffee, wenn Sie wünschen.«
»Meinen Anwalt möchte ich sprechen.«
»Natürlich. Alles zu seiner Zeit.« Spencer lehnte sich vor, das Kinn auf die Hände gestützt. »Jetzt habe ich erst ein paar Fragen an Sie, die wir besser unter vier Augen besprechen sollten. Auch in Ihrem Interesse.«
Al-Akrab hielt dem prüfenden Blick des Inspectors stand. »Worüber möchten Sie mit mir reden?«
»Gufod Neem.«
»Ist das Ihr Ernst?«
»Kennen Sie ihn?«
»Nicht persönlich.« Al-Akrab zuckte mit den Schultern.
»Er ist Mitglied der Kerianischen Patriotischen Front«, gab Spencer zu bedenken. »Ihrer Partei.«
»Das sind dreißigtausend andere Kerianer ebenfalls«, erwiderte al-Akrab unbeeindruckt, »darunter auch einige Kollegen von Ihnen. Und nein, ich kenne nicht jedes Parteimitglied persönlich. Und bevor Sie fragen: Nein, ich habe ihn nicht zu diesen Wahnsinnstaten beauftragt, und die KPF distanziert sich aufs
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