Gallaghers Tod
alleine lassen.«
»Sie ist nicht alleine«, murmelte Trigger kaum hörbar.
Rebeccas Gesicht hellte sich auf. »Schön. Willkommen an Bord.«
»Lass mich wenigstens kurz eine Nachricht für mein Sekretariat verfassen, okay?«
»Meinetwegen.« Rebecca sah auf die Uhr. Es war gerade kurz vor Mitternacht. »In neun Stunden können wir schon auf Oea XX sein. Meine Eltern und Nnallne waren alte Freunde; ich denke, es wird die beiden trösten, wenn ich mal vorbeischaue. Und sie werden sich bestimmt freuen, dich auch wiederzusehen.«
Kapitel 5
Die längste Nacht
Gufod Neem war eine Ein-Mann-Armee. Dies war der Moment, in dem sich die jahrelange Vorbereitung auszahlte. Er befand sich auf einem Kreuzzug gegen die Obrigkeit, und diejenigen, die ihm auf dem Weg zur Wiederherstellung der kerianischen Monarchie im Weg standen, würden dafür bezahlen. Ausnahmslos! Die Ermordung von Generaldirektor Nnallne war erst der Anfang gewesen. Und nun hatte ihm die Vorsehung auch noch ein neues Ziel, eine neue Aufgabe gegeben, die sein Werk erst zur völligen Vollendung erheben würde.
Er lächelte wissend.
Als er noch unter dem Namen Theodore Burton in den Kellergewölben des kerianischen Einwohnermeldeamtes dem Archivar ausgeholfen hatte, war es ihm gelungen, eine unauffällige kleine Codesequenz in das Betriebssystem des Hauptrechners einzuschleusen. Dort hatte sich der Virus eingenistet und darauf gewartet, von externer Stelle aufgerufen und aktiviert zu werden. Heute Nacht war es soweit gewesen, und Neem hatte sich im Handumdrehen Zugang zu der staatlichen Datenbank verschafft, die ihm nicht nur Auskünfte über die Bürger von Kerian offenlegte, sondern über alle Einwohner sämtlicher Planeten und Monde der Galaktischen Allianz.
Eine andere Tarnidentität hatte sich ebenfalls im Nachhinein als nützlich erwiesen. Er hatte einige Monate lang die Reinigungsroboter in der Flugleitzentrale des Raumhafens gewartet, und auch dort war es ihm gelungen, ein harmloses Programm auf den Servern zu installieren, das nichts weiter tat, als alle Flugbewegungen zu protokollieren und sie an ein elektronisches Postfach weiterzuleiten, auf das nur jemand namens Murdoch McAuliff Zugriff hatte – ebenfalls ein Alias von Gufod Neem.
Eine seiner erfolgreichsten Schöpfungen war hingegen Rollo Makruba gewesen. Unter diesem Namen hatte Gufod Neem ein Dreivierteljahr lang als Administrator eines Callcenters in der Kerianischen Kommerzkasse gearbeitet, die als einer der größten Banken der Galaktischen Allianz nicht nur ein einträgliches Privatkundengeschäft betrieb, sondern auch als Clearingstelle für den Zahlungsverkehr kleinerer Banken untereinander fungierte. Sämtliche Überweisungen innerhalb der Galaktischen Allianz gingen somit früher oder später über Konten der Kerianischen Kommerzkasse, und auch auf dessen Hauptrechner schlummerte einige unscheinbare Codezeilen, die sämtlichen Antivirenscans getrotzt hatten und nun artig bei Rollo Makruba – beziehungsweise Gufod Neem – Bericht erstatteten und seine Fragen beantworteten.
Eigentlich war es für jemanden von Gufod Neems Intelligenz nicht weiter schwierig gewesen, die erhaltenen Informationen miteinander zu korrelieren und entsprechende Schlussfolgerungen zu ziehen. Eine Kontobewegung hier, ein Immobilienkauf dort, die Ansiedlung einer pensionierten Offizierin der Erdstreitkräfte auf Oea XX … Alle Indizien sprachen eine eindeutige Sprache. So ungeheuerlich es auch scheinen mochte, aber in Neem verhärtete sich der Verdacht zur Gewissheit, dass Clou Gallagher noch lebte.
Der feige Deserteur, der Prinz Dvoria aus dem Amt des Hohen Lordrichters vertrieben hatte. Der Terrorist, der eigenhändig König Vandrow getötet hatte und für einen verheerenden Sprengstoffanschlag auf das Royal Plaza Hotel verantwortlich war. Der Mann, der letzten Endes schuld an dem Elend war, das Kerian – und Gufod Neem – in den vergangenen Jahren heimgesucht hatte.
Neem knirschte hasserfüllt mit den Zähnen.
Ja, Clou Gallagher lebte noch. Daran bestand inzwischen kein Zweifel mehr. Und er wusste auch, wo er nach ihm suchen musste.
Er freute sich auf die unerwartete Herausforderung. Der Rest seines Plans würde für ein paar Stunden auch ohne seine Anwesenheit weiterlaufen. Er konnte sich ruhig ein wenig die Beine vertreten gehen, während die Polizei den ganzen Planeten nach ihm absuchte. Die Maschinerie, die er in Gang gesetzt hatte, funktionierte ebensogut ohne sein Zutun. Die
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