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Gangster auf der Gartenparty

Gangster auf der Gartenparty

Titel: Gangster auf der Gartenparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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überlegte Krätzkow.
Europaweit? Dann hatte der Kohle wie Heu, und Sohn Willi war bestens behütet.
Dem fehlte es garantiert an nichts — höchstens an Taille.
    Wieso aber ist der dann Fixer und
Einbrecher? Krätzkow schob die Brauen zusammen. Und macht Kumpanei mit diesem
gefährlichen Typ?
    Er überlegte. Waren das Söhnchen aus
ehrbaren Familien, die sich für den Sumpf des Lebens entschieden hatten — aus
Protest gegen das Elternhaus oder wegen angeborener Idiotie? Wohl kaum. Zwar
hatten sie sich benommen — in ihrer gräßlichen Wut — als fehlten ihnen etliche
Tassen im Geschirrschrank. Aber... ja, aber was?
    Krätzkow wußte keine Antwort. Immerhin
dämmerte ihm, daß was nicht stimmte. War er verschaukelt worden? Warum?
Weshalb? Mit welchem Ziel?
    Es ergab keinen Sinn. Doch im Moment
war das nicht sein Problem Nr. eins. Der Gedanke, der sich allmählich verfertigte,
flüsterte ihm was anderes ein: einen Plan.
    Und plötzlich wußte er, wie er den
schmachvollen Flop ( Mißerfolg ) mit dem Salzburger Juwelier ausgleichen
konnte.
    Mit einer Entführung. Mit
Lösegelderpressung.
    Jawohl, jetzt hatte er das geeignete
Opfer: den Schoko-Fabrikanten. Der war ganz bestimmt friedfertig, weil er gern
aß, war gemütlich und arglos.
    Den Coup! dachte Krätzkow. Einen Haufen
Geld - und dann ab in die Südsee oder in ein Land, wo die deutsche Mark
hoch-geschätzt wird.
    Er ließ die Zeitung sinken, nahm einen
langen Schluck aus der Flasche, gurgelte ein bißchen mit dem Saft blauer Reben
und dachte nach.
    Heinz Obrecht war der richtige Partner
für den Coup. Aber zu zweit konnte es schiefgehen. Besser, man war zu dritt,
obwohl dann die Beute durch drei geteilt wurde.
    Kessling! schoß es ihm durch den Kopf.
Ritchie Kessling! Klar! Der ist es. Weshalb fällt der mir jetzt erst ein?!
     
    *
     
    Oskar versuchte, auf Tims Schulter zu
klettern. Das gelang ihm auch fast, denn Tim saß auf dem Teppichboden und lehnte
den Rücken an eine der Wände von Gabys Mädchenzimmer.
    Oskar leckte ihm über die Stirn. Eins
der Schlappohren hing über Tims Gesicht. Lachend wehrte er den liebevollen
Vierbeiner ab. Der war dann auch zufrieden, als er sich neben seinen großen
Freund Tim kuschelte und ihm den Schädel aufs Bein legte.
    Gaby hatte gerade mit einigen Tropfen
Wasser ihre neue Zimmerpalme getränkt. Karl war eingetroffen und hatte die
Zeitung mitgebracht, an der Klößchen sich nicht satt sehen konnte.
    Mit unterschiedlichem Abstand hielt er
sich das besagte Familienfoto vor die Nase.
    „Ich bin gut getroffen.“
    „Sicherlich hatte der Fotograf ein
Weitwinkel-Objektiv“, sagte Gaby.
    „Wieso?“
    Gaby antwortete nicht. Tim und Karl
lachten. Oskar wedelte.
    Klößchen begriff endlich und winkte geringschätzig
ab.
    „Solche Witze können einen Star nicht
kratzen. Ich wirke toll auf dem Foto. Und es steht ja mit keinem Wort dabei,
daß ich mich von Iß-dich-satt ernähre. Wer sich darauf versteift, den kannst du
bald nur noch mit Tele-Objektiv ablichten. Weil er so schmal ist.“
    Gaby setzte sich neben Tim. Er legte
den Arm um sie. Oskar hob den Kopf und sah ihn vorwurfsvoll an. Mit der freien
Hand tätschelte Tim ihm den Hals.
    Gaby hatte gebadet und roch nach
Sommerwiese. Sie trug ihren blütenweißen Jogginganzug und im Haar eine
Schleife, deren Blau nur etwas dunkler war als das ihrer Augen.
    „Steht dir gut“, grinste Tim und wies
auf ihre nackten Füße.
    Drei Zehen, links, waren blaßrosa
lackiert.
    „Ach, nur mal zur Probe.“
    „War dann der Lack alle?“
    „Meine Geduld war am Ende, und Oskar
kam immer mit der Zunge dazwischen.“
    Frau Glockner kam herein, lächelte in
die Runde und brachte einen großen Teller mit belegten Broten. Die Jungs hatten
Gabys Mutter schon begrüßt, aber nicht mit diesem Abendmahl gerechnet.
    „Das ist doch nicht nötig, Frau Glockner“,
sagte Tim im Brustton der Überzeugung. „Karl hat schon geabendbrotet, ich darbe
gern mal und Willi...“
    „...bedankt sich für die herzliche
Einladung“, rief Klößchen, indem er aufsprang und Frau Glockner den Teller
abnahm. Gerade, daß er ihn nicht wegriß.
    „Das hätte mich auch gewundert“, Margot
Glockner lächelte. „Übrigens, Willi, ist heute ein Foto von dir und deinen
Eltern in der Zeitung. Ihr...“
    Sie hielt inne, weil Gaby, Tim und Karl
in Gelächter ausbrachen. Margot begriff, daß sie mit ihrer Neuigkeit spät dran
war.
    „Die sind neidisch“, erklärte Klößchen
mit vollem Mund. „Ist ja auch kein Wunder.

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