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Gangster auf der Gartenparty

Gangster auf der Gartenparty

Titel: Gangster auf der Gartenparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Zeug doch noch wirksam wie früher — wie frisch gepflückt?
    Bedenken meldeten sich. Aber das Gefühl
überwog, seiner Nachbarin helfen zu müssen. Alles andere war plötzlich wie
ausgeschaltet. Eduard von Lommingen handelte wie eine verängstigte Kreatur, die
— von Verfolgern in die Enge getrieben — um sich beißt.
    Er lief in die Küche, ergriff ein
Wasserglas und zerschlug es in der Spüle. Sorgfältig wählte er einen Splitter
aus. Fingernagellang war der, dünn und nadelspitz.
    Aus dem Schrank nahm Edu die Tube mit
dem Klebstoff. Wieder im Wintergarten, öffnete er den Glasschrank.
    Vorsichtig tauchte er den Glassplitter
in die angeschnittene Kürbisfrucht. Die Spitze des Splitters wurde mit zäher
Masse umschmiert. Eine kleine, gefährliche Waffe entstand.
    Eilig verließ er das Haus.
    Die Dämmerung war fortgeschritten. Er
lief zur Straße. Hinter ihm schloß sich das Gartentor, knarrend.
    Das Geräusch erschreckte Edu. Kein
Wunder! Noch nie hatte er so verstohlen gehandelt. Wieder kamen Bedenken. Er
schob sie beiseite.
    Renz war immer noch in Lenas Häuschen.
Stille. Sicherlich schöpfte der Kerl Luft, um die Bedauernswerte dann abermals
anzubrüllen. Ob sie schon weinte? Hielt ihr krankes Herz das alles aus?
    Neben dem gelben Mercedes blieb Edu
stehen. Er sah sich um. War er unbeobachtet? Stadtwärts
reichte der Blick nicht weit. Die Straße knickte ab. Eine nahe Kurve machte es
möglich, daß plötzlich jemand auftauchte, ohne vorher gesehen zu werden.
    Egal! Rasch tupfte er Klebstoff auf den
Metallgriff der Fahrertür. Vorsichtig setzte er den Curare-Splitter drauf. Wie
ein Dorn stand er ab.

    Wenn Renz den Schlag öffnete, mußte er
sich verletzen. Wie er auch griff — an dem vergifteten Splitter kam er nicht
vorbei.
    Nein, dachte Edu, es kann nicht tödlich
sein. Nicht nach so langer Zeit. Himmel, wüßte ich doch mehr darüber! Wenn ich
mich nun irre? Umbringen will ich ihn nicht. Das nicht.
    In der Kurve knirschte Sand.
    Edu drehte sich um.
    Zwei Radfahrer preschten heran. Trotz
des ungewissen Lichts erkannte er, wer das war.
     
    *
     
    Nanu! Tim riß die Augen auf. Hier,
unter dicht belaubten Bäumen, konnte die Dämmerung glatt zum Pennen verführen —
jedenfalls die schläfrigen Typen. Aber er war hellwach. Und sein Adlerblick
erkannte glasklar: Da stand er, der alte Edu, stand neben Renz’ Wagen, hatte
eben noch am Türgriff gefummelt und machte jetzt kehrt auf den schief
getretenen Absätzen — wie von einer Steinlaus gebissen.
    Gibt’s das? überlegte Tim, während
seine Sprinter-Waden das Tempo drosselten. Macht sich an dem Wagen zu schaffen!
Will er ihn knacken? Oder die Antenne verbiegen?
    „’n Abend, Herr von Lommingen“, grüßte
er — hielt und setzte einen Fuß auf den Boden. „Da kommen wir ja doch nicht zu
spät. Der Brutalo ist schon bei Ihrer Nachbarin, ja?“
    „Hallo, Tim.“ Edus tiefe Stimme
kiekste.
    Er steht da, dachte Tim, als könnte er
eine Windel gebrauchen. Was hat er in der Hand? Klebstoff. Aha! Wozu? Hat er
das Türschloß verkittet?
    Auch Klößchen kam an, hielt mit einem
Walroß-Schnaufer und grüßte kurzatmig.
    „Wir wollen zu Ihnen“, erklärte Tim. „Und
zu Ihrer Nachbarin, falls sie Hilfe braucht. Setzt er ihr zu, der Brutalo? Wenn
wir doch nur einen Beweis hätten, daß er an Lumpis Tod schuld ist! Was haben
Sie denn zugeklebt?“
    Mit offenem Mund sah Edu ihn an. „Zugeklebt?
Ich... Wieso? Ach, du meinst...“
    Er war kein Krimineller, nie gewesen — und
auf seine uralten Tage würde er ‘s bestimmt nicht mehr lernen. Ohne daß er ‘s
wollte, richtete sich sein Blick auf den Türgriff.
    Als ihm bewußt wurde, wie dumm das war,
riß er den Blick los. Nur schwer ging das. Offenbar konnte der Klebstoff auch
Blicke festhalten.
    „Äh... eigentlich nichts“, stotterte
er. „Klebstoff — den habe ich meistens bei mir.“
    Tim hatte den Blick aufgefangen. Das
Türschloß also! Aber wie der Oldie sich zierte! So ein harmloser Streich — viel
zu harmlos für Renz; und Edu benahm sich, als hätte er zehn Leichen im Keller.
    Tim stieg ab, lehnte sein Rennrad an
Klößchens dicken Schenkel, trat neben den Mercedes, bückte sich zum Türgriff
und hob die Hand.
    „Nein!“ schrie Edu. „Nicht anfassen!
Nicht!“
    Verwundert sah Tim ihn an. „Was ist
denn?“
    „Laß den Türgriff. Er... ach...“
Entmutigt verstummte er.
    „Ist er kaputt?“ erkundigte sich
Klößchen. „Klebstoff hilft da nix. Außerdem kann’s uns doch freuen.

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