Ganoven im Schlosspark
und habe meine Unterlagen sortiert. Warum fragst du?“
„Paula meint, im Park ist gestern Nacht ein Schatten herumgehuscht“, antwortete Max. „Ich dachte, das waren vielleicht Sie?“
„Mit Verlaub, mein Freund, ich habe Besseres zu tun, als nächtens durchs Unterholz zu huschen . Bedenkt, dass ich …“ Doch plötzlich wandte sich das Gespenst ab und machte einen langen Hals. „Seht mal, was eure Dienstmagd diesem ordinären Gesindel anbietet! Petits fours! “
Max sah Paulas verwunderten Blick und sagte: „Er meint den Kuchen.“
„Ich würde sterben für so eine süße kleine Köstlichkeit“, seufzte Sherlock versonnen.
„Sie sind aber schon vor über dreihundert Jahren gestorben, Freiherr von Schlotterfels“, sagte Paula und grinste.
„Sapperlot noch eins! Dass du mich immer daran erinnern musst!“, schnaubte Sherlock, ohne das Kuchentablett aus den Augen zu lassen, mit dem Frau Hagedorn herumging. Gerade hielt sie Benedikt Ussenkamp, der in ein Gespräch mit Dr. Kuckelkorn vertieft war, das Tablett unter die Nase. Benedikt Ussenkamp nahm sich ein Stück Kuchen und biss hinein. Weder Max, Paula noch Sherlock konnten hören, was er danach zu Frau Hagedorn sagte. Aber das mussten sie auch gar nicht, denn sie sahen seine genießerische Miene und die verlegene Röte auf dem Gesicht der Haushälterin.
„Speichellecker!“, zischte Sherlock.
Da schlug Dr. Kuckelkorn mit der Kuchengabel gegen sein Glas.
„Jetzt verkündet Papa, wer den Auftrag bekommen hat. Daumen drücken, Mäxchen! Für Herrn Ussenkamp!“, befahl Paula.
„Für wen bitte?“, näselte das Gespenst und schaute irritiert von einem Gärtner zum anderen.
„Für den Speichellecker“, antwortete Max grinsend. „Aber so ein Schleimer, wie Sie denken, ist er gar nicht, Freiherr von Schlotterfels. Er ist lustig und nett.“
„Und er baut uns bestimmt das supergenialkrasse Baumhaus“, ergänzte Paula schnell.
Freiherr von Schlotterfels zog eine Augenbraue hoch und bedachte den jungen Mann mit einem abschätzigen Blick.
„Meine Damen und Herren“, setzte Dr. Kuckelkorn an, „ich möchte es kurz machen. Der Auftrag ist vergeben, und zwar an … Benedikt Ussenkamp!“
„Genialcool!“, jubelte Paula.
Max, Paula, Frau Hagedorn und Frau Porz klatschten eifrig Beifall.
„Danke, dass Sie hier waren. Und einen guten Heimweg!“, rief Dr. Kuckelkorn.
Die Gärtner verließen leise murmelnd den Schlosspark. Freudig hüpfte Paula zu ihrem Vater, Frau Hagedorn und Herrn Ussenkamp. Max, Sherlock und Lilly folgten ihr.
„Dann machen wir es wie vereinbart“, sagte Herr Ussenkamp gerade.
Dr. Kuckelkorn nickte. „Das Schloss ist groß genug. Im Dienstbotentrakt werden wir ein Zimmer für Sie herrichten.“
„Perfekt. Dann hole ich jetzt meine Sachen aus der Jugendherberge ab“, sagte Herr Ussenkamp und verabschiedete sich. „Bis später!“
„Was für ein sympathischer junger Mann!“ Frau Hagedorns Wangen glühten. „Da haben Sie eine gute Wahl getroffen, Herr Dr. Kuckelkorn.“
„Süßer Typ“, sagte Frau Porz im Näherkommen und strich über das Sonnentattoo auf ihrer Schulter. Dann schenkte sie Dr. Kuckelkorn ein strahlendes Lächeln und hauchte: „Ich stehe aber mehr auf Männer mit Köpfchen …“
Dr. Kuckelkorn lief knallrot an. Frau Hagedorn blieb der Mund offen stehen und Sherlock wisperte Max und Paula zu: „Ich hab euch doch gesagt, dass sie eurem Vater schöne Augen macht!“
Paula runzelte die Stirn und blitzschnell wanderte ihre Hand in die ihres Vaters.
„Habe ich das gerade richtig verstanden?“, fragte Frau Hagedorn empört, als sie sich wieder gefasst hatte. „Haben Sie Herrn Ussenkamp tatsächlich ein Zimmer im Dienstbotentrakt angeboten?“
Verwundert zog Dr. Kuckelkorn die Stirn kraus und nickte.
„Oje, oje“, stammelte Frau Hagedorn. „Haben Sie eine Vorstellung davon, wie es dort aussieht?“
Dr. Kuckelkorn schüttelte langsam den Kopf. Mittlerweile wurde ihm klar, dass er sein Versprechen offensichtlich zu voreilig gegeben hatte.
„Im Dienstbotentrakt war seit bestimmt hundert Jahren keine Menschenseele mehr. Und genauso sieht es da auch aus“, schimpfte Frau Hagedorn. „Ich werde Stunden brauchen, um dort Ordnung zu schaffen!“
Frau Porz wirbelte zu Max herum. „Wie viel Uhr ist es, Kleiner?“
„Gleich fünf“, antwortete Max, der es gar nicht mochte, wenn man ihn „Kleiner“ nannte.
Frau Porz schlug sich die Hand vor den Mund. „Ich hätte Ihnen
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