Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ganz, nah!

Titel: Ganz, nah! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
und ich ging auf ihn los. Beim Kampf löste sich ein Schuss. Er starb in meinen Armen. «
    »Und deshalb haben Sie im Gefängnis gesessen? «
    Er nickte und goss sich noch einen Scotch ein. »Angelos Beerdigung fand am gleichen Tag statt wie Bills. Ich konnte jedoch leider an keiner teilnehmen. «
    »Aber ich verstehe nicht, warum man Sie ins Gefängnis gesteckt hat, wenn es doch Notwehr war? «
    »Das sah Bills Onkel anders, und damals war er bereits Bezirkscaptain. Er verwies darauf, dass ich viel größer war als Bill und fast ein Jahr älter, und deshalb schrieb er mir die alleinige Schuld am Tod des einzigen Kindes seiner Schwester zu. Er erklärte, er würde den Rest seines Lebens dafür sorgen, dass ich keine Freude mehr an meinem Leben hätte, und das hat er ernst gemeint. William Trumanti ist ein Mann, der zu seinem Wort steht. «
    »William Trumanti! «, rief Leigh aus. »Sie haben den Neffen von Commissioner Trumanti umgebracht? «
    »Genau. «
    »Mein Gott... «
    »Ich bin vier Jahre dafür ins Gefängnis gegangen und habe jede freie Minute in der Bibliothek mit Studieren zugebracht. «
    »Was haben Sie studiert? «
    »Jura«, erwiderte er. »Ich dachte, da ich ständig mit dem Gesetz in Konflikt komme, wollte ich lieber lernen, wie ich es umgehen konnte. Später fand ich jedoch, dass es interessantere Studiengänge gab. Als ich aus dem Gefängnis kam, schrieb ich mich im College ein, und dann ging ich zur Universität. «
    Leigh stand auf und holte den Salat, den Hilda vorbereitet hatte. »Und dann? «, fragte sie.
    »Ich entdeckte, dass ich ein Talent dazu hatte, auf legitime Art und Weise zu Geld zu kommen. Zuerst im Baugewerbe. Ich war schließlich auf der Straße aufgewachsen und konnte mit Bauarbeitern auf ihrem Niveau umgehen, aber ich wusste auch, wie man ein profitables Geschäft abschließt.
    In den ersten Jahren lief alles gut, nein, sogar besser als gut. Und dann wurde meine Firma groß, und Trumanti bekam Wind davon. Und auf einmal wurde ich wegen versuchter Bestechung eines Stadtinspektors verhaftet. Der Rest ist Geschichte. Je größer und erfolgreicher ich wurde, desto größer und geschäftsschädigender wurden die Anklagen. «
    Er schwieg und blickte auf ihre Hände. Sie hatte gerade Salat aus der Schüssel genommen und hielt jetzt mitten in der Bewegung inne. »Wollen Sie ihn auf einen Teller geben? «
    »Was? Ach so, ja. Erzählen Sie weiter - was geschah dann? «
    »Den Rest kennen Sie. Trumanti hat einflussreiche Freunde auf Landes- und Bundesebene, und bei meinem Vorstrafenregister hat er kein Problem, jeden Staatsanwalt dazu zu überreden, meine Geschäfte zu überprüfen. Ich habe schon Millionen von Dollar für meine Verteidigung bei allen möglichen Gerichten ausgegeben. Es ist ein Spiel geworden, das er und ich spielen - ein übles Spiel. Er stirbt jetzt an Krebs, aber er ist dadurch nicht nachgiebiger geworden. Vendetta ist ein italienisches Wort, und er glaubt daran. Na ja«, schloss er, »habe ich mein Versprechen gehalten? «
    Leigh nickte schweigend. Sie hatte keine Veranlassung zu glauben, dass er ihr die ganze Wahrheit erzählt hatte, aber sie glaubte ihm trotzdem. Aus irgendeinem Grund glaubte sie ihm. Plötzlich fiel ihr ein, wie bereitwillig Trumanti ihr hatte helfen wollen, wie bereitwillig er all seine Ressourcen zur Verfügung gestellt hatte. Zu dem Zeitpunkt war sie vor Angst noch völlig außer sich und nicht in der Lage gewesen, die Berechtigung all dessen oder seine Handlungsweise in Frage zu stellen, aber jetzt fragte sie sich, ob Trumanti nicht davon gewusst hatte, dass Logan sich mit Michael Valente getroffen hatte. Vielleicht war das ja der Grund für seine Hilfsbereitschaft gewesen.
    Wortlos nahm sie die Salatteller, und Michael griff nach der offenen Flasche Rotwein, die Hilda auf die Theke gestellt hatte. Erst als Leigh die Teller zum Esszimmertisch trug, fiel ihr auf, dass er sie gar nicht gefragt hatte, ob sie ihm glaube.
    Sie beobachtete ihn, als er den Wein in die Pokale einschenkte, das stolze, harte Gesicht zu einer ausdruckslosen Maske verzogen. Er würde sie nicht fragen, ob sie ihm glaubte. Und er würde auch niemals versuchen, sie zu überzeugen. Sie dachte an die Worte, mit denen er sie empfangen hatte, als sie nach Hause gekommen war. Er hatte gespürt, dass sie ihre eigenen Gefühle nicht ausdrücken konnte, und deshalb hatte er es für sie getan.
    »Mir tut alles weh, vor allem tief im Herzen. Die Menschen, denen ich vertraut habe, haben

Weitere Kostenlose Bücher