Ganz, nah!
mich verraten. « Er hatte sie gezwungen zu weinen, weil sie weinen musste, und dann hatte er sie in den Armen gehalten und ihr sanft und beruhigend über den Rücken gestrichen. Sein bester Freund war auch in seinen Armen gestorben, und sie hatte das Gefühl, dass er bei ihm genauso zärtlich gewesen war wie bei ihr heute Abend.
Michael blieb vor ihr stehen, um ihr den Stuhl herauszuziehen. Unzählige Emotionen kämpften in Leigh miteinander, als sie zu ihm aufblickte. »Leigh? «, fragte er stimrunzelnd. »Weinen Sie etwa? «
Sie schüttelte den Kopf, obwohl es nicht stimmte, und sagte heftig: »Ich hasse Trumanti! «
Lachend riss er sie in die Arme.
Kapitel 45
Anderthalb Wochen später stand Michael mit Leigh in dem privaten Foyer vor ihrer Wohnung. Sie warteten auf den Aufzug. »Bist du sicher, dass O’Hara meinen Wagen nicht zum Hintereingang bringen soll? «, fragte er.
»Ja, ich bin mir sicher«, erwiderte sie.
In den anderthalb Wochen, seit er ihr von seiner fehlgeleiteten Jugend erzählt hatte, hatte die Polizei alle Unterlagen aus dem Arbeitszimmer ihres Mannes beschlagnahmt, und an Silvester hatte ein lokaler Fernsehsender in den Abendnachrichten verbreitet, sie stehe vermutlich unter Verdacht, ihren Mann ermordet zu haben. Michael war dabei gewesen, als sie die Nachricht hörte. Sie war leichenblass geworden und langsam aufgestanden. Er hatte ihr den Arm um die Schultern gelegt, und sie hatte die Augen geschlossen und sich an ihn geschmiegt. Sie war völlig fertig gewesen, hatte jedoch nicht die Kraft gehabt, sich zu wehren oder auch nur anzurufen, um die Meldung richtig zu stellen.
Seitdem hatten sich die Pressemeldungen überschlagen. Mittlerweile galt jeder als verdächtig, und seit heute Morgen gehörte auch Michael zu dem Kreis. Bis jetzt waren seine Besuche bei ihr nur kurz in ein paar Artikeln vermerkt worden, aber heute früh hatte die Daily News getitelt:
VALENTE IN MORD AN MANNING VERWICKELT
In dem Artikel stand, die Polizei verfüge über »neue Beweise«, dass Michael Logan Manning umgebracht habe, um Leigh von ihrem untreuen Ehemann zu befreien, seine Firma zu übernehmen und schließlich Leigh für sich selber zu beanspruchen.
Bevor der Artikel erschien, hatte Michael sie nicht überreden können, die Wohnung zu verlassen und an die Öffentlichkeit zu gehen, als Leigh jedoch an diesem Morgen die Schlagzeile sah, war sie so wütend geworden, dass sie ihn angerufen und gebeten hatte, mit ihr essen zu gehen. Sie war sich absolut sicher, dass William Trumanti diese Informationen an die Presse weitergab. »Das klingt genauso wie die Dinge, die er dir in der Vergangenheit angetan hat«, erklärte sie ihm am Telefon, »aber damit kommt er dieses Mal nicht durch. Das Schlimmste, was wir machen können, ist, uns vor der Öffentlichkeit zu verstecken, als ob wir schuldig seien, oder? «
Sie hatte keine Kraft gehabt, um für sich selbst zu kämpfen, aber für ihn wollte sie einstehen, und dieses Wissen erfüllte Michael mit Zärtlichkeit. Ihm waren Trumanti oder der Artikel in der Daily News gleichgültig, und das versicherte er ihr auch, aber da sie unbedingt etwas tun wollte, ließ er es mit Freuden zu. Es würde sie von ihrem eigenen Kummer ablenken. »Ja, es könnte ein Fehler sein, sich zu verstecken. «
»Ich finde, wir sollten heute Abend essen gehen, das heißt, wenn du nichts anderes vorhast. «
Er willigte ein, erklärte ihr, er würde sie um acht Uhr abholen, und das Restaurant würde gerne er bestimmen.
Kurz nach acht trat sie aus ihrem Schlafzimmer, zur Schlacht gerüstet in einem langärmligen kleinen Schwarzen und hochhackigen Schuhen, die ihre schönen langen Beine zur Geltung brachten. Das Kleid war tief ausgeschnitten, sie wirkte belebt, und ihre Augen blitzten. »Das kann Trumanti dir nicht anhängen«, erklärte sie. »Das lasse ich nicht zu. «
Als sie aus dem Aufzug in die Eingangshalle des Gebäudes traten, brach vor dem Haus ein Tumult los. Fotografen und Reporter drängten sich auf dem Bürgersteig. »Bist du sicher, dass du dort hinaus möchtest? «, fragte er besorgt.
Sie blickte ihn an. Mit ihrer Porzellanhaut und den langbewimperten grün schimmernden Augen, dem weichen, verletzlichen Mund wirkte sie viel zu zerbrechlich, um auch nur in die Nähe der Reporter kommen zu können. Aber dann hob sie leicht den Kopf, reckte ihr Kinn vor und verwandelte sich vor seinen Augen in eine Königin, distanziert und unberührbar. Fasziniert sah er zu, wie sich eine
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