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Ganz, nah!

Titel: Ganz, nah! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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den Rücken gejagt hatte.
    An Silvester hatte er ihr erzählt, dass er vor langer Zeit einmal kurz verheiratet gewesen war, aber als sie mehr darüber erfahren wollte, hatte er sofort das Thema gewechselt.
    Leigh spürte, dass er ein Einzelgänger war. Sie kannte das Gefühl, sie war genauso. Sie hatte genug von Ehemännern und Liebhabern.
    Zugleich jedoch fühlte sie sich Michael Valente erstaunlich nah. Erneut war er in ihr Leben getreten, dieses Mal nicht, um sie zu retten, sondern um ihr dabei zu helfen, bei Verstand zu bleiben. Und sie empfand tiefe Dankbarkeit für ihn.
    Er hatte einige Minuten lang geschwiegen, und Leigh warf ihm einen Blick zu. »Woran denkst du? «, fragte er.
    »An dich«, gab sie leise zu. Der Druck seiner Hand verstärkte sich.
    Im East Village bogen sie in die Great Jones Street ein, und entzückt erklärte Leigh: »Ich hätte wissen müssen, dass wir nach Hause fahren. Ich wusste ja, dass sich hier einiges verändert hat, und ich wollte es mir schon lange mal an-schauen, aber irgendwie konnte ich mich nie dazu überwinden. ln meiner Erinnerung war alles so hässlich und heruntergekommen, aber jetzt... Schau dir das an! « Sie beugte sich vor und betrachtete die wundervoll restaurierten Häuser aus dem neunzehnten Jahrhundert mit ihren schicken Läden und eleganten Wohnungen.
    Angelini’s Markt lag immer noch auf der Ecke, aber es war kein schäbiger kleiner Laden mehr; er war erweitert und modernisiert worden und beherbergte jetzt ein einladendes Feinkostgeschäft. Daneben befand sich ein Restaurant/Bistro mit Gaslaternen davor, die das Gebäude in schimmerndes Licht tauchten. Über der Tür stand auf einem diskreten Messingschild »Angelini’s«, und als Leigh aus dem Wagen stieg, sagte sie: »Ich wusste zwar, dass es ein beliebtes Restaurant mit diesem Namen gibt, aber er kommt ja häufig vor, und ich dachte, das Lokal sei weiter südlich. «
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm, als er an dem Feinkostladen Vorbeigehen wollte. »Warte, lass uns schnell hineingehen. Es ist schon so lange her. «
    An der Kasse standen ein paar Leute, die ihre Einkäufe bezahlen wollten, aber niemand achtete auf sie. Leigh wanderte durch die Gänge und erinnerte sich an die Zeit, als sie sich kaum etwas hatte leisten können, weil sie so wenig Geld gehabt hatte. Und trotzdem war damals das Leben viel unkomplizierter gewesen. Hinter ihr sagte Michael mit einem Lächeln in der Stimme: »Als ich dich das erste Mal gesehen habe, hast du genau dort gestanden. «
    Überrascht darüber, dass er sich daran erinnerte, drehte sie sich um. »Wirklich? Das weißt du noch? «
    »Ich sehe es deutlich vor mir. « Er steckte die Hände in die Taschen seines Kaschmirmantels. »Du trugst Jeans und eine ärmellose Bluse und hast mit Dosen und frischen Orangen jongliert. Eine Orange fiel herunter, und als du dich danach bücktest, sind sie dir nacheinander aus den Händen gefallen. «
    »Und wo warst du? «
    »Genau hier, hinter dir. «
    »Und du hast mir nicht geholfen? «
    Er grinste spitzbübisch. »Damit hätte ich doch das hübsche Bild verdorben. «
    Lachend verdrehte Leigh die Augen. »Ich hätte wissen müssen, dass du damals nicht mein Gesicht bewundert hast. Du warst ziemlich pervers. «
    »Nicht übermäßig. Letztendlich bin ich in Erscheinung getreten, als der ganze Stapel Orangen auf dem Boden lag. «
    »Wie galant. «
    »Das hatte mit Galanterie nichts zu tun. Ich wollte nur wissen, wie du von vorn aussiehst. «
    »Und was hast du gesehen? «
    »Haare. «
    Sie lachte. »Haare? «
    Michael nickte. »Du hocktest auf allen vieren, um die Orangen einzusammeln, die unter die Regale gerollt waren, und als du zu mir aufblicktest, fielen dir die Haare übers Gesicht. Also sah ich nur einen Vorhang glänzender, rötlich brauner Haare und zwei lachende grüne Augen. « Kopfschüttelnd sagte er wie zu sich selber: »Auf diese lachenden Augen habe ich sofort reagiert. «
    »Wie reagiert? «
    »Das ist schwierig zu erklären«, erwiderte Michael amüsiert. Dann blickte er auf seine Armbanduhr. »Komm, lass uns nach nebenan gehen. « Gemeinsam gingen sie den Gang entlang. Vor einem Gestell mit Zeitungen und Zeitschriften blieb Leigh abrupt stehen.
    VALENTE IN MORDFALL MANNING VERWICKELT
    Unter der Schlagzeile der Daily News war ein großes Foto von Leigh und Michael im Profil, als ob sie einander ansehen würden. »Stell dir vor«, sagte Leigh nachdenklich, »vor vierzehn Jahren waren wir da hinten. Und jetzt« - sie wies

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