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Ganz, nah!

Titel: Ganz, nah! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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so herum. Aber sie ist auch eine treue Seele. «
    Michael hätte sie am liebsten in die Arme genommen. Obwohl es ihr so schlecht ging, machte sie sich Gedanken über seine Gefühle. Er hätte ihr gerne gesagt, wie stolz er auf sie war, aber solange Hilda in der Nähe war, mussten sie sich notgedrungen auf belangloses Geplauder beschränken. Schließlich jedoch verkündete Hilda, das Essen sei fertig, und sie würde sich jetzt zurückziehen.
    »Sollen wir in die Küche gehen? «, fragte Leigh.
    Auf der Kochinsel stand eine Schüssel mit gekochten Shrimps im Eisbett, umgeben von Zitronenschnitzen und Petersilie. Leigh zog zwei verchromte Hocker unter der Theke hervor und setzte sich auf einen. »Hilda kann uns jetzt nicht mehr hören, Ihre Galgenfrist ist also abgelaufen«, erklärte sie lächelnd. »Lassen Sie uns über Sie reden. «
    Der Champagner, den er ihr eingeschenkt hatte, hatte die erhoffte Wirkung gezeigt. Sie schien gelöster und nicht mehr so verletzt. »Wo soll ich anfangen? «
    »Vielleicht damit, als man Sie >Falke< nannte. «
    »Sie wissen doch schon, wie ich zu meinem Spitznamen gekommen bin«, erwiderte Michael. »Ich war der Späher. Wollen Sie etwas über mein Leben als Verbrecher wissen? «
    Zögernd nickte Leigh. »ja«, gab sie zu, »vermutlich schon. «
    Er trat auf die andere Seite der Kochinsel und lehnte sich an die Theke dahinter. »In diesem Fall muss ich unsere Vereinbarung ein wenig nachbessern. « Er wies mit dem Kopf auf die Schüssel mit den Shrimps. »Ich erzähle Ihnen davon, aber Sie müssen dabei alles aufessen. «
    Gehorsam ergriff sie eine Krabbe und tunkte sie in Cocktailsauce...
    »Ich war ungefähr acht, und meine Eltern lebten noch, als Angelo mir den Spitznamen gab. Er war elf und der geborene Anführer mit einer ergebenen Schar von Anhängern, zu denen auch ich und Bill gehörten, mein bester Freund, der nebenan wohnte. Zuerst klauten Bill und ich nur Radkappen, aber innerhalb von drei oder vier Jahren holten wir mit Angelo und seiner Bande alles von der Straße, was sich bewegte und zu verkaufen war. Und wir verteidigten unser Gebiet, zuerst mit den Fäusten und später, als Teenager, unter anderem auch mit Messern. «
    Als er schwieg, beugte Leigh sich vor: »Erzählen Sie weiter. «
    »Sie müssen zuerst noch etwas essen. «
    Sofort steckte Leigh sich eine weitere Krabbe in den Mund, und Michael unterdrückte ein Grinsen, als er sah, wie begierig sie seiner Geschichte folgte. »Als ich sechzehn war, machten wir einen Vorstoß in das Gebiet einer anderen, viel größeren Gang, und bei dem Kampf, der darauf folgte, wurde ich böse verletzt. Angelo zog die zwei Typen, die auf mich einstachen, von mir weg und starb fast an den Stichwunden, die sie ihm zufügten. Als die Polizei kam, waren nur noch wir beide am Tatort, und natürlich wurden wir festgenommen. «
    »Da waren Sie das erste Mal im Gefängnis? «
    »Nein, aber es war das erste Mal, dass ich beinahe getötet worden wäre, und das gefiel mir nicht. Ich wollte der Kopf hinter Angelos Operationen sein, derjenige, der sich alles ausdachte, aber ich war nicht dazu geschaffen, aktiv teilzunehmen. «
    »Warum? «
    »Ich hasste den Anblick von Blut, vor allem, wenn es mein eigenes war, und ich sah nicht ein, warum es vergossen werden sollte. «
    Unwillkürlich kicherte Leigh. Sie trank einen weiteren Schluck Champagner und nahm sich noch eine Krabbe. »Sie wohnten damals bei Ihrer Tante und Ihrem Onkel. Was  hielten sie denn von den Problemen, in die Angelo und Sie immer gerieten? «
    »Ein Jahr, nachdem meine Eltern umgekommen waren, starb mein Onkel an einem Herzinfarkt, und meine Tante wurde mit Angelo und mir nicht fertig. Sie glaubte sowieso, dass die Polizei uns zu Unrecht verfolgte. «
    »Was war mit Bills Eltern? Was haben sie denn gemacht, als ihr Sohn verhaftet wurde? «
    »Sie riefen Bills Onkel an, der Lieutenant bei der NYPD war, und er holte Bill heraus und sorgte dafür, dass es keine Unterlagen gab. Dank seines Onkels war Bill der Einzige von uns ohne Vorstrafenregister. Dabei war er wahrscheinlich der gemeinste Hitzkopf in der ganzen Gegend, aber er war sehr klein und dünn, deshalb konnten sich weder seine Eltern noch sein Onkel vorstellen, dass er wirklich so schlimm war.
    Mit der Zeit machte es Angelo wütend, dass Bill als Einziger immer ungeschoren davon kam, und deshalb begann er, ihn von allem auszuschließen. Außerdem streute er das Gerücht, Bill sei ein Verräter. «
    »Was haben Sie dabei

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