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Ganz, nah!

Titel: Ganz, nah! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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notierte sich alle Einzelheiten. Dabei fiel ihr auf, dass in den meisten Fällen die Beweise offensichtlich nicht für einen Haftbefehl ausgereicht hatten, weil die Ankläger sich häufig direkt an die Anklagejury gewandt hatten.
    Als sie fertig war, lag vor ihr eine beeindruckende Liste mit Anklagen, hauptsächlich Betrugs- und Steuerdelikte.
    Herausgekommen war dabei jedoch nie etwas, weil letztendlich alle Anschuldigungen fallen gelassen werden mussten.
    Valente war zwar von einer der besten New Yorker Kanzleien vertreten worden, aber selbst Buchanan hätte einen wirklich Schuldigen nicht aus jedem einzelnen Fall herauspauken können.
    Es gab auch ein paar Minimaldelikte, wie zum Beispiel Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit - Valente war sechs Meilen schneller gefahren als erlaubt - und Besitz von Drogen. Letzteres kam Sam besonders lächerlich vor, weil es sich dabei um ein Medikament handelte, das ihm offenbar gegen Schmerzen verschrieben worden war. Auch diese Anklagen waren fallen gelassen worden.
    Die einzige Ausnahme bildete eine Haftstrafe wegen Totschlags. Valente war damals siebzehn gewesen und hatte einen William T. Holmes erschossen. Im Prozess hatte er sich schuldig bekannt und war zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Nach vier Jahren hatte man ihn wegen guter Führung aus dem Gefängnis entlassen.
    Sam suchte in der Akte nach den Unterlagen für diesen Fall, konnte sie jedoch nicht finden. Auch auf Shraders Schreibtisch lag keine Mappe mit rotem Schild.
    »Was suchst du? «, fragte Shrader, der gerade mit einem Aktenstapel aus McCords Büro zurückkam.
    »Die Akte über Valentes Haftstrafe wegen Totschlags«, erwiderte Sam.
    »Die habe ich nicht«, erklärte Shrader.
    Sam stand auf und begab sich in McCords Büro. Er war nicht da, aber als sie an seinen Schreibtisch trat, sah sie die Akte sofort, weil sie als einzige Unterlage nicht ordentlich an ihrem Platz lag, sondern es im Gegenteil so aussah, als habe er sie eilig hingeworfen. Sie schrieb ihm rasch eine Notiz, dass sie sie mitgenommen hatte, und ging wieder in ihr Büro.
    In der Akte lag der Bericht des Polizeibeamten, der Valente festgenommen hatte, es stand jedoch lediglich darin, dass Valente einen Streit mit Holmes gehabt hatte, in dessen Verlauf er ihn mit einer unregistrierten 45er Halbautomatik, die Valente gehörte, erschossen hatte. Es gab keine Zeugen, aber der Beamte war zufällig am Tatort vorbeigefahren, hatte den Schuss gehört und war dort gewesen, bevor Valente fliehen konnte. Den Namen des Polizisten hatte McCord eingekreist und eine Adresse dazugeschrieben.
    Laut Aussagen war William Holmes ein unbescholtener Junge gewesen, Valente jedoch hatte schon einige Straftaten auf dem Kerbholz.
    Nachdenklich klappte Sam die Akte wieder zu... Mit siebzehn hatte Valente jemanden erschossen. Das bedeutete, dass er zu einem Gewaltverbrechen fähig war. Allerdings war die Tat wohl im Affekt geschehen, und das war etwas anderes als vorsätzlicher Mord.
    Gedankenverloren kritzelte Sam auf ihrem Block herum. Wer war Valente wirklich? Was bewegte ihn, was machte ihn gewalttätig? Und warum zog Leigh ihn einem zwar untreuen, aber ansonsten respektablen Ehemann vor?
    Sie grübelte immer noch, als Shrader aufstand. »Es ist zwanzig vor zehn«, sagte er. »Wir sollten dem Lieutenant keinen Grund geben, schlechte Laune zu bekommen, weil wir uns verspäten. «
    »Gott behüte! «, erwiderte Sam, ließ sich jedoch Zeit, ihre Unterlagen zusammenzupacken. Gestern war McCord bei Holland gewesen, und anschließend hatte er eine furchtbare Laune gehabt. Angeblich hatte er sogar beim Hinausgehen die Tür hinter sich zugeknallt.
    »Für gewöhnlich ist es hier eiskalt. Heute ist es heiß«, erklärte Shrader und zog sein Jackett aus. Auch Sam ließ ihr Jackett über dem Stuhl hängen.
    Möglicherweise hatte McCord sich gestern eine Standpauke abgeholt, weil sie mit den Ermittlungen nicht schnell genug vorankamen. Andererseits waren aber fünf Wochen in einem Mordfall keine lange Zeit, zumal McCord äußerst sorgfältig und genau vorging und jede Aussage wichtig nahm.
    Vor ein paar Wochen hatte Womack Valentes Portier ein Foto von Leigh Manning gezeigt und ihn gefragt, ob die Frau schon einmal im Haus gewesen sei. Der Portier hatte dies verneint. Bei der nächsten Sitzung hatte Womack davon berichtet, und McCord hatte ihn getadelt, weil er den Portier nicht gefragt hatte, wie viel Trinkgeld Valente ihm gegeben hatte.
    Womack holte sich die Information,

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