Ganz, nah!
trinken besorgen und es ihm in ein paar Minuten bringen, damit ich mich mit Anstand zurückziehen kann? «
Sybil grinste. »Du willst, dass ich mich mit einem großen, antisozialen, halbwegs gut aussehenden Mann, der eine schmutzige Vergangenheit, eine fragwürdige Gegenwart und ein Vermögen von fünfzehn Millionen Dollar aus dunklen Geschäften hat, unterhalte? Geht es darum? «
»Ja, so ungefähr«, gab Leigh zerknirscht zu.
»Was soll ich ihm zu trinken bringen? Blut? «
»Glenlivet«, erwiderte Leigh und umarmte sie rasch. »Kein Eis, kein Wasser, kein Blut. «
Sybil machte sich auf den Weg zu einer der Bars, und Leigh trat zögernd, ein gefrorenes Lächeln auf dem Gesicht, auf Valente zu. Er musterte sie mit unverbindlicher Neugier, und sein Gesichtsausdruck war so wenig einladend, dass Leigh bezweifelte, dass er tatsächlich »ein Fan« von ihr war. Wahrscheinlich wollte er sie noch nicht einmal kennen lernen. Als sie so dicht vor ihm stand, dass sie ihm die Hand entgegen strecken konnte, stellte sie fest, dass er mindestens ein Meter neunzig war, mit sehr breiten, muskulösen Schultern, dichten schwarzen Haaren und stechenden, bernsteinfarbenen Augen.
»Mr. Valente? «
»Ja. «
»Ich bin Leigh Manning. «
Er lächelte - ein seltsames, abschätzendes Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. Ohne den Blick von ihr zu wenden, ergriff er ihre Hand ein wenig zu fest und ein wenig zu lang. »Wie geht es Ihnen, Mrs. Manning? «, sagte er mit einer tiefen Baritonstimme, die kultivierter klang, als Leigh erwartet hatte.
Sie erwiderte seinen Händedruck, sodass er ihre Hand freigab, aber er blickte sie weiterhin unverwandt an. »Ihre Vorstellung heute Abend hat mir sehr gut gefallen. «
»Es überrascht mich, dass Sie dort waren«, erwiderte Leigh, ohne nachzudenken. Nach allem, was sie von ihm wusste, war er nicht der Mann, der ein sensibles Theaterdrama mit zahlreichen subtilen Anspielungen genoss.
»Vermutlich haben Sie angenommen, ich hätte stattdessen einen Laden mit alkoholischen Getränken ausgeraubt? «
Das kam der Wahrheit so nahe, dass Leigh sich bloßgestellt fühlte. »Nein, ich nahm an, dass es äußerst schwierig war, Karten für die Premiere zu bekommen. «
Plötzlich erreichte sein Lächeln seine Augen, und sein Blick wurde ein wenig herzlicher. »Das haben Sie zwar nicht gedacht, aber es ist trotzdem reizend von Ihnen, es zu sagen. «
Da Leigh kein anderes Thema einfiel, fuhr sie mit aufgesetztem Lächeln fort: »Ich habe gehört, Sie tragen sich mit dem Gedanken, in ein geschäftliches Unternehmen meines Mannes zu investieren? «
»Was Sie natürlich missbilligen«, erwiderte er trocken.
Leigh hatte das Gefühl, in die Ecke gedrängt zu werden. »Wie kommen Sie darauf? «
»Ich habe Sie eben beobachtet, als Logan Ihnen gesagt hat, dass ich hier bin und warum er mich eingeladen hat. «
Trotz seines zwielichtigen Hintergrundes war der Mann Gast in ihrem Haus, und Leigh schämte sich ein wenig, weil sie ihm ihre negativen Empfindungen so deutlich gezeigt hatte. Sie dachte an das alte Sprichwort, dass Angriff die beste Verteidigung ist, und sagte höflich und bestimmt: »Sie sind Gast in meinem Haus, und ich bin Schauspielerin, Mr. Valente. Wenn ich Ihnen negativ gegenüberstünde, so würde ich es mir nie anmerken lassen. «
»Das ist äußerst beruhigend«, entgegnete er milde.
»Ja, Sie haben sich völlig geirrt«, fügte Leigh hinzu. Es freute sie, dass ihre Strategie offenbar funktionierte.
»Soll das heißen, dass Sie meine Geschäftsbeziehung zu Ihrem Mann nicht missbilligen? «
»Das habe ich nicht gesagt. «
Er lächelte über ihre ausweichende Antwort, ein langsames, seltsam verführerisches Lächeln, das seine Augen unter den schweren Lidern zum Leuchten brachte. Jemand anderem wäre diese Nuance vielleicht nicht aufgefallen, aber Leigh war Schauspielerin und daran gewöhnt, subtile Ausdrucksformen zu erkennen, und sie spürte sofort, dass hinter seinem Lächeln Gefahr lauerte. Es war das verführerische Lächeln eines skrupellosen Raubtiers, das sie seine Macht spüren lassen wollte. Angeekelt wich Leigh seinem Blick aus und zeigte auf das Gemälde an der Wand. Es war ein Bild, das Logan unter gewöhnlichen Umständen noch nicht einmal in einem Schrank aufgehängt hätte. »Ich habe gesehen, dass Sie eben dieses Bild bewundert haben. «
»Nein, eigentlich habe ich nur den Rahmen bewundert. «
»Es ist frühes siebzehntes Jahrhundert und hat im Arbeitszimmer von
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