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Ganz, nah!

Titel: Ganz, nah! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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geschwungenen Flurs. Erin Gillroy stand mit gesenktem Kopf vor seinem Schreibtisch, die Hände voller Papiertaschentücher. Sie blickte auf, als Sam eintrat. »Miss Gillroy, ich bin Detective Littleton. «
    »Hallo«, erwiderte die Sekretärin. Ihre Stimme klang rau, aber gefasst.
    »Möchten Sie sich setzen? «
    »Nein, lieber nicht. Ich glaube, wenn ich stehen bleibe, fühle ich mich weniger verletzlich und albern. «
    Sam hockte sich auf die Schreibtischkante und holte Notizblock und Stift aus ihrer Schultertasche. »Detective Womack meinte, dass es Ihnen wahrscheinlich leichter fällt, mit einer Frau zu sprechen. «
    »Tatsächlich? Er kam mir nicht so besonders mitfühlend vor. «
    Sam kam die junge Frau, entgegen Womacks Beschreibung, nicht sonderlich schwach oder schüchtern vor. »Wie lange arbeiten Sie schon hier? «
    »Beinahe zwei Jahre. «
    Sorgfältig notierte Sam das, weil sie Zeit gewinnen wollte, um die nächste Frage zu formulieren. Zu ihrem Erstaunen beantwortete Erin Gillroy sie jedoch schon von sich aus. »Meine Beziehung mit Logan Manning begann - und endete - vor sechs Monaten. «
    Sam musterte sie schweigend, wobei sie sich fragte, warum sie so bereitwillig zwei Polizisten, die ihr völlig fremd waren, Rede und Antwort stand. »Wer wusste sonst noch davon? «
    Erin ballte die Fäuste. »Niemand! Ich habe es nur meiner Mitbewohnerin, Deborah, erzählt. Gestern Abend hat ein Reporter angerufen und behauptet, er wisse, dass ich eine Affäre mit Logan Manning gehabt habe. Und meine Mitbewohnerin, meine Freundin«, betonte sie bitter, »fand es unaufrichtig, ihn anzulügen, und erzählte ihm alles. « Heftig wandte sie sich an Sam. »Können Sie mir erklären, wie jemand, der ständig in der Bibel liest und daraus zitiert wie Deborah, ohne jegliche Gewissensbisse eine Freundin verraten und ein Versprechen brechen kann und das auch noch richtig findet? Sie hätte doch bloß auflegen brauchen! «
    Da Sam merkte, dass sie wirklich eine Antwort von ihr erwartete, sagte sie: »Ich kenne viele unfreundliche, mit Vorurteilen behaftete Leute, die jeden Sonntag in die Kirche gehen und in der Bibel lesen. Ich weiß nicht, wie sie ihre grausame Einstellung von ihrer religiösen Überzeugung trennen, aber sie sind dazu in der Lage. «
    »Deborah gehört offensichtlich dazu. «
    »Was glauben Sie, wie der Reporter herausgefunden hat, dass Sie eine Affäre mit Manning hatten? «
    »Ich glaube nicht, dass er etwas wusste - er hat einfach nur im Trüben gefischt. Die Presse hat jede Frau angerufen, die Mr. Manning gekannt hat. Jacqueline Probst hat gestern Abend auch einen Anruf bekommen, aber sie hat dem Reporter geantwortet, sie würde klagen, wenn ihr Name irgendwo auftauchen würde, und dann hat sie aufgelegt. «
    »Wer ist Jacqueline Probst? «, fragte Sam.
    »Eine der Architektinnen hier. Die Detectives haben bereits mit ihr gesprochen. Sie ist vierundsechzig Jahre alt, sie hätte Logans Großmutter sein können. «
    Entschlossen wandte Sam sich einem anderen Thema zu. »Haben Sie alle Korrespondenz für Mr. Manning erledigt, privat wie geschäftlich? «
    »Ja. «
    »Führen Sie Buch über die Anrufe? «
    Die Sekretärin nickte.
    »Ich hätte gern die Unterlagen. Wir haben Mrs. Mannings Einwilligung. «
    »Ich werde Ihnen alles zur Verfügung stellen. « Versonnen fuhr Erin mit dem Finger über einen goldenen, pyramidenförmigen Briefbeschwerer. »Ich kann es einfach nicht glauben, dass Logan tot ist. «
    »Wer von Ihnen hat die Affäre beendet? «, fragte Sam, »Sie oder Mr. Manning? «
    »Affäre ist eigentlich nicht das richtige Wort«, erwiderte Erin. »Ich war letztes Frühjahr verlobt, und wir wollten im Juni heiraten. Meine Familie hatte schon eine große Hochzeit geplant. Aber einen Monat vor dem Termin hat mich mein Verlobter sitzen lassen.
    In dieser Zeit habe ich alles getan, um darüber hinwegzukommen. Ich bin gejoggt, habe meditiert und mich Hals über Kopf in die Arbeit gestürzt. An dem Abend, an dem wir eigentlich die Kirchenprobe gehabt hätten, bin ich extra lange im Büro geblieben, und Logan war auch hier. Wir ließen etwas zu essen kommen, und dann begann ich zu weinen. Logan versuchte, mich zu trösten, weil er den Grund für meine Niedergeschlagenheit kannte. Wenn er wollte, konnte er sehr umsichtig und aufmerksam sein. Auf jeden Fall erklärte er mir, ich sei sowieso zu schade für meinen Verlobten, und legte den Arm um mich. Und im nächsten Moment lagen wir schon auf dem Sofa da

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