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Ganz oder gar nicht

Ganz oder gar nicht

Titel: Ganz oder gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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Herausfordernd hob sie die Hand, an der sie den Diamantring trug.
    „Glauben Sie, wir hätten dieses Problem übersehen?" entgegnete er ungehalten. „Was sollten wir tun?
    Es existiert ein Testament, Sie sind die Erbin. Wir können Ihnen Ihr Erbe nicht vor enthalten, wenn wir nicht dastehen wollen, als wollten wir Sie manipulieren."
    Sie lachte bitter. „Was ist Ihr Angebot?"
    Aber ihre Bitterkeit richtete sich gar nicht gegen ihn. Er war nur zufällig gerade in Reichweite.
    Rosalind war vernünftig genug, um einzusehen, dass Najib nicht schuld an der Situation war. Jamshid war eigentlich schuld an allem, weil er ihr nichts gesagt hatte. Sie war wütend auf ihr Schicksal und auf Lamis. Warum nur hatte Jamshids Cousine sie nicht gewarnt?"
    „Unsere erste Priorität ist, Sie in Sicherheit zu bringen."
    Sie blickte sich um. „Ich dachte, das wäre schon geschehen."
    Energisch schüttelte Najib den Kopf. „Nein. Es wäre viel besser, wenn Sie nach Barakat kommen würden. Das hier ist eine ziemlich schlechte Alternative."
    „Warum?"
    Er sah sie überrascht an. „Nun, weil uns in Barakat die Unterstützung der Regierung sicher ist. Falls nötig, wird man Sie mit militärischen Mitteln beschützen."
    „Was für Militär?"
    „Die Armee von Barakat. Ich bin Tafelgefährte des Prinzen Rafi. Glauben Sie, die Prinzen der Emirate von Barakat haben kein Interesse am Schicksal einer Familie, mit der sie durch Heirat und Blutsverwandtschaft so eng verbunden sind?"
    Rosalind schwieg. Najib sah die Panik in ihrem Blick, aber er konnte nichts dagegen tun. Er hatte ihr alles gesagt. Sie musste überzeugt werden. „Das Wichtigste ist es im Moment, zu verhindern, dass bekannt wird, dass Jamshid Bahrami in Wirklichkeit Prinz Kamil war."
    „Wie soll das geschehen?"
    „Durch gezielte Fehlinformationen."
    Rosalind hatte das Gefühl, sich immer tiefer zu verstricken, bis sie keinen Ausweg mehr fände aus dem Labyrinth. „Durch Fehlinformationen?" wiederholte sie hilflos.
    „Eines muss Ihnen klar sein, Rosalind. Wenn wir so vorgehen, dann entgeht Ihnen wahrscheinlich für immer die Chance, Sa mirs Anspruch auf den Thron von Bagestan zu verwirklichen. Er ist noch jung, aber als einziger Enkel des Kronprinzen Nazim wäre er in zehn oder zwanzig Jahren als Gegenspieler zu Ghasib sehr populär. Wenn wir aber jetzt eine neue Legende für ihn schaffen, dann wird diese sich in der Hinsicht als sehr hinderlich erweisen."
    „Ich wäre sehr froh über eine solche Legende, vorausgesetzt, sie wäre glaubhaft. Sie zum Beispiel scheinen wenig geneigt zu sein, die wahre Geschichte seiner Existenz zu glauben."
    Ohne auf ihre Bemerkung einzugehen, fragte er: „Wird Samir eines Tages bedauern, was wir jetzt tun?
    Wird er es uns verübeln, dass wir ihm die Chance genommen haben, Ghasib den Thron von Bagestan streitig zu machen?"
    Rosalind sank der Mut. Welch dramatische Wendung das Schicksal nehmen konnte! Nie zuvor hatte sie an solche Möglichkeiten gedacht. Sie versuchte, sich Sams Leben vorzustellen, wenn er sich wünschte, er wäre Sultan von Bagestan, und sich auf die riskantesten Verschwörungen und Intrigen einließe und sich immer wieder von den im Exil lebenden Bagestani dazu überreden ließe, niemals auf den Thron zu verzichten.
    „Da ich Sie nicht davon überzeugen kann, dass Sam in Wirklichkeit sowieso keinen Anspruch auf den Thron hat, weil er nämlich nicht Jamshids Sohn ist", sagte sie bitter, „vielleicht glauben Sie wenigstens, dass ich so gut wie alles tun würde, um ihm ein solches Leben zu ersparen. Was für eine Lösung haben Sie also anzubieten?"
    Plötzlich redete Najib so leise, dass sie sich anstrengen musste, um ihn zu verstehen. „Unsere Lösung besteht darin, so zu tun, als wäre Samir mein Sohn."
    Rosalind war sprachlos. Es war einfach zu viel auf sie eingestürmt, oder anders ausgedrückt: die Welt war einfach nicht so, wie sie immer geglaubt hatte. Erstaunlicherweise machte diese Erkenntnis sie stärker. Von ihrer Voreingenommenheit befreit, fühlte sie sich imstande, das Leben so zu nehmen, wie es war. Zumindest im Augenblick empfand sie das so.
    „Und wie sollen wir das schaffen?" fragte sie schließlich.
    „Indem wir so vorgehen, als ob ich der Mann wäre, den Sie vor fünf Jahren geheiratet haben."
    Rosalind stockte der Atem. „Und das soll funktionieren? Gibt es nicht viel zu viele Leute, die es besser wissen?"
    „Wir glauben, dieses Problem könnte man in den Griff bekommen. Rein äußerlich

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