Ganz oder Kowalski
Frage. „Ich hoffe, dass ihnen am Ende klar wird, dass sie sich eigentlich nicht trennen wollen. Vielleicht machen sie so weiter wie bisher – nur ohne die Lügen und Schwindeleien.“
„Sie sind ein hübsches Paar.“
„Sie passen wirklich gut zusammen, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob sie es auch wissen.“ Sie lachte leise. „Es wäre typisch für meine Enkelin, dass sie sich zufällig Mr Right als ihren vorgetäuschten Verlobten ausgesucht hat.“
19. KAPITEL
Selbst ohne ihren Wecker gestellt zu haben, wachte Emma im Morgengrauen auf. Die letzten drei Tage vor Grams Rückflug nach Florida würden sie nicht arbeiten, also stand sie auf, ohne Sean zu wecken, und schlüpfte in ihre Shorts und das T-Shirt.
Es überraschte sie nicht, dass Gram schon wach war. Zwar stand das Frühstück noch nicht auf dem Tisch, aber Gram erzählte Emma, sie habe eine Kanne Kaffee aufgebrüht, während sie sich einen Tee gemacht hatte. Also schenkte Emma sich einen Becher Kaffee ein und setzte sich an den Tisch.
„Ich kann nicht glauben, dass es nur noch drei Tage sind“, sagte sie, nachdem sie einen belebenden Schluck genommen hatte.
„Ich weiß. Und ich werde dich vermissen, meine Kleine. Doch ich vermisse auch Florida. Meine Freunde und meine Freizeitaktivitäten.“
Emma lächelte. „Das freut mich, Gram. Ich werde dich ebenfalls vermissen, aber es ist toll, dass du dein Leben dort so genießt.“
„Ehe ich gehe, werde ich noch mit einem Notar über die Überschreibung des Hauses sprechen.“
Der Kaffee, den sie gerade heruntergeschluckt hatte, schien in ihrem Bauch zu rotieren. „Ich habe dir gesagt, dass ich dir das Haus abkaufen möchte – anständig und ehrlich. Wir erkundigen uns nach dem Marktwert, und dann kannst du es mir verkaufen.“
„Das ist lächerlich. Es ist ein Geschenk.“
„Das fühlt sich für mich aber nicht richtig an. Und es wäre im Sinne meiner Firma, Eigentum anzuschaffen.“
Gram stieß einen verächtlichen Laut aus. „Dann kauf dir einen neuen Truck, oder lease einen Traktor oder so was. Du wirst jedenfalls kein altes Haus kaufen. Meine Entscheidung steht fest, Emma.“
Mist . Nachdem Gram das gesagt hatte, war das Thema beendet. Doch unter keinen Umständen würde Emma das Haus annehmen, ohne dass Gram die Wahrheit kannte. Eine Minute lang starrte sie in ihren Kaffee und holte dann tief Luft. Sie hätten es beinahe geschafft, aber es war an der Zeit.
„Es war alles eine Lüge, Gram. Alles. Es wird keine Hochzeit geben.“
Da. Jetzt war es raus, und sie alle hatten einen ganzen Monat lang vergebens gelogen. Ihre Großmutter würde wütend sein und das Haus vielleicht an einen Fremden verkaufen. Und Sean würde keinen Grund haben, hierzubleiben. Emma war sich nicht sicher, was davon ihr am meisten wehtat.
„Vielleicht solltest du dich erklären.“
„Ich habe einen Freund erfunden, damit du dir keine Sorgen mehr darüber machen musst, dass ich allein bin. Seans Name ist mir einfach so rausgerutscht. Bis vor einem Monat war er noch in der Army. Und vier Tage vor deiner Ankunft habe ich ihn zum ersten Mal getroffen. Damals habe ich an seine Tür geklopft und ihn gebeten, so zu tun, als wäre er mein Verlobter.“
Tatsächlich lachte Gram leise. „Das war bestimmt eine sehr interessante Unterhaltung.“
Emma war verwirrt. Die letzte Reaktion, die sie von ihrer Großmutter erwartet hätte, war Belustigung. Sie hatte gehofft und gebetet, dass ihr Geständnis ihre Beziehung nicht für immer schädigen würde. Dass ihre Großmutter lachen würde, damit hatte sie wahrlich nicht gerechnet.
„Du bist nicht wütend?“ Sie sah Gram in die Augen und erkannte die Wahrheit. „Du hast es gewusst.“
„Natürlich habe ich es gewusst. Paare, die seit einem Jahr zusammenleben, gehen ganz unbefangen und locker miteinander um. Es gibt eine gewisse Vertrautheit. Schon direkt nach meiner Ankunft hier konnte ich spüren, dass dir und Sean diese Vertrautheit gefehlt hat.“
Sie hatte es die ganze Zeit über gewusst? „Warum hast du nichts gesagt?“
„Weil ich herausfinden wollte, was ihr im Schilde führt. Und später haben Mary und ich beschlossen, dass ihr beide ein bisschen Zeit brauchen könntet, um euch näher kennenzulernen. Also haben wir mitgespielt.“
„Oh, mein Gott.“ Emma schlug sich die Hände vors Gesicht. „Mrs Kowalski hat gewusst, dass du es gewusst hast?“
„Ich musste ihr die Wahrheit praktisch aus der Nase ziehen. Doch als ihr klar geworden ist, dass
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