Garan - Der Ewige
war über den Krater gekommen, und Streit hatte die Bewohner auseinandergetrieben. Und seit jener vernichtenden Niederlage, die wir mit Hilfe der Natur Kepta, dem Lord der Schwarzen Flamme, und seinen Anhängern beibringen konnten, blieben nur noch zwei der Alten Rasse: meine Frau Thrala und ihr Bruder Dandtan.
Im Augenblick seines Untergangs hatte Kepta gewisse dunkle Prophezeiungen gemacht, die unsere unsichere Zukunft betrafen, und auf eine entfernte Vergangenheit verwiesen, die mein Interesse geweckt hatten. Er sagte, daß wir drei – Thrala, Kepta und ich – durch unlösbare Bande miteinander verbunden wären, daß wir bereits zuvor gelebt und miteinander gekämpft hatten, so wie wir wieder leben und kämpfen würden.
Es gibt einen Garan, der in der Halle der Schläfer liegt und dessen Geschichte Thrala mir erzählt hat. Aber vor ihm – lange vorher – gab es noch andere. Denn als ich die Tochter wegen Keptas Andeutung befragte, nahm sie mich mit in einen der seltsamen, blasenförmigen Räume, wo Spiegel des Sehens in Tische eingelassen sind. Und dort setzte sie sich auf eine mit Kissen belegte Bank und zog mich neben sich.
»Einen weiten und langen Weg sind wir gegangen, Geliebter«, sagte sie sanft, »aber nicht so weit, als daß ich mich an den Anfang nicht mehr erinnern könnte. Und du, erinnerst du dich?«
»An nichts«, antwortete ich, meinen Blick auf den Spiegel gerichtet.
Thrala seufzte. »Vielleicht ist das nur gerecht. Mein war der Fehler – und mein ist auch die Last der Erinnerung. Was wir taten, wir zwei, in der großen Stadt von Yu-Lac, auf der verschwundenen Welt von Krand, hat lange zwischen uns gestanden. Da es nun endlich ausgelöscht ist, fürchte ich mich fast davor, es wieder auferstehen zu lassen.«
Ich erhob mich rasch. »Dann wollen wir es lassen.«
»Nein!« Sie ergriff meine Hand. »Wir haben den Preis bezahlt, dreifach haben wir ihn bezahlt. Einmal in Yu-Lac und zweimal in den Höhlen. Unser Unglück ist vorbei, und jetzt möchte ich die hervorragendste Tat wiedersehen, die ich je erlebt habe. Sieh her, mein Lord!«
Und sie hob ihre schlanken Hände und hielt sie über den Spiegel, und der Spiegel beschlug.
Ich stand auf einem kunstvoll gemeißelten Balkon aus bunt schillerndem Stein und blickte hinunter auf die noch nicht aus dem Schlaf erwachte Stadt. Am rosigen Himmel – meinen Augen fremd und doch vertraut – zeigten sich die ersten goldenen Strahlen der Morgendämmerung. Yu-Lac, die mächtige, phantastische Stadt lag unter mir, und ich war Lord Garan, Marschall der kaiserlichen Luftflotte, Edler des Reiches.
Von Geburt besaß ich kein Anrecht auf einen Titel, noch auf eine Position, denn meine Mutter war eine Hofdame gewesen und mein Vater ein Offizier. Sie brachen das Gesetz, das eine Ehe zwischen verschiedenen Kasten verbot, indem sie sich heimlich miteinander vermählten und mich auf diese Weise dazu verdammten, von Geburt an ein Mündel des Staates und der Niedrigste der Niedrigen zu sein.
Zu meinem und dem Glück der anderen Unglücklichen meinesgleichen verkündete Kaiser Fors, als er den Rosenthron im Palast des Lichts bestieg, einen Erlaß, der den Staatsmündeln die militärische Laufbahn ermöglichte. In meinem fünfzehnten Lebensjahr entschloß ich mich, diese Möglichkeit wahrzunehmen und unterwarf mich der militärischen Disziplin.
Es war ein hartes Leben, aber ein Entrinnen von weit Schlimmerem, und da ich Ehrgeiz und Fähigkeiten besaß, stieg ich Stufe um Stufe auf. Vierzehn Jahre später war ich Marschall der Kaiserlichen Luftflotte und ein militärischer Lord, geadelt durch den Kaiser.
Aber der Soldat, der auf dem Balkon stand und auf die märchenhaft schöne Stadt Yu-Lac in der Morgendämmerung herabsah, war weder glücklich noch zufrieden. All seine hart errungenen Ehren bedeuteten ihm nicht mehr als die verschiedenen Narben auf seinem Körper. Denn er hatte es gewagt, seine Blicke zu einer zu erheben, die so weit über ihm stand, wie Krands rote Sonne über den gelben Feldern dieses Planeten.
Ich, ein Veteran zahlloser kleiner Grenzkriege und Sturmpatrouillen, war so liebeskrank und verzweifelt wie der jüngste und unerfahrenste Rekrut, der in den Kasernen unterhalb meines Turmes schlief. Obwohl ich während des Tages entschlossen mein unziemliches Verlangen aus meinen Gedanken verbannte, entzogen sich des Nachts und in der Dämmerung meine Erinnerungen und Träume meiner Kontrolle, und ich versuchte auch nicht allzusehr, dies zu
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