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Garan - Der Ewige

Garan - Der Ewige

Titel: Garan - Der Ewige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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ausgeweitet und befestigt. Die Marine verschwand aus den verfallenden Häfen von Krand.
    Nicht zufrieden mit der Oberherrschaft, die es den anderen Streitkräften entrissen hatte, war das Luftfahrt-Ministerium nun darauf aus, das alleinige Monopol zu besitzen – wie ich zunächst vermutet hatte und jetzt beweisen konnte. Welche wilden Ziele damit verfolgt wurden, wußte On allein, und doch weigerten sich die Herrscher von Krand trotz aller Warnungen, dagegen einzuschreiten.
    Ich berührte mein Schwert. Die Waffe, die ich trug, war nur noch ein hübsches Spielzeug und ein Rangeszeichen. Krieg wurde jetzt mit anderen Waffen geführt – mit Flüssigkeiten, die verbrannten oder gefroren und die Atemluft erstarren ließen. Unvorstellbare Schrecken waren in den entfernten Laboratorien entwickelt worden. Und was hatte diese Versammlung der Gelehrten in Yu-Lac zu bedeuten? Kein wilder Grenzstamm rebellierte. Die fünf großen Nationen lebten, wie seit Jahren schon, in Frieden. Es hieß überall, daß nichts zu befürchten wäre, und doch war ich beunruhigt; und unwillkürlich suchte meine Hand mein Schwert.
    Der Bote aus dem Palast, ein intelligenter junger Offizier von der Wache des Kaisers, erwartete mich.
    »Der Thron wünscht die Anwesenheit des werten Lord Garan«, sagte er höflich. »Er möchte so freundlich sein und sich um die dritte Stunde in der Halle der Neun Prinzen einfinden.«
    »Hören heißt gehorchen, in diesem Fall wie in allen Dingen«, murmelte ich die vom Empfänger einer Botschaft des Herrschers geforderte Standardantwort.
    Der junge Offizier kniete nieder und berührte zum Gruß den Boden vor mir.
    Um die dritte Stunde? Dann hatte ich noch genügend Zeit, eine Mahlzeit einzunehmen, bevor ich gehen mußte. Zusammen mit Anatan begab ich mich in das Speisezimmer, das von allen benutzt wurde, die innerhalb des Turmes wohnten. Wir nahmen unsere Plätze an einem polierten Tisch an der Wand ein. Anatan drückte zweimal auf einen kleinen Knopf in der Tischoberfläche. Die Wandtäfelung vor uns versank, und unsere Eßgefäße glitten heraus. Das Essen war gut gewürzt und in hohem Maße nahrhaft, aber so sehr mit künstlichen Farben und Essenzen versetzt, daß man bei keinem Gericht mehr genau definieren konnte, woraus es bestand. Diese von den überzivilisierten Stadtbewohnern eingeführte Mode hatte mir nie zugesagt, und ich sehnte mich nach einfacheren und schmackhafteren Gerichten, wie man sie noch in Grenzlagern oder kleinen Landgasthäusern bekam.
    Die Stadtbewohner, übersättigt mit allen Verfeinerungen, die das Leben nur bieten konnte, hatten viele der echten Freuden des Daseins eingebüßt. Ihre duftenden Vergnügungspaläste wurden von dem einfachen Landvolk mit Abscheu betrachtet. Und wenn an den vielen Geschichten, die wir zu hören bekamen, etwas Wahres dran war, dann hätte die Geheimpolizei tatsächlich viel Interessantes in jenen prächtigen Palästen finden können.
    Als ob er meine Gedanken gelesen hätte, brach Anatan das Schweigen. »Es gibt einen neuen Palast im Sotan-Viertel.«
    »Ja?« erwiderte ich nachsichtig. »Bist du zufällig gestern abend dort hineingeraten?«
    Er schüttelte den Kopf in gespieltem Bedauern. »Er ist nicht für meinesgleichen gedacht. Kanddon von Stal ging gerade hinein, als ich vorbeikam, und dann sah ich Lord Palkuns Wachen neben der Tür.«
    »Nur für die Oberschicht, wie?« bemerkte ich sinnend, als er die beiden wohlhabendsten und einflußreichsten Männer unterhalb des Ranges der Gelehrten nannte, die beide in Yu-Lac Residenzen unterhielten.
    »Es tut sich dort einiges.« Er lächelte wissend – ein Ausdruck, der gar nicht zu seinem jungenhaften Gesicht paßte. »Wenn Lord Garan dem Palast einen Besuch abstattet, dann würde er doch sicher gern einen Gefährten mitnehmen?«
    »Und wann, Kleiner, habe ich meine Zeit hinter den Vorhängen eines Vergnügungspalastes verschwendet? Aber ich verspreche dir, wenn ich jemals diesen Palast in Sotan betrete, dann sollst du an meiner Seite sein.«
    Ich gab das Versprechen leichten Herzens, da ich nicht in die Zukunft vorausschauen konnte.
    »Abgemacht, mein Lord!« rief Anatan eifrig. Und dann begleitete er mich zu dem einmotorigen Flugboot, das mich über die Stadt zur Landeplattform hinter den Kristallwänden des Kaiserlichen Palastes bringen sollte.

 
2.
     
    Da es noch früher Morgen war, begegneten mir nur ein oder zwei Patrouillen. Die Luftwege über der Stadt waren noch nicht überfüllt; erst in den

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