Garan - Der Ewige
verhindern. Wie die reuigen Priester im großen Tempel von On quälte ich mich selbst mit diesen Erinnerungen, die mir doppelt soviel Schmerz bereiteten wie körperliche Verletzungen. Bei meinen Gefährten galt ich als kampferprobter, kaltherziger Krieger, der an nichts anderem interessiert war als an den dringlichen Angelegenheiten seines Amtes. Und doch ...
Vor drei Jahren bei On. Konnte es schon so lange her sein? Damals war ich Kommandant des Kaiserlichen Flaggschiffs gewesen, und dieses dreifach glückliche Schiff war auserwählt worden, die Lady Thrala von ihrer Tempelschule in Toran zum Kristall-Palast ihres Vaters auf dem Zentralhügel von Yu-Lac zu bringen.
Die kaiserliche Prinzessin war umgeben von den zahlreichen Höflingen ihres Gefolges, aber eines Nachts war sie allen davongeschlichen und in die Steuerkabine gekommen, wo ich ganz allein Wache hielt. Thrala, nicht mehr Kaiserliche Hoheit, war sie für mich, als unsere gestohlene Stunde vorüber war.
Seitdem hatte ich sie zweimal gesehen. Einmal an dem Tag, als ich zu Füßen des Kaisers kniete, um den Stab meines Amtes entgegenzunehmen, und es gewagt hatte, meinen Blick zu dem Goldenen Thron zu seiner Rechten zu erheben. Und das zweitemal? Das war in den königlichen Vergnügungsgärten gewesen, wo ich auf eine Audienz gewartet. Sie war mit ihren Damen vorübergegangen. Wie konnte ich, dem das militärische Brandmal tief in die Schulter gebrannt worden war, die über allen Stehende ansehen?
Die Kasten von Krand waren streng gegliedert. Ein Mann konnte in jeder Kaste zu Ehren aufsteigen, aber er konnte nicht in eine andere Kaste überwechseln. Ein Bauer mochte ein Herr über viel Land und ein Edler werden, aber weder er noch seine Söhne durften je bei Hofe oder in der Flotte dienen.
Also hatte auch ein Soldat der Streitkräfte, selbst wenn er einen Titel trug, kein Recht, sich nach einer Tochter der Gelehrten zu sehnen. Sie waren unsere Herrscher und hohen Adligen, die weit über den Gemeinden standen, so groß war ihr Wissen. Sie besaßen die Fähigkeit, Menschen und Naturkräfte einzuspannen und ihrem Willen zu unterwerfen, sowie ich Macht hatte über die geistlosen Sklaven auf den Feldern, diese subhumane Rasse, die von den Gelehrten in ihren Laboratorien hergestellt worden war. Die Gelehrten waren eine eigene Rasse, gesegnet – oder verdammt – mit übernatürlichen Kräften.
Aber Thrala war die, die ich liebte, und alle Erlasse des Kaisers und sämtliche althergebrachten Bräuche konnten dies nicht ändern, noch ihr Bild aus meinem Herzen verdrängen. Ich glaube, ich würde zufrieden nur mit meinen Träumen von ihr gelebt haben, hätte das Schicksal nicht eine ganz andere Zukunft für all die kleinen Menschengeschöpfe bereitgehalten, die auf dem Globus umherkrochen, der Krand genannt war.
An jenem Morgen blieb mir nicht lange Zeit für Selbstmitleid und fruchtloses Sehnen. Eine kleine Glocke schlug in dem Zimmer hinter mir an und benachrichtige mich, daß jemand mein Schlafgemach zu betreten wünschte. Ich ging zu der Scheibe an der Wand und fuhr mit meiner Hand darüber. Auf der glänzenden Oberfläche erschien das Bild meines Adjutanten, dieses jungen Lausbuben Anatan von Hol.
»Tritt ein!« sagte ich in die Mundröhre neben der Scheibe und öffnete so durch meine Stimme die Tür.
»Nun, du Schlingel, was hast du jetzt wieder angestellt?« fragte ich resigniert, durchaus daran gewöhnt, am frühen Morgen einen zerknirschten, schuldbewußten jungen Offizier zu empfangen, den ich aus irgendwelchen Schwierigkeiten herausholen sollte, in die sein jugendlicher Übermut und Leichtsinn ihn gebracht hatten.
»Zur Abwechslung nichts«, erwiderte er fröhlich. »On sei gelobt! Aber unten wartet ein Bote aus dem Palast.«
Trotz all meiner anerzogenen Selbstbeherrschung schlug mein Puls rascher. Ich wandte mich wieder der Sprechscheibe zu und befahl, den Boten in mein inneres Büro zu führen, wo ich ihn, sobald ich angekleidet war, empfangen wollte.
Anatan legte meine Sachen zurecht, während ich im Nebenraum ein Bad nahm. Geschäftig hin und her eilend, unterhielt er mich mit den neuesten Gerüchten und dem Klatsch vom Hof und aus den Kasernen.
»Lord Kepta wird uns einen Besuch abstatten«, berichtete er.
Ich ließ die Tunika fallen, nach der ich gerade griff.
»Kepta von Koom?« fragte ich zurück und hoffte, daß Anatan meine Bestürzung nicht bemerkt hatte.
»Wer sonst? Es gibt nur einen Kepta, von dem ich weiß.«
Seine großen,
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