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Garan - Der Ewige

Garan - Der Ewige

Titel: Garan - Der Ewige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Argumentieren löste sich schließlich eine einzige Gestalt aus dem Haufen und folgte langsam unserer Spur.
    »Kepta«, sagte Thrala leise.
    Ich fragte mich, welche Waffen er bei sich tragen mochte, und voller Sorge stieß ich Thrala vor mir her, für den Fall, daß er einen Vernichtungsstrahl benutzen wollte. Zu meiner Überraschung tat er es jedoch nicht, sondern folgte uns lediglich mit grimmiger Entschlossenheit. Als er schon ein gutes Stück vom Brückenrand entfernt war, entfuhren seinen Männern plötzlich Schreie des Entsetzens. Sie wandten sich um und stoben in panischem Schrecken davon, den Weg zurück, den sie gekommen waren. Wir drei blieben allein zurück.
    Nach einem langen Blick auf seine fliehenden Gefolgsleute setzte Kepta seinen Weg unbeirrt fort, und ich spürte, daß es ihn nach unserem Tod dürstete. Ich schob Thrala beiseite, denn ich hatte mich entschlossen, ihm entgegenzugehen. Als ich die gelben Lichter in seinen Augen flackern sah, begriff ich, daß sein tödlicher Haß auf mich ihn seine Vorsicht hatte vergessen lassen. Er mußte mich mit seinen bloßen Händen überwältigen; er hatte seine Waffen vergessen.
    So näherten wir einander langsam auf dem schmalen Streifen. Thrala leuchtete mit ihrer Lampe, so daß ich sehen konnte, wohin ich trat. Kepta hatte keine solche Hilfe, er mußte seinem Instinkt folgen.
    Ich legte meine Maske und meinen Vorratsbeutel beiseite und stand bereit zum Kampf. Auch er hatte sich gerüstet für den Kampf, seine Hand fuhr an seinen breiten Gürtel, und für den Bruchteil einer Sekunde sah ich Stahl blitzen.
    Und dann trafen wir aufeinander. Speichel tropfte ihm aus dem Mund, und seine Zähne waren in einem häßlichen Grinsen entblößt. Meine Finger umkrallten das Gelenk der Hand, in der ich hatte Stahl blitzen sehen, während meine andere Hand nach seiner Kehle griff. Er war ein kluger und erfahrener Kämpfer, dieser Kepta von Koom. In hundert Kasernenkämpfen hatte ich mich stets behauptet, aber niemals war ich einem solchen geballten Bündel aus Muskeln und Kampfeswillen begegnet. Ich versuchte alle Tricks, die ich kannte, einen nach dem anderen, nur um zu entdecken, daß er jedesmal den perfekten Gegenschlag bereithielt. Der in Strömen rinnende Schweiß machte unsere Leiber feucht und glitschig und unsere Sicht verschwommen. Einmal entwand er sich fast meinem Griff, und ich spürte einen brennenden Schmerz quer über meine unteren Rippen, aber der Hieb war nicht mit voller Kraft ausgeführt worden, und bevor Kepta erneut zuschlagen konnte, war ich wieder über ihm. In diesem Augenblick sah ich einen Schatten über das haßverzerrte Gesicht huschen, das dem meinen so nahe war, und die Zornesröte schwand aus seinen Wangen. Ich erriet, daß ihn plötzlich wieder Vorsicht und Weisheit dirigierten und ihn zu der Erkenntnis zwangen, daß er mich niemals auf einem Kampfgrund meiner eigenen Wahl hätte stellen sollen. Er versuchte nicht länger, mich zu bezwingen; jetzt galt sein Kampf nur noch der eigenen Freiheit – in der er eine andere Waffe benutzen konnte als seine eigene Körperkraft.
    Dem schlüpfrigen Saurier gleich, mit dem Zacat ihn verglichen hatte, krümmte und wand er sich, während ich nur darum bemüht war, ihn nicht meinem Griff entgleiten zu lassen. Dann brach er jedoch mit einem gewaltigen Satz aus meiner Umklammerung aus und brachte sich aus meiner Reichweite. Er stolperte, richtete sich wieder auf und floh zurück zum Ende der Brücke. Es war sinnlos für mich, ihn verfolgen zu wollen. Ein Schwindelgefühl packte mich, und ich schwankte gefährlich nahe am Rande des Abgrunds. Meine ausgestreckte Hand umschloß eine der großen Ketten, und dort hing ich.
    »Garan!«
    Mit Mühe hob ich meinen Kopf.
    »Zurück!« rief ich, und meine Stimme klang hohl. »Nimm die Maske und geh zurück! Er will uns mit dem Strahl vernichten.«
    Statt einer Antwort kam sie zu mir.
    »Ich glaube nicht«, sagte sie ruhig. »Sieh nur, wie du vorausgesagt hast, erhebt sich die Rache aus dem Schlund!«
    Durch den Nebel, der immer noch meine Sicht verschleierte, sah ich Silbergestalten aus der Schlucht aufsteigen. Mit gleichmäßigem Schlag ihrer Schwingen flogen sie an uns vorbei und waren verschwunden. Gleich Kriegspfeilen folgten sie Keptas Spur.
    Was geschah, als sie auf den fliehenden Koomianer herabstießen, konnten wir nicht sehen. Aber als dann ein schauerlicher Schrei ertönte, vermutete ich, daß jene aus dieser inneren Welt voll und ganz abgerechnet hatten.

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