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Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Titel: Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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bei anderen Gesundheitsindikatoren im Blut, die sich bei Laboruntersuchungen messen lassen, wie der britische Biochemiker Geoffrey Livesey ermittelte. Er findet daher »langfristige Vorteile« in einer Ernährung mit niedrigen glykämischen Index-Werten. Und zwar zur Vorbeugung gegen »verschiedene chronische Krankheiten« wie Herzleiden, Diabetes, Übergewicht und Krebs, so die Wissenschaftlerin Patrizia Gnagnarella vom Europäischen Institut für Onkologie in Mailand.
    Bei Lucy Kunz und ihrer Familie achten sie natürlich auch auf den glykämischen Index. Sie leben in einem kleinen Dorf in der Nähe von Würzburg, im Wohnzimmer mit dem offenen Kamin steht ein Klavier, große Fenster führen zur Terrasse, dahinter fangen gleich die Wiesen an, weiter hinten ist eine Scheune zu sehen, ein Bauernhof. Die Kirchenglocken läuten. Bald ist Zeit zum Abendessen.
    Der Blutzucker ließe sich von Lucy Kunz noch weiter begrenzen, wenn sie auch süße Früchte wegließe. Aber das möchte sie nicht. »Ich mach’s nicht so ganz konsequent. Ich trinke auch einen Orangensaft in der Früh. Obst hat einen höheren glykämischen Index als zum Beispiel Fleisch, Gemüse, Fett. Aber ich möchte mich auch ausgewogen ernähren. Eine Scheibe Ananas, ein Glas Orangensaft, zwei Kiwis esse ich auch immer. Nudeln. Reis, Kartoffeln, Linsen, Getreide, Brot lass ich einfach weg. Wenn ich dann mal unterwegs bin, versuche ich, Nüsse mitzunehmen. Käse. Manchmal geht’s nicht anders, und ich mach mir ein Käsebrötchen. Aber inzwischen habe ich andere Alternativen. Ich denke, ich hab mehr Energiereserven jetzt, also kontinuierlich Energie. Nicht so Heißhunger oder Tiefpunkte, was man hat mit Kohlenhydraten, die so schnell verdaut sind. Ich denke, dass ich so gut durchgekommen bin über die letzten Jahre, verdanke ich auch dieser Ernährung.«
    Lucy Kunz hat sehr planvoll und mit Bedacht den Zucker verbannt aus ihrem Leben, aus ihrer Nahrungskette. Ihrer Gesundheit hat das, da ist sie sicher, gutgetan. Bei ihr hatte der Abschied vom Zucker gleich mehrere positive Effekte. Zum einen entzog sie dem Krebs sozusagen die Nahrung. Zum andern bekam sie selbst mehr Kraft. So erlebte sie es wenigstens. Ihren ganz persönlichen Energiehaushalt hat sie auch ohne das weiße Pulver im Griff. Für ihren Körper ist es besser so.
    Vielleicht wird sich das Problem, in globalem Maßstab, von selbst lösen. Vielleicht wird der Zucker ganz zwanglos aus der Nahrungskette verabschiedet, ohne dass die Zuckerbauern und Zuckerbarone ihre Felder umpflügen müssen. Ihre Geschäfte werden vielleicht sogar noch besser laufen, sie werden weiter Zucker produzieren, aber er wird keine Gefahr mehr für die Gesundheit der Menschen auf diesem Planeten bilden. Er wird künftig nur anders verwendet werden.
    Das jedenfalls prophezeien die Experten. Denn der Zucker ist ja konzentriertes Sonnenlicht, also pure Energie, und darin dem Erdöl verwandt. Das aber geht jetzt zur Neige, und der Zucker könnte dessen Erbe übernehmen, wenn das Ölzeitalter endet. So sieht das der Hohenheimer Agrarwissenschaftler und Stevia-Experte Udo Kienle: »Ich glaube, dass unser Haushaltszucker aus der menschlichen Lebensmittelkette verschwinden wird mit der Zeit, weil er zur Energie verwandelt werden kann, weil Bioenergie, Bioethanol oder Kunstfaser oder auch Plastik draus gemacht werden kann.«
    Plastik aus Zucker, T-Shirts aus Zucker und Zucker als Treibstoff. Das ist auch die Zukunft, wie sie Peter Baron sieht, der wohlbeleibte Mann in London, der in seinem Amt als höchster staatlicher Zuckerunterstützer dieser Welt auch die Förderung der neuen Energiequelle im Blick hat. »Eines unserer wichtigsten Themen in der internationalen Diskussion über Zucker ist Diversifizierung. Bioethanol, neue Energien, Strom aus Zucker, Gas und so. Die Energiepflanze Zucker. Wenn Sie nach Brasilien schauen, da fließt ein größerer Teil des Zuckers schon in den Energiebereich. Zucker ist auch ein idealer Rohstoff für viele biochemische Produkte, die auch umweltfreundlicher sind und biologisch abbaubar.«
    In diesem Punkt können sich selbst die leidenschaftlichsten Kritiker der Zuckerindustrie nur anschließen. »Ja, nehmt den Zucker und lasst Autos damit fahren«, sagt Marion Nestle, streitbare Professorin der New York University. »Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist das eine wunderbare Lösung.« Es kann allerdings noch dauern, bis der Zucker gar nicht mehr in den Lebensmitteln auftaucht, nicht im

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