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Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Titel: Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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gibt natürlich auch eine breite Gegenbewegung. Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) kritisiert Werbeverbote zur Übergewichtsbekämpfung als »Scheinlösungen«. Die britische Food and Drink Federation (FDF) sagt, die »Dämonisierung« der Nahrung sei nicht hilfreich, weil die Ursachen dieser Krankheiten »multifaktoriell« seien. Die Lobby der internationalen Schokoriegel- und Keksindustrie, die Association of Chocolate, Biscuit and Confectionery Industries (Caobisco), zeigte sich »alarmiert« über Forderungen nach »Zuckersteuern«.
    In Dänemark wurde die Fettsteuer schon ein Jahr nach der Einführung wieder abgeschafft, und die geplante Zuckersteuer war damit auch gleich vom Tisch. Begründung: Die Produkte würden zu teuer, und die Konsumenten könnten über die Grenze fahren, um dort einzukaufen. Ohle Wehlast, Chef der Nahrungsmittelgewerkschaft, zeigte sich »happy«, weil die Steuer Arbeitsplätze gefährdet hätte.
    Auch im Krieg gegen Softdrinks, den der New Yorker Bürgermeister Bloomberg ausgerufen hatte, baute die angegriffene Industrie ihre Verteidigungslinien auf. Eine industriegesponserte New Yorker Initiative für Getränkefreiheit (»New Yorkers for Beverage Choices«) opponierte gegen Bloomberg, die Branche gab mehr als eine Million Dollar für eine öffentliche Kampagne gegen die Pläne des Bürgermeisters aus. Offenbar mit Erfolg: Bei einer Umfrage waren sechs von zehn New Yorkern gegen den Cola-Krieg des Bürgermeisters. In den Medien wird Bloomberg als »Kindermädchen der Nation« verspottet.
    Auch hierzulande wird sozusagen das Recht auf Ungesundes eingefordert. »Der Idee, die Welt mit Steuern und Verboten zum Guten zu verändern, haftete etwas Totalitäres an«, fand ein Leitartikler in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), der sich schon »an den 1939 gegründeten Reichsvollkornbrotausschuss« erinnert fühlte. Und der kluge Kopf sinnierte hinter seinem FAZ- Schreibtisch: »Ist Gesundheit überhaupt ein Wert, den alle als absolut annehmen? Ist eine gelegentliche Flasche Korn nicht gut für einen traurigen Rentner? Vertragen gesunde Kinder nicht unglaubliche Mengen an Nutella, Chips und Wassereis, und soll man ihnen die Freude nehmen?« Ja soll man ihnen die Freude nehmen, nur weil sie eine Fettleber kriegen?
    Das möchten natürlich auch die Hersteller von Nutella, Chips und Wassereis nicht. Sie wären auch nicht sehr begeistert, wenn es plötzlich Ernährungsempfehlungen gäbe, die von solchen Sachen abraten, von den Nahrungsmitteln, die für die neuen Krankheiten verantwortlich sind, weil sie den Blutzucker in die Höhe treiben.
    Ernährungsempfehlungen, das klingt harmlos. Unverbindlich. Doch wenn sich auch nur ein Teil der Bevölkerung dran hielte, wären sie für die Hersteller der betroffenen Lebensmittel höchst gefährlich. Sie verdienen ja prächtig an den Produkten, die den Blutzuckerspiegel in die Höhe jagen. Und sie haben deshalb vorsorglich eine Sondereinsatzgruppe (Task Force) gegründet zum Thema Kohlenhydrate in der Ernährung. Zu den Finanziers der Task Force gehören Coca-Cola, Danone, Kraft Foods, Nestlé, Südzucker und Unilever. Der Vorsitzende kommt von Kellogg. Organisiert wird diese Dietary Carbohydrates Task Force vom Industrie-Lobbyverband International Life Sciences Institute (ILSI). Das Ziel ist klar: Die Hersteller von Produkten müssen davor geschützt werden, dass ihre Produkte unter Beschuss geraten. Sie kämpfen gegen Maßnahmen und Empfehlungen, die ihre Geschäfte beeinträchtigen könnten. Und sie nehmen alle ihre Macht zusammen, die Behörden davon abzuhalten, solche Empfehlungen zu geben.
    Schon gibt es einen Kampf um den glykämischen Index, auch Glyx genannt. Er lässt Nahrungsmittel danach beurteilen, wie der Blutzuckerspiegel durch sie ansteigt. Je höher der Glyx-Wert, desto höher das Risiko für Übergewicht, Herzprobleme, Diabetes und sogar Krebs. Dafür gibt es wissenschaftliche Belege in großer Zahl.
    Je natürlicher die Nahrung, desto niedriger ist der glykämische Index. Je mehr sie aber industriell verarbeitet ist, desto höher der Index. Gurke, Blumenkohl, Champignons haben einen Wert von 15, grüne Bohnen, Erdbeeren und Kirschen liegen bei 30 Index-Punkten, Vollkornbrot und Haferflocken haben 40, Spaghetti 45. Pellkartoffeln liegen bei 65, selbstgemachtes Kartoffelpüree hat 80, Pulverpüree 90 Index-Punkte. Pommes frites sowie Kartoffelchips kommen je nach Messmethode auf einen Index-Wert von bis zu 95.

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