Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)
Bekämpfung des Übergewichts. Durch seine Erfahrungen mit Kindern, bei denen im Gehirn plötzlich die Systeme zur Regulierung des Gewichts entgleisen, stieß er auf den Zucker.
Bei vielen der Krankheiten, die jetzt zu weltweiten Epidemien werden, spielt der Zucker eine tragende Rolle. Bei den sogenannten Zivilisationskrankheiten ist zumeist nicht die Zivilisation die Ursache, sondern der Zucker. So jedenfalls lautet der Verdacht, der sich stetig weiter erhärtet, durch immer weitere wissenschaftliche Studien, von Professor Lustig und vielen anderen Forschern in aller Welt.
Beim Übergewicht zum Beispiel. Wenn immer mehr Menschen auf der Welt dick werden, dann könnte das an den versteckten Talenten des Zuckers liegen, denn er kann sich auch in Fett verwandeln. Und damit kann er das Risiko für Herzkrankheiten erhöhen. Bisher hatten die Fachleute ja die Blutfette wie das Cholesterin in Verdacht – jetzt zeigt sich: Das Blutfett ist womöglich, zumindest teilweise, nur verwandelter Zucker.
Bei Diabetes, der Zuckerkrankheit, hatten die Laien ja schon immer gewusst, dass der Zucker schuld ist. Der Name sagt es ja schon. Die Fachleute hatten das bestritten. Diese unterscheiden auch zwischen verschiedenen Typen, Diabetes Typ 1 und Typ 2. Jetzt zeigt sich, dass diese »mehr Gemeinsamkeiten haben als bisher angenommen«, so der Schweizer Diabetologe Professor Marc Y. Donath.
Im Lichte der neueren Erkenntnisse sieht es so aus: Die Laien hatten recht. Es ist der Zucker in erster Linie, der die Probleme macht. Und der auch verantwortlich ist für die vielen Folgekrankheiten, die mit der Zuckerkrankheit einhergehen.
Sogar bei der Alzheimerkrankheit kann er eine Rolle spielen. Manche Forscher sprechen schon von der »Zuckerkrankheit des Gehirns«. Von einer frühen Form der geistigen Minderleistung sind jetzt auch schon Kinder bedroht. Denn auch sie sind heute oft schon zuckerkrank.
Schließlich der »König der Krankheiten«: Krebs. Wenn im Körper plötzlich unkontrolliert Zellen wachsen und immer weiter wachsen, weil sie offenbar gut genährt werden, dann könnte das an der Nahrung liegen: Zucker. Krebszellen lieben Zucker. Das haben Forscher in den letzten Jahren herausgefunden.
Die Vereinten Nationen haben zum Kampf aufgerufen gegen die neuen Menschheitsgeißeln, die mehr Opfer fordern als alle bisherigen Katastrophen, Seuchen, ja sogar Kriege: 35 Millionen Menschen sollen daran jedes Jahr sterben. Und meist ist der Zucker im Spiel.
Dabei gilt er doch als Quell der Freude, als Seelentröster, Energiespender. Schokolade, Bonbons, Pralinen: Sie versüßen das Leben. Das sind doch die schönen Seiten des Alltags. Papa, Eis! Bitte ein Magnum! »Viele, viele bunte Smarties«! Coca-Cola, das ist doch die »Mission Lebensfreude«, wie es in der Werbung heißt. Viele Werbesprüche sind Klassiker, gehören zum kollektiven Sprücheschatz: »Mars macht mobil – bei Arbeit, Sport und Spiel!« Und »Red Bull verleiht Flüüügel«.
Die Werbung wirkt, weil der Mensch empfänglich ist für das Süße. Und der Mensch ist empfänglich für die Reize des Zuckers, weil das Gehirn so programmiert ist. Und das Gehirn reagiert so sensibel auf Süßes, weil der Körper Zucker braucht. Zucker ist seine wichtigste Energiequelle. Ohne Zucker wären die Organe im Körper nicht funktionsfähig. Ohne Zucker kein Gedanke: Das Gehirn, obwohl nur zwei Prozent des Körpergewichts, braucht 20 Prozent der Energie. 25 Watt, so viel wie eine kleine Glühbirne, die sozusagen ständig brennt.
Weil der Zucker so wichtig ist, kann der Körper ihn aus fast jeder Nahrungsquelle gewinnen, die die Natur ihm bietet. Aus Erdbeeren, aus Kirschen, aus Kartoffeln und Reis. Sogar, indirekt, aus Schweinespeck und Walöl.
Was die Natur allerdings nicht kennt, ist Zucker pur. Das weiße, süße Pulver kommt in der Natur nirgends vor. Es wächst nicht auf Bäumen, es gibt auch keine Zuckervorkommen unter der Erde, kein Zuckerbergwerk. Die alten heiligen Bücher erwähnen Zucker überhaupt nicht. In der Bibel gibt es keinen Zucker, im Koran auch nicht.
Kaum zu glauben, dass es Zeiten gab, in denen die Leute ganz ohne Zucker ausgekommen sind, ganz ohne die weißen Kristalle, die den Kaffee süßen, ohne Süßigkeiten, ohne Schokolade. Für den menschlichen Körper allerdings war das über Jahrmillionen der Normalzustand, dafür ist er ausgelegt.
Bis das weiße Pulver auf ihn traf, war es ein weiter Weg. Zucker ist das Produkt menschlicher Mühen, ein Produkt
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