Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)
Supermarkt und in der Tankstelle nicht mehr im Süßzeug an der Kasse, direkt neben dem Jägermeister – nur noch draußen, an der Zapfsäule.
Bis dahin bleibt nur die Selbsthilfe. Die Selbstentzuckerung des Lebens. Ein Leben, wie es die Vorfahren auch schon führten, wie in der Neuen Zürcher Zeitung der Philosoph Harald Lemke schrieb: »Bevor der Rohrzucker in den Kolonien und die Zuckerrübe in Europa zum Treibstoff einer industrialisierten Landwirtschaft und einer riskanten Süßsucht wurde, blieb den Menschen die längste Zeit ihrer Geschichte keine andere Wahl als der Verzehr von Getreide und Hülsenfrüchten als den primären Quellen von Zucker.«
Der Körper braucht den Zucker, aber er kann ihn auch aus anderen Quellen gewinnen als dem weißen Pulver. Also raten die radikalen unter den Experten: Weg damit. »Aussteigen«, am besten »von heute auf morgen«, empfiehlt der amerikanische Zuckerkritiker William Dufty: »Spüren Sie in Ihrer Wohnung sämtliche Lebensmittel auf, die auch nur im Entferntesten unter Verdacht stehen, Zucker zu enthalten, werfen Sie sie in den Müll und beginnen Sie ein neues Leben.« Bei Kindern empfiehlt er eine Beobachtungsphase: »Wenn Ihr Kind bereits an eine bestimmte Menge Zucker gewöhnt ist (durch Fertigbrei, Kindersäfte, Puddings etc.), sollten Sie seine Ernährungsgewohnheiten zunächst nicht abrupt ändern. Aber notieren Sie ganz genau, wie sich Ihr Kind verhält: Ist Ihr Baby beim Aufwachen schlecht gelaunt? Spielt es zufrieden vor sich hin?« Nach dieser Beobachtungszeit von drei bis fünf Tagen und den üblichen zuckerhaltigen Sachen sei denn der Schnitt fällig – »von einem Tag auf den anderen«.
Die Wirkung sei phänomenal nach seiner Beobachtung: »Ich habe zuckerfrei ernährte Babys in Europa und Amerika gesehen. Es ist einfach unglaublich, wie sehr sie sich von all den anderen, mit Zucker gepäppelten Kindern unterscheiden! Das Wundervolle dabei ist, dass Kinder, die völlig ohne Zucker aufwachsen, eine natürliche Immunität gegenüber den Versuchungen der Zuckerkultur herausbilden. Wenn man solchen Kindern Schokolade, Bonbons oder gezuckerte Erfrischungsgetränke anbietet, findet man in ihnen keine dankbaren Abnehmer.«
Das wäre natürlich schön, wenn das so wäre. Es darf allerdings auch keine Ersatzlösungen geben wie etwa den braunen Zucker, der sei auch nicht besser, sagte schon der deutsche Arzt und Zuckerkritiker Max Otto Bruker. Der braune Zucker sei »lediglich unsauber, ungereinigt« – daher die braune Farbe. Und die »winzigen Spuren von Mineralstoffen, die ihm noch anhaften«, seien nicht nur »gänzlich unbedeutend«, sondern sogar indirekt gefährlich, weil sie den Mythos »gesund« aufrechterhalten.
Die Forscher, die sich gegenwärtig mit dem Zucker als »Gift« und seinen schädlichen Wirkungen auf den menschlichen Körper beschäftigen, die in ihren Universitäten und Labors die Verdachtstatbestände sammeln, haben natürlich auch ganz privat für sich die Konsequenzen gezogen. »Ich habe raffinierten Zucker aus meiner Ernährung verbannt und esse so wenig, wie ich nur kann«, sagte Craig Thompson, Präsident des Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York, zum Wissenschaftsjournalisten Gary Taubes, als der ihn für das New York Times Magazine befragte. Warum? »Weil ich glaube, letztlich ist das etwas, das ich tun kann, um mein Risiko einer Krebserkrankung zu verringern.« Und der Harvard-Professor Lewis Cantley fasste es gegenüber Taubes in drei Wörter: »Zucker erschreckt mich.« Ulrike Kämmerer, die Professorin aus Würzburg, die über Krebs und Zucker forscht, hat sich persönlich für die ganz radikale Lösung entschieden:
Kämmerer: »Sehr kohlenhydratarm essen. Mit viel Fett leben und viel Sport treiben.«
»Also keine Nudeln, keine Pizza …«
Kämmerer: »… kein Brot, keine Banane, keine Äpfel, keine Orangen.«
»Kaffee nur schwarz?«
Kämmerer: »Tee.«
»Aber wenn Nudeln glücklich machen, müssen Sie ja ständig im Trübsinn verharren.«
Kämmerer: »Ach, sehr dunkle Schokolade oder so ein Omelette machen auch glücklich.«
Was die Krebsforscherin praktiziert, ist die sogenannte »ketogene Diät«, mit viel Fett und möglichst wenigen Kohlenhydraten – also ziemlich genau das Gegenteil von dem, was die Ernährungsberater in den letzten 20 Jahren propagiert haben. Für sie und andere Wissenschaftler ist es die Quintessenz aus den Erkenntnissen über die Rolle des Zuckers bei der Entstehung von
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