Garantiert wechselhaft
kriege schon raus, wie es ihr geht, und sag dir dann sofort Bescheid.»
«Falls du sie sprichst, richte ihr bitte aus, dass es mir unendlich leidtut», sagte ich. «Sag ihr, dass ich sie schrecklich vermisse.»
«Mach ich», sagte Elke. «Kopf hoch, Nina. Das wird schon wieder.»
Als ich später in die Küche hinunterging, standen Rosi und Bärbel plötzlich in der Tür.
«Was ist los?»
Rosi zog die Schultern hoch. «Die Blusen werr’n mir schaffen, aber mit die Röck werd’s gnabb … Und was mit dene Fräggla werr’n soll, wiss mer überhaupt ned.»
Ich schluckte. Schon bei dem Gedanken an die einzige Lösung, die mir dazu eingefallen war, drehte es mir fast den Magen um. Aber was blieb mir anderes übrig? Ich wollte unter allen Umständen verhindern, dass Kraus mich in die Pfanne haute. Den Triumph gönnte ich ihm einfach nicht.
«Hört mal zu», sagte ich zögerlich. «Ich werde noch einmal meinen Ex um Hilfe bitten. Soviel ich weiß, hat er in Berlin einige Heimarbeiterinnen an der Hand, auf die man sich verlassen kann.»
Bärbel umarmte mich spontan. «Du bist ein Schatz!»
Im Arbeitszimmer wählte ich beklommen die Nummer, die ich auswendig kannte.
«Ich habe dir doch schon gesagt, dass meine Tochter nicht mit dir sprechen will», giftete mein Ex mir ins Ohr. «Machst du jetzt auf Telefonterror?»
«Volker, bitte», sagte ich. «Die Sache mit Marie geht mir richtig an die Nieren, das kannst du glauben. Ich hoffe, dass ich bald alles mit ihr klären kann, aber ich weiß, dass sie noch Zeit braucht. Jetzt rufe ich wegen eines anderen Problems an.» Ich holte tief Luft. «Und du bist meine letzte Rettung.»
So. Es war raus.
Am anderen Ende der Leitung war Stille. Solche Töne war Volker von mir nicht gewohnt.
«Das wird ja noch zur Dauereinrichtung», sagte er barsch, aber ich hörte heraus, dass er ziemlich geschmeichelt war. «Was ist denn jetzt schon wieder los?»
Ich sagte es ihm. Volker stöhnte.
«Das ist dann aber definitiv das letzte Mal, dass ich mich um diese altbackene Provinzscheiße kümmere. Ich ruiniere mir noch meinen guten Namen. Bis wann brauchst du die Teile?»
«In anderthalb Wochen.» Abgabe war in gut zwei Wochen, aber ein bisschen Puffer war nicht verkehrt.
«Auch noch Termindruck», schnauzte Volker. «Schick mir sofort Fotos und den Schnitt, sonst kannst du es vergessen.»
«Kein Problem», sagte ich. «Ich maile dir zur Sicherheit schon mal alles rüber. Stoff und Schnitt kommen morgen per Express.»
Ich bedankte mich überschwänglich, und dann schmiss Volker den Hörer auf die Gabel. Puh!
Den Schnepfen, die mit angespannter Miene auf das Ergebnis des Gesprächs gewartet hatten, war die Erleichterung ins Gesicht geschrieben.
«Jetzt darf aber nichts mehrschief gehen», sagte ich. «Ihr packt bitte den Stoff für die Röcke wasserdicht ein, und ich scanne die Fotos und den Schnitt. Habt ihr die richtigen Größen fertig?»
Leni nickte. «Dangge», sagte sie leise.
Rosi drückte mir den Schnitt und eine Mappe in die Hand. «Da sinn die Foddos und die Liste. Wie viel Deile in welcher Größe mir brauchen, des steht alles drauf.»
«Dann kümmere ich mich gleich darum», sagte ich. «Und ihr könnt euch jetzt voll auf die Blusen konzentrieren.»
Nur die verdammten Fräggla, die lagen immer noch quer. Jetzt durfte allmählich echt mal ein Wunder passieren.
Den Schnitt zum Mailen vorzubereiten war eine heikle Angelegenheit, da ich ihn nicht im Ganzen auf den Scanner bekam. Ich arbeitete hochkonzentriert und verglich immer wieder akribisch die Vorlage mit der fertigen Datei. Noch schnell die Fotos dazu … fertig. Ich sah auf die Uhr. Gleich eins, Zeit, Mittagessen zu kochen. Ich speicherte die Dateien und war in Gedanken schon bei der Menüplanung, als mir siedend heiß einfiel, dass Marie heute nicht nach Hause kommen würde. Und morgen und übermorgen auch nicht.
«Reiß dich zusammen, Nina», sagte ich mir, als die trübsten Gedanken sich wieder verzogen hatten. «Davon kommt Marie auch nicht schneller zurück. Kümmere dich lieber um das, was ansteht.»
Niedergeschlagen griff ich zur Maus und öffnete das Mailprogramm. Ich schrieb Volker ein paar Zeilen, hängte die Dateien an und drückte auf Senden.
Danach starrte ich eine Weile aus dem Fenster, bis das Pling einer eingehenden Mail mich aus meinen trüben Gedanken riss.
Volker hatte geantwortet:
Du hast von einem ROCK gesprochen, aber eine ganze Menge Entwürfe geschickt. Was denn nun?
Was? Ich
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