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Garantiert wechselhaft

Garantiert wechselhaft

Titel: Garantiert wechselhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fanny Wagner , Carolin Birk
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Bühnentreppe, schob den staubigen Vorhang zur Seite, und: Da waren sie. Krauli hatte ihre Jungen auf das Podest geschafft und es sich mitten im Chaos in einer Altpapierkiste gemütlich gemacht. Direkt unter dem angeschossenen Jäger.
    «Na, was hab ich g’sagt? Die sinn bloß a weng umgezogen.» Gundi grinste breit. «Aber eins muss mer der Katz fei lassen. In Szene setzen kann se sich gut!»

    Gundi wiederum konnte den besten Kaffee der Welt kochen. Sie platzierte mich mit einer großen Tasse am gedeckten Küchentisch und stellte sich an den Herd, um Spiegeleier und Speck zu braten. Meinen Einwand, dass ich so etwas unmöglich zum Frühstück essen könne, tat sie mit einer Handbewegung ab. «Etzt gibst einfach amol Ruh», sagte sie in einem Ton, der keine Widerrede duldete.
    Was ich dann auch tat. Um festzustellen, dass sich das verdammt gut anfühlte.

    Meine Lieblingsnachbarin war gerade durch die Küchentür verschwunden, als ich die Schnepfen hereinkommen hörte. Claudia führte das Wort, und in meinem Kopf zogen Gewitterwolken auf. Gestern war ich zu kaputt gewesen, um sie zur Rede zu stellen, aber jetzt war die Zeit reif. Überreif.
    «Kann ich dich mal einen Moment sprechen, Claudia?» Immer schön höflich bleiben.
    «Was gibt’s denn?»
    «Ich hatte Marie zwar versprochen, mich nicht einzumischen, aber jetzt würde es mich schon mal interessieren, was dich dazu berechtigt, so über meine Tochter herzuziehen, dass sie abgehauen ist?»
    «Etzt soll ich schuld sei, dass dei Dochter verschwunden is?» Claudia verschränkte die Arme und sah mich trotzig an.
    «Teilweise!» Ich spürte, wie die anvisierte Höflichkeit Platz machte für eine Menge aufgestaute Wut.
    «Marie sieht vielleicht anders aus als der Durchschnitt und weigert sich, tote Tiere zu essen. Aber sie hat eine eigene Meinung, macht sich ihre eigenen Gedanken und zwingt niemanden, ihr irgendetwas nachzumachen.»
    Ich holte tief Luft.
    «Des is noch lang ka’ Grund, dass du –», versuchte Claudia dagegenzuhalten, aber ich war gerade zu gut in Fahrt, um sie ausreden zu lassen.
    «Dass ich hier was? Dass ich dauernd für euch den Karren aus dem Dreck ziehe? Da hast du recht. Damit sollte ich unbedingt aufhören! Ihr macht hochtrabende Pläne, aber durchdacht habt ihr gar nichts. Und sobald es schwierig wird, liegt ihr wie die Maikäfer auf dem Rücken. Auch jetzt wieder: Die Kerle machen daheim Zoff, und schon stehen die, die das Maul immer am weitesten aufreißen, nämlich du und Leni, brav am Herd, während Rosi und Bärbel sich krumm und buckelig schaffen. Es ist zum Kotzen!»
    Ich spürte, wie eine 1-a-Hitzewallung sich ankündigte, aber auch die konnte mich nicht bremsen. «Ich gebe euch einen Rat: Schaut bloß, dass ihr diesen verdammten Auftrag auf die Reihe kriegt. Ich bezahle nämlich keinen Cent, wenn dieser Kraus euch drankriegt.»
    «Ja, aber, mir können doch auch nichts dafür, dass …», machte Claudia noch einen zaghaften Verteidigungsversuch.
    «Das kannst du deinem Friseur erzählen!» Ich wollte noch weiter ausholen, aber die merklich geschrumpfte Claudia wurde von Rosi und Leni in den Saal gezogen. Nur Bärbel blieb noch kurz bei mir stehen.
    «Hast vollkommen recht, Nina!», sagte sie. «Höchste Zeit, dass du dich wehrst!»

    Nach diesem Ausbruch nahm ich mir alle Zeit, mir etwas Gutes zu tun. Ich duschte ausgiebig und rasierte mir sorgfältig die Beine. Anschließend cremte ich mich mit der Rosenlotion ein, die ich für besondere Gelegenheiten aufsparte. Denn heute war eine besondere Gelegenheit, dachte ich. Irgendwie.
    Es war warm genug, um meine Haare an der Luft trocknen zu lassen. Ich schlüpfte in knielange Leggins und ein geblümtes Trägerkleid und hängte mein Bettzeug am Fenster in die Sonne. Im Garten summten die Insekten. Phlox und Rittersporn standen jetzt in voller Blüte, und das Gemüse gedieh dank Bärbels fachkundiger Hilfe prächtig. Ich genoss die friedliche Ruhe, bis im Kirschbaum eine Amsel loszeterte.
    Den Grund dafür entdeckte ich sofort: Krauli machte mit ihren Kleinen einen ersten Ausflug in den Garten.
    Meine Augen brannten plötzlich. Marie hätte sich über diesen Anblick auch sehr gefreut. Ohne sie war die ganze Landidylle doch für die Katz …

    Ich beschloss, Elke anzurufen. Vielleicht hatte sie schon mit Marie gesprochen.
    «Nee, sie war nicht in der Agentur, und Volker, dieser Blödmann, hat mir auch nichts von der ganzen Sache erzählt», zischte Elke. «Aber mach dir keine Sorgen! Ich

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