Garantiert wechselhaft
beste Bordeaux!»
Nach dem Frühstück und einer ausgiebigen Spielrunde mit den jungen Kraulis ging ich in mein Arbeitszimmer. Auf dem Weg blieb mein Blick an Huberts bescheuertem Mutterspruch hängen: Drückt dich ein Weh, zur Mutter geh, und sag es ihr, gern hilft sie dir.
Ich schnappte mir die Stickarbeit und hängte sie über meinem Schreibtisch an die Wand. Und zwar so, dass ich sie richtig gut im Blick hatte.
«Pass auf, Hubert», sagte ich. «Ich habe das bisher immer falsch verstanden, aber jetzt hab ich es kapiert. Ich bin Mutter. Und ab jetzt helfe ich mir selber. Ich! Mir! Einverstanden? Und jetzt probiere ich gleich mal aus, wie das klappt.» Ich griff mit Todesverachtung zum Telefon und wählte mit klopfendem Herzen die Nummer einer Redakteurin.
«Guten Tag, hier ist Nina Lindner», meldete ich mich. «Ich rufe wegen des Logos an, das Sie für Ihre Kinderseite in Auftrag gegeben hatten.»
«Ach ja», sagte Frau Geisler. «Und? Kommen Sie gut voran?»
«Im Prinzip ja», sagte ich. Los, Nina, spuck es aus! Dann hilfst du dir. Ich holte tief Luft. «Aber hier im Haus bricht gerade alles zusammen, und ich wollte Sie fragen, ob ich die Entwürfe vielleicht etwas später schicken könnte.»
«Das ist gar kein Problem», sagte Frau Geisler freundlich. «Die Leute, die letztlich die Entscheidung treffen müssen, sind im Augenblick sowieso auf einer Messe. Schaffen Sie es denn bis zum vierten August?»
Über eine Woche Terminaufschub! Ich schaute ungläubig auf den Hörer. «Ja», stammelte ich. «Da-das schaffe ich locker!»
«Dann viel Erfolg bei der Arbeit», sagte Frau Geisler. «Und hoffentlich lösen sich die anderen Probleme auch bald wieder!»
Mit einem breiten Grinsen legte ich auf und schaute auf den Spruch.
«Hubert», sagte ich stolz. «So rum funktioniert es!»
Nächste Baustelle? Ich konsultierte meine Liste. Die leidigen Fräggla. Gestern vor dem Einschlafen war mir dazu die entscheidende Idee gekommen.
Doch bevor ich die Nummer von Moda Elongata wählen konnte, klingelte mein Telefon. Gedankenübertragung?
«Hier Graus. Mei Seggredärin hat mir an Zeddl hing’legt, dass Sie am Montag letzter Woche angerufen hamm. Dann hamm Sie sich aber nimmer gemeldet. Es is wohl alles in Ordnung mit meiner Bestdellung?»
Ich schloss die Augen und sah ihn vor mir: Lippen lutschend und süffisant lächelnd. Aber ich gab ihm eine letzte Chance.
«Herr Kraus, hier läuft alles wunderbar. Nur der Stoff für die Bolero-Jäckchen, den Sie auf der Messe gesehen haben, ist wirklich nicht mehr lieferbar. Wir haben wirklich alles versucht, und jetzt einen nahezu iden–»
«Ich hab Ihnen scho g’sagt, dass ich des ned akzepdier!», unterbrach mich Herr Kraus. «Sie hamm was unterschrieb’n, und ich muss drauf bestehen, dass ich des auch so krieg wie vereinbart.»
«Gut. Dann schlage ich vor …» Ich machte eine längere Pause. «… dass ich die Sache mit Ihrer Frau bespreche. Es sei denn, sie ist schon wieder im Heim und erkennt niemanden.»
Dazu fiel Herrn Kraus im ersten Moment gar nichts ein, und ich stellte mir vor, wie seine Zunge turbomäßige Überstunden schob.
«Der Zeddl war ned von meiner Seggredärin?»
«Nein. Dafür hatte ich eine außerordentlich nette Unterhaltung mit Ihrer Gattin», sagte ich zuckersüß. «Und nun schlage ich Ihnen zum letzten Mal vor, den anderen Stoff zu nehmen, damit wir rechtzeitig liefern können.»
«Wie Sie woll’n», sagte Herr Kraus kleinlaut.
Na, ging doch!
Nun kam es nur noch auf das Finale an. Zur Einstimmung schaute ich nochmals auf den Spruch an der Wand.
Danach führte ich einige konspirative Gespräche.
In der Schneiderei liefen die Maschinen auf Hochtouren. «Es gibt schlechte Neuigkeiten», sagte ich und erzählte, was Volker sich geleistet hatte.
«So a Sau», war Lenis Kommentar. «Da kann mer dir nachdräglich fei noch zur Scheidung graddulieren.»
«Danke. Aber was wollt ihr jetzt machen?»
«Durchmachen», sagte Rosi lakonisch. «Oder hat jemand an besseren Vorschlag?»
Es war Leni und Claudia anzusehen, dass sie den nächsten Ehekrach bereits vor Augen hatten.
«Ist die Essensfrage bei euch das Hauptproblem?», fragte ich. Sie nickten.
Ich sah Bärbel an. Sie schaute erst verständnislos zurück, aber dann ging ihr ein Licht auf.
«Der Ernst hat middlerweile a ganze Menge drauf», sagte sie.
«Meinst du, er würde mittags für alle kochen, hier im Gasthof? Geschirr und Besteck sind in Mengen vorhanden, und Platz haben wir
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