Garantiert wechselhaft
auch genug.»
Bärbel strahlte. «Des wird ihm fei g’fallen! Und wenn er was ned weiß, kann er uns ja fragen.»
«Hoffentlich macht der Ernst gute Glöß», murmelte Leni. «Da ist der Kurt fei heikel.»
«Kann er», beruhigte Bärbel sie. «Und an Schweinebradn hat er auch schon mal hingegriecht. Nudelsoßen macht er auch, sogar vechedarische. Da kommen die Marie und der Mario ned zu kurz.»
«Womit wir beim nächsten Punkt wären», sagte ich. «Ich fahre heute Nachmittag nach Berlin, um mich mit Marie auszusprechen. Und eine andere Sache in die Wege zu leiten.» Ich sah die Frauen reihum an. «Aber dafür brauche ich eure Hilfe.»
Dann erzählte ich den Schnepfen von meinem Plan.
Zwei Stunden später stand ich mit gepackter Reisetasche in der Gaststube.
«Der Ernst find’ die Idee toll», erzählte Bärbel. «Aber nervös is’ er scho, schließlich hat er bisher immer bloß für uns zwaa gekocht.»
«Zur Not kann ich ihm ja a weng under die Arm’ greifen», sagte Gundi, die über die jüngsten Entwicklungen bereits Bescheid wusste. «Des krieg mer schon hie!»
«Ja, des krieg mer scho hie.» Gustl hatte wieder mal gerochen, dass sich im Hause Lindner etwas tat, und war prompt erschienen. «Erpfl schälen kann ich fei gut und Zwiebel schneiden auch!»
Na toll, sollte mein Plan misslingen, konnte ich immerhin die Wirtschaft wiedereröffnen und mich als Bedienung verdingen.
«Ich muss los», sagte ich und ging zur Tür. «Macht keine Dummheiten, während ich weg bin, gell?»
«Was für Dummheiten?» Die Samtstimme, die das fragte, hatte ich schon lange nicht mehr gehört.
«Oh, der Herr Schreiner beehrt mich heute mal wieder persönlich!» Ich versuchte es auf die ironische Tour, aber als Christian mich ansah, spürte ich sofort das wohlbekannte Puddinggefühl in den Knien. So viel zu meinen neuen Vorsätzen.
«Wir machen hier eine Kantine auf, und Bärbels Mann kocht», sagte ich mit belegter Stimme.
Christian trat näher an mich heran. «Darf ich auch kommen?», fragte er leise.
Mein Gott, was wollte der Mann? Jetzt, wo ich ihn bei meiner Gefühlsinventur endgültig aussortiert hatte, kam er plötzlich wieder an und brachte meine Gefühle in Wallung, als wäre nichts geschehen. Seine Hand berührte meine, und ich zog sie nicht weg.
«Natürlich darfst du kommen», sagte ich heiser. «Jederzeit!» In. Meinem. Schlafzimmer.
«Nina!»
Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass Leni aus der Gaststube nach mir rief.
«Was?»
Sie tauchte in der Tür auf. «Beinah hädd ich’s vergessen. Die Maler waren vorhin da. Die wollten wissen, ob du am Wochenend die alden Tapedn ablöst. Die können die Gaststube nächste Woch noch schnell streichen – sonst geht’s erst wieder im Herbst.»
Die verdammten Tapeten! Ich hasste diese Arbeit, aber für das, was ich vorhatte, musste es hier picobello aussehen. Und ich hatte den Termin ja selbst vorhin eingefädelt.
«Sag ihnen bitte, dass ich das erledige», sagte ich. «Wenn ich wieder da bin.»
Ich warf Christian einen letzten Blick zu, dann stürmte ich hinaus.
Ich hatte gerade die Reisetasche ins Auto gepackt, als Mario und die beiden anderen Bandmitglieder von Elf Crap mit ihren Vespas in die Einfahrt knatterten. «Fährst du weg?»
«Ja, ich will nach Berlin, mit Marie reden.»
Mario sah mich bittend an. «Nimmst du mich mit?»
«Super Idee!», riefen Frank und Robbi. «Und sag ihr, dass wir sie wiederhaben wollen!»
Ich überlegte. Marie würde sich wahrscheinlich sehr über diesen Liebesbeweis freuen.
«Ich pack nur schnell ein paar Klamotten ein, das geht ganz schnell», sagte Mario und sah mich treuherzig an.
«Okay», sagte ich. «Aber nur unter der Bedingung, dass deine Mutter einverstanden ist.»
Mario war ein angenehmer Reisebegleiter. Er erzählte von seiner Vorliebe für Astronomie und Musik, und ich staunte, wie aufgeschlossen dieser Knabe vielen Dingen gegenüberstand. Von seinen Eltern hatte er das nicht.
«Weiß Marie, dass wir kommen?»
Diese Frage hatte ich eigentlich gleich am Anfang der Fahrt erwartet, aber Mario stellte sie erst, als wir Berlins Stadtgrenze bereits hinter uns hatten.
Ich schüttelte den Kopf. «Marie ist bei Elke zum Essen eingeladen. Ich hoffe, dass sie nicht sofort wieder abhaut, wenn wir auch auftauchen.» Bis zur Ausfahrt Tempelhof hing ich meinen Gedanken nach. Dann setzte ich den Blinker und verließ die Stadtautobahn. «Was meinst du?»
«Dass sie uns vor Freude um den Hals fällt.»
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