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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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wunderwürdige Ding sehn, traut meinem Wort.«
    »Ganz gern«, versetzte Pantagruel, »allein bevor wir diese weite Fahrt voll Wagnis, voll augenscheinlicher Gefahren –« »Was für Gefahren?« fiel Panurg ein. »Die Gefahren laufen von mir auf sieben Meilen in die Runde, wo ich auch sein mag; wie die Obrigkeit abtritt, wenn der Fürst kommt, wie vor der Sonne die Nacht entweicht.« – »Ehe, sag' ich«, fuhr Pantagruel fort, »wir uns auf diese Reise begeben, muß dies und jenes berichtigt sein. Erst laßt uns den Triboullet wieder gen Blois heimsenden. Zweitens bedürfen wir guten Rat und Urlaub vom König, meinem Vater. Ferner müssen wir eine Sibylle uns zum Dolmetsch und Wegweiser suchen.« – Darauf antwortete Panurg, sein Freund Xenomanes wär hierzu tauglich, und überdies gedächte er auch durch das Laternenland zu reisen und sich da mit einer weisen ersprießlichen Laterne zu versehen, die ihnen für diesen Weg das sein solle, was die Sibylle für Aeneas war auf seinem Gang in Elysium. –
    »Nach meiner Rechnung«, sprach Pantagruel, »werden wir eben nicht Grillen fangen unterwegs, das spür' ich schon. Es ist mir nur leid, daß ich nicht fertig Laternisch spreche.« – »Ich«, antwortete Panurg, »sprech's für euch alle, ich versteh's wie meine Muttersprache, mir ist es geläufig wies Abc:
Brißmarg dalgotbric nubstzne zos
Jsquebfz prusq; albok cringqs zacbac.
Misbe dilbarlkz morp nipp stancz bos.
Strombtz, Panurge walmap quost grufz bac. [Fußnote: Phantasiesprache]
     
    Jetzt rate, Epistemon, was das heißt.« – Epistemon antwortete: »Es sind Namen von irrenden Teufeln, von fahrenden Teufeln, von kriechenden Teufeln.« – »Wahr gesprochen, mein schöner Freund«, versetzte Panurg, »es ist die Hoflaternensprache; ich will dir unterwegs darüber ein schönes Wörterbüchel machen, das sollst du so schnell intus haben, wie ein Maß Wein.«
    »Bleibt also«, sprach Pantagruel, »nur übrig, daß wir den Willen des Königs, meines Vaters, hierüber hören und seine Erlaubnis dazu erbitten.«

Siebenunddreissigstes Kapitel
Wie Gargantua vorstellt, daß den Kindern ohn ihrer Eltern Wissen und Willen zu heiraten nicht gestattet sei
    Als nur Pantagruel in den großen Schloßsaal trat, fand er daselbst den guten Gargantua, der eben aus dem Staatsrat kam; er erstattete ihm summarischen Bericht von ihren Abenteuern, setzte ihm ihr Vorhaben auseinander und bat, daß sie's mit seiner Gunst und Genehmigung ausführen dürften. Der Ehrenmann Gargantua hielt zwei große Bündel erwogner Suppliken und zu erwägender Pro Memoria in den Händen, die er seinem alten Archivar gab, nahm darauf den Pantagruel beiseite und sprach mit froherer Miene als sonst zu ihm: »Mein vielgeliebter Sohn, ich danke dem Herrn, der Euch bei tugendhaften Gedanken erhält; es ist mir ganz lieb, daß Ihr die Reise vollführt, doch wollt' ich, daß Ihr nun gleichermaßen auch dran dächtet und Verlangen trügt, Euch zu vermählen. Mir bedünkt, Ihr tretet nachgerad dazu in das erforderliche Alter. Panurg hat sich genug bemüht, die Zweifel zu heben, die ihm etwa im Weg stehn möchten; sprecht jetzt für Euch.«
    »Grundgütiger Vater«, erwiderte ihm Pantagruel, »ich habe hieran noch nicht gedacht, sondern dies ganze Geschäft Euerm väterlichen Gebot und guten Willen anheimgestellt. Gott bitte ich, lieber tot und starr, mit Euerm Willen, Euch zu Füßen zu liegen, als jemals lebendig gegen denselben vermählt zu sein. Noch hab' ich von keinem Gesetz gehört, sei es heilig oder profan, das die Kinder ohne Zustimmung ihrer Väter, Mütter, Blutsfreunde und Sippschaft sich zu verehelichen ermächtigt; denn diese Wahl haben die Gesetzgeber insgesamt den Kindern genommen und den Eltern zuerkannt.«
    »Geliebter Sohn«, sprach Gargantua, »ich glaub' es Euch und danke dem Herrn, daß durch die Fenster Eurer Sinnen in Eures Geistes Wohnhaus nichts als lautere Wissenschaft Zutritt findet. Denn zu meiner Zeit gab es ein Reich, wo eine besondere Zunft duckmäuserischer Pfaffen dem Ehestand so abhold waren wie die Priester der Cybele in Phrygien, als wenn es Kapaune und nicht mutwillige, geile Hähne wären. Die haben dann den Eheleuten über die Ehe Gesetze erteilt; und ich weiß nicht, wovor man sich mehr entsetzen soll, ob vor der tyrannischen Einbildung dieser gefürchteten Duckmäuser, die innerhalb der Schranken ihrer mystischen Tempel nicht rasten können und sich in Dinge mischen, die ihrem Beruf schnurstracks zuwider und fremd

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