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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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sind, oder vor dem Aberglauben der dummen Eheleute, die so böse, barbarische Satzungen angenommen, ihnen Folge geleistet haben und nicht einsehn (was doch klarer ist als der Morgenstern!), wie solche Heiratsordnungen sämtlich den Vorteil der Pfaffengilde und auch nicht eine das Wohl und Frommen der Eheleute bezwecken. Denn, wie Ihr ganz richtig sagt, kein Recht auf Erden erteilt den Kindern die Freiheit, ohne ihrer Eltern Rat und Wissenschaft sich zu vermählen. Aber nach den Satzungen, von denen ich redete, ist im ganzen Gau kein Kuppler, Schelm, Schalk, Galgendieb, kein so stinkiger, müffiger, schäbiger Schnapphahn, Bandit oder Böswicht, der nicht jedes Mägdlein nehmen könnte, das ihm nur ansteht, und wenn es noch so vornehm, schön, reich, keusch und sittsam wär, wenn sich der Kuppler nur einmal erst mit einem Pfaff verständigt hat, der von dem Raub zu seiner Zeit sein Teil abkriegt.
    Geliebter Sohn, nach meinem Hinscheiden baue vor, daß solche Gesetze in diesem Reich nicht Eingang finden! So lang ich selbst in diesem Leib noch atme und lebe, werd' ich darauf gar wohl bedacht sein. Weil Ihr denn nun Eure Heirat mir anheimstellt, bin ich's zufrieden und will's besorgen. Schicket Euch mit Panurg zur Reise an. Nehmt Epistemon mit und Bruder Jahn und wen Ihr noch sonst erwählt.
    Mit meinen Schätzen schaltet nach Euerm freien Gefallen; was Ihr auch tut, es kann mir nichts mißfällig sein. Nehmt aus meinem Arsenal Gerät, soviel Ihr wollt, Piloten, Schiffsleute, Dolmetscher, Rudrer, wie Ihr wollt, und segelt aus mit gutem Wind in des behütenden Gottes Namen. In Eurer Abwesenheit werd' ich dann für Euch sowohl ein Weib beschaffen, als auch ein Fest rüsten, welches ich zu Eurer Hochzeit geben will, so stattlich als nur je eins war.«

Viertes Buch
Erstes Kapitel
Wie Pantagruel nach dem Orakel der Göttin Bakbuk in See ging
    Im Monat Juni, am Tag des Vestalienfestes, dem nämlichen, an welchem Brutus Spanien bezwang und die Spanier sich unterwarfen, an welchem auch der geizige Crassus von den Parthern besiegt und getötet wurde, beurlaubte sich Pantagruel von seinem Vater, dem guten Gargantua, unter dessen heißen Gebeten für seines Sohnes und seiner Gefährten glückliche Fahrt, und ging im Hafen von Thalasse zur See, begleitet von Panurg, Bruder Jahn von Klopffleisch, Epistemon, Gymnastes, Eusthenes, Rhizotomus, Karpalim und andern alten Dienern und Hausgenossen; desgleichen auch von Xenomanes, dem großen Pilgrim und Durchkreuzer gefährlicher Wege, der auf Panurgs Erfordern etliche Tage vorher zu ihnen gestoßen war.
    Die Zahl der Fahrzeuge hab' ich euch im dritten Buch erzählt; alle waren wohl equipiert, kalfatert und von Pantagruel reichlich versehen. Die Versammlung sämtlicher Offiziere, Dolmetscher, Steuermänner, Hauptleute, Schiffer, Matrosen, Bootsknechte und Rudrer war auf dem Thalamegus. So hieß das große Admiralsschiff Pantagruels; am Hinterkastell führte es als Sinnbild eine große geräumige Flasche, halb aus blankem, hellpoliertem Silber, halb Gold mit Schmelzwerk. Dies zeigte an, daß Weiß und Rot die Farben der edeln Pilger waren und daß ihre Reise geradenwegs nach dem Orakel der heiligen Flasche ging.
    Am Hinterkastell des zweiten stand hoch aufgerichtet eine antike Laterne, aus durchsichtigem Stein geschickt verfertigt, um anzuzeigen, daß sie durch das Laternenland passieren würden. Des dritten Gallion Bild war ein schöner und tiefer Humpen von Porzellan. Das vierte trug ein güldenes Krüglein mit zwei Henkeln, wie eine antike Urne. Wieder ein anderes einen köstlichen Efeubecher in Gold getrieben, das daneben einen Humpen von feinem Jungferngold. Kein Mensch konnte so traurig, mürrisch, betrübt oder melancholisch sein, der, wenn er dies edle Schiffsgeschwader an seinen Devisen erkannte, nicht von neuem lustig geworden, frisch von der Leber weg gelacht und geschworen hätte, daß die Mannschaft drauf lauter tapfere Zecher und brave Leut sein müßten, und ihnen das sichre Prognostikon gestellt hätte, daß ihre Fahrt hin- als heimwärts gedeihlich und erfreulich vonstatten gehen würde.
    Auf dem Thalamegus also war aller Versammlung. Da hielt ihnen Pantagruel eine kurze und fromme Ermahnung, gespickt mit Bibelsprüchen über Seefahrt, und nach deren Endigung sprachen sie ein lautes und vernehmliches Gebet zu Gott, daß alle Leut und Bürger von Thalasse, die auf den Molo strömten, um die Einschiffung mit anzusehn, es deutlich verstehn und hören konnten.
    Nach Schluß des

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