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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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auf mich gehen?« antwortete Karpalim. – »Ohn uns weiter zu ereifern«, sprach Pantagruel, »lasset uns seine Worte und Gebärden in Betracht ziehn. Darin hab' ich bedeutende Mysterien erkannt und mich befremdet jetzt weniger als ehedem, daß solche Narren bei den Türken als Propheten verehrt werden. Habt Ihr wohl acht gegeben, wie sein Haupt hin und her schlottert' und wankte, eh' er den Mund zum Reden auftat? Nach der Lehre der alten Weisen und den Wahrnehmungen der Rechtsgelehrten könnt Ihr ermessen, daß diese Unruhe durch die Inspiration des prophetischen Geistes in ihm erregt wurde, der, wenn er stürmisch in ein kleines und schwächliches Wesen fährt, es dergestalt erschüttert, daß nach ärztlicher Erfahrung die Glieder des menschlichen Leibes ein Zittern befällt, teils wegen des zu schweren Gewichts der ertragenen Last, teils wegen der Schwäche im tragenden Organ und den Kräften des Trägers.
    Er schilt Euch Narr. Und was für einen Narrn? ›Wie keiner mehr‹, daß Ihr Euch noch auf Eure alten Tage ins Joch des Ehstands beugen und schmiegen wollt. Er sagt Euch: ›Dem Pfaff paß auf!‹ Bei meiner Ehre, ein Pfaff wird Euch zum Hahnrei machen. Ich setz' mein Ehre zum Pfand; was Größers hätt' ich nicht, und wenn ich Erb- und unumschränkter alleiniger Herr von ganz Europa, Asien und Afrika wär. Die andern Orakel und Weisungen ernannten Euch nur schlechthin zum Hahnrei, aber besagten noch nicht deutlich, wer Euer Weib zum Ehebruch verleiten und Euch zum Hahnrei machen werde. Hier dieser edle Triboullet lehrt's. Wie! Muß Euer Ehebett durch Pfaffen besudelt und verunkeuscht werden?
    Weiter sagt er, Ihr würdet ›tüchtig hinten drauf kriegen!‹ Merkt weiter: wie er Euch mit der Schweinsblase nasenstüberte und einen Fauststoß auf's Rückgrat gab, da deutete er an, daß sie Euch schlagen, nasenstübern, bestehlen wird, so wie Ihr selbst die Schweinsblase erst den kleinen Kindern im Dorf gestohlen hattet.«
    »Im Gegenteil«, versetzte Panurg. »Nicht daß ich mich schamlos vom Narrengau lossagen wollt': bin da zu Haus, gehör« hinein, ich geb's gern zu. Die ganze Welt ist närrisch. Alles steckt voll Narren. Salomo spricht, der Narren Zahl ist unendlich. Und ein Narr wär ich wie keiner, wenn ich, als Narr, mich für närrisch nicht halten wollte. – Doch seine übrigen Worte und Gesten sind für mich. Er sagt zu meinem Weib: ›Dem Pfaff paß auf!‹ Das ist aber ein kleiner Dompfaff, an dem sie sich erlustigen wird, wie des Catullus Lesbia an ihrem Spatz; der wird Mucken fangen, mit dem wird sie sich Zeit und Weil so fröhlich vertreiben, wie noch nie.
    Dann sagt er: sie wird ländlich und hold sein, sie wird hinten rum was Tüchtiges haben. Wie wohl erkennt doch dieser wahrhaftige Triboullet mein Naturell und meine innersten Passionen! Denn dies beteur' ich Euch: weit lieber hab' ich die muntern Dirnen, die Schäfermaidlein im fliegenden Haar, denen der Steiß nach Heu riecht, als die vornehmsten Damen bei Hof und reichen Schlampen, parfümiert mit Bisam und Moschus. Ein treuer Narr, ein biedrer Narr! Ich bin gut für ihn. Wer Übels von ihm denkt, tut Sünde. Ich vergeb' ihm vom Grund der Seele. Er hat mich genasenstübert: das sind die kleinen Schäkerein, die ich und mein Weiblein treiben werden, wie alle jungen Eheleute tun.«

Sechsunddreissigstes Kapitel
Wie Pantagruel und Panurg das Orakel der göttlichen Flasche zu besuchen sich entschließen
    Aber einen ganz andern Punkt bedenkt Ihr nicht, und just da steckt der Knoten. Er hat mir die Flasche wieder eingehändigt. Was heißt das? Was will das sagen?« – »Vielleicht«, antwortete Pantagruel, »daß Euer Weib betrunken sein wird?« – »Im Gegenteil«, versetzte Panurg, »denn sie war leer. Ich schwör' Euch bei dem Rückenbein des heiligen Joseph: unser Triboullet der Würdige weist mich damit an die Flasche! Und hier erneuere ich mein erstes Gelübde und schwör' in Eurer Gegenwart, weder eine Brille an der Mütze noch einen Latz an der Hose zu tragen, bis ich mir das Wort der göttlichen Flasche zu meinem Vorhaben eingeholt habe. Ich hab einen klugen Mann zum Freund, der weiß genau Ort, Land und Gau, wo ihr Orakel und Tempel ist; er wird uns sicher hingeleiten. Laßt uns zusammen hin, ich fleh Euch an, schlagt mir's nicht ab. Ich werd' Euch auch der treueste Gesell auf dem ganzen Weg sein. Ich hab' Euch seit lang schon als Freund des Wanderns erkannt, und daß Ihr gern alle Tag was Neues sehen und lernen mögt. Wir werden

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