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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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erkundigte sich bei den Gelehrten seines Hofes, wer dieser Pan wäre, und erfuhr aus ihrem Bericht, daß er ein Sohn des Merkur und der Penelope und der Gott der Natur gewesen sei.
    Ich aber für mein Teil beziehe es lieber auf jenen großen Erlöser der Gläubigen, der in Judäa durch Neid und Bosheit der Priester, Schriftgelehrten, Mönche und Pfaffen mosaischen Glaubens schmählich erwürgt ward. Und diese Deutung dünkt mich nicht ungereimt. Denn mit gutem Fug mag er auf griechisch Pan [Fußnote: Pan = alles.] geheißen werden; weil er doch unser alles ist. Alles was wir leben, haben, hoffen, ist er, ist in ihm, von ihm, durch ihn. Er ist der gute Pan, der große Hirte, der nicht seine Schafe allein nur liebt und wert hält, sondern auch die Schäfer. Bei seinem Tod war Heulen, Schluchzen, Bestürzung, Jammer und Betrübnis im ganzen Bau des Weltalls, Himmel, Erde, Luft, Meer und Unterwelt. Zu dieser meiner Auslegung paßt auch die Zeit; denn dieser milde, große Pan und alleinige Heiland starb bei Jerusalem eben zu der Zeit, als Kaiser Tiberius in Rom regierte.«
    Als Pantagruel dies gesprochen, blieb er tief in stumme Betrachtung versunken. Nicht lang darauf sah'n wir die Tränen ihm dick wie Straußeneier aus den Augen stürzen. Der Blitz soll mich treffen, wenn ich nur ein bißchen übertreib.

Dreiundzwanzigstes Kapitel
Wie Pantagruel an dem Eiland Duckdich vorbeikam, wo Fastnacht regierte
    Nachdem die muntre Flotte wieder instand gesetzt und repariert und mit Lebensmitteln frisch versehn war, stachen wir am andern Tag mit hellem holdem Nordwind lustig in See. Am hohen Tag wies uns von fern Xenomanes das Eiland Duckdich, wo Fastnacht regierte, von dem Pantagruel zuvor schon erzählen hören und den er gern von Angesicht gesehen hätte. Doch widerriet's ihm Xenomanes, sowohl des großen Umwegs halber, als weil man auch, wie er behauptete, sehr magern Spaß auf dem ganzen Eiland sowie am Hof des Königs fände. »In Bausch und Bogen«, sprach er, »seht Ihr an ihm einen großen Topfauslecker, ein unersättliches Heringsmaul, einen
    gewaltigen Maulwurfsfänger und halb ausgewachsenen Riesen mit Milchbart und Doppeltonsur, gebürtig aus Laternenland, auch selbst ein großer Laternenmucker, Großbannerherr der Fischfresser, Diktator des Senftopfs, Kleinkinderprügler, Aschenstreuer, Vater und Brotherr aller Ärzte, von Indulgenzen, Stationen und Ablaß strotzend, ein frommer Gesell, Betbruder und eifriger Katholik. Dreiviertel des Tages heult und greint er. Zu keiner Hochzeit kommt er. Allein die Wahrheit zu gestehen: Ihr findet keinen geschickteren Spicknadelmacher und Bratspießschnitzer in vierzig Herren Ländern als ihn.
    Es sind etwa sechs Jahr her, da kam ich einmal durch Duckdich und nahm zwölf Dutzend davon mit; ich hab' sie nachmals den Fleischermeistern in Quande verehrt; die hielten große Stücke darauf, und das mit Recht. Bei unsrer Heimkunft will ich Euch noch ein paar davon weisen, die über der großen Kirchtür hängen.
    Seine Speisen, von denen er lebt, sind eingepökelte Pickelhauben, Salzkästen, gesalzene Brücken und Waffen, die ihm oft das Wasserlassen schwermachen. Seine Kleidung ist gar lustig von Farb und Schnitt; denn grau und luftig geht er, hat weder hinten noch vorn was an. Die Ärmel sind aus demselben Stoff.«
    »Es wird mich freuen«, sprach Pantagruel, »wenn Ihr, wie Ihr mir seine Nahrung, Kleidung, Sitten und Lebensweise geschildert habt, nun auch seine Gestalt und Leibesstatur nach allen Teilen beschreiben wollt.« – »Tu's, mein Herzenssack«, sprach Bruder Jahn, »ich bitt' dich drum; denn in meinem Brevier da steht er auch, und nach den beweglichen Festen entwischt er.« – »Ganz gern«, antwortete Xenomanes. »Vielleicht erfahren wir mehr von ihm, wenn wir das Grimm-Eiland passieren, wo die quapplichen Fleischwürste wohnen, seine Todfeindinnen, mit denen er ewig Krieg führt; und wenn der edle Herr Karneval, ihr alter Schirmvogt und Nachbar, ihnen nicht Hilfe leistete, hätt' dieser grobe Laternenschmied Fastnacht sie längst von Haus und Hof vertrieben.« – »Sind das Männer oder Weiber?« frug Jahn, »haben sie Rock oder Hosen an? Sind's Engel oder sterblich Leut? Noch Jungfern oder schon gefreit?«
    »Sie sind«, antwortete Xenomanes, »von sterblicher Natur und weiblich von Geschlecht und Angesicht, etliche Jungfern, andre nicht.« – »Ich sei des Teufels«, rief Bruder Jahn, »wenn ich nicht für sie bin! Ist dies in der Natur auch wohl erhört, mit Weibern

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