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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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Pantagruel, »schöner Freund, wenn Ihr ein redliches Mittel wißt, wie wir dem Krieg ein Ende machen und sie mitsammen versöhnen können, so zeigt mir's an, ich werd' mich dafür von Herzen gern verwenden und nichts sparen, soviel an mir ist, um die strittigen Punkte auf beiden Seiten zu schlichten.«
    »Ist vor der Hand unmöglich«, antwortete Xenomanes; »schon vor vier Jahren, als ich hier und durch Duckdich kam, ließ ich mir's angelegen sein, zwischen ihnen Frieden zu stiften, oder doch einen langen Waffenstillstand zum wenigsten. Sie könnten längst die besten Freunde und Nachbarn sein, wenn sie sich ihres Eigensinns in nur einigen Artikeln auf beiden Teilen entschlagen wollten. Der Fastnacht wollte die wilden Schlackwürste und die gebirgischen Schwartenmagen, ihre alten guten Gevattern und Bundsgenossen, platterdings nicht mit in den Friedenstraktat aufnehmen. Die Würste verlangten, daß man ihnen die Festung Heringstonnenheim in ihre Gewalt gäbe, wie sie schon die Sulzenburg befehligen, und daß daraus, ich weiß nicht was für altes stinkiges Banditen- und Raubgesindel, das sie besetzt hält, verjagt werden solle. Dies wollte man nicht eingehn: die Bedingungen schienen dem andern Teil zu hart, und so kam es unter ihnen zu keinem Vergleich. Doch seit dem Bannfluch des Nationalkonzils in Chesil, der sie ganz in Grund und Boden verdammt hat und den Fastnacht für einen ruppigen, kreuzlahmen Schelm und Stockfisch erklärt hat, wenn er mit ihnen den kleinsten Vergleich oder Umgang versuche, sind sie so krötenbitterbös, kreuzspinnefeind, furchtbar erzürnt und obstinat in ihren Herzen aufeinander, daß nichts mehr anschlägt. Eher könntet ihr Katz und Maus, Hund und Hasen zu Freunden machen.«

Siebenundzwanzigstes Kapitel
Wie die schwer ergrimmten Würste dem Pantagruel einen Hinterhalt legen
    Während Xenomanes noch so sprach, sah Bruder Jahn so fünfundzwanzig bis dreißig junge schlanke Würste am Hafen, die mit scharfem Schritt nach ihrer Stadt, Burg, Zitadelle oder Rauchfangtürmlein eilten; da sprach er zu dem Pantagruel: »Da setzt's Krakeel, das seh ich schon. Diese sehr respektabeln Würste sehn Euch wohl gar für Fastnacht an, wenn Ihr ihm auch in keinem Stück gleicht. Kommt, lassen wir dies Tafeln hier sein und setzen uns in Positur, damit sie uns gerüstet finden.« – »Der Vorschlag«, sprach Xenomanes, »ist nicht so übel. Würste sind Würste, allzeit verkappte Bösewichter und Mucker.« Da erhob sich Pantagruel sofort von der Tafel, um sich vor den Bäumen umzusehn; er kam bald zurück und zeigte uns an, daß er links einen Hinterhalt sehr quapplicher Würste erspähet habe, und rechter Hand eine halbe Meile von da ein großes Bataillon starker Gigantenwürste, die in geschlossenen Reihen wütend an einem kleinen Holm entlang auf uns anmarschierten unter dem Schall von Tuten und Schwegeln, Blasen und Därmen, lustigen Pfeifen, Trommeln, Zinken und Drommeten. Nach Überschlag von 78 Fähnlein, die er gezählt hatte, konnten wir sie für nicht viel schwächer als 42 000 schätzen.
    Aus ihrer Ordnung, dem stolzen Marsch und den dreisten Mienen schlossen wir, daß es nicht etwa junge Nestlinge, sondern alte Kriegswürste seien. Die Vorderreihn bis an die Fähnlein gingen sämtlich schwer gewappnet in ganzer Rüstung, mit kleinen Piken, wie uns von weitem schien, jedoch sehr wohl gestählt und scharf gespitzt. Die Flanken deckte eine große Schar Jägerwürste und Schwartenmagen zu Roß: das waren lauter Leute von schöner Statur und grimmbärtiges Insulanervolk.
    Pantagruel war ganz bestürzt, und nicht ohn Ursache. Obschon Epistemon zu erwägen gab, ob es im Wurstland wohl Sitte und Brauch sei, gewappnet fremde Freunde zu empfangen, wie ja auch die edeln Franzosenkönige von ihren guten Städten des Reichs bei ihrem ersten Einzug nach der Salbung und Krönung eingeholt und bewillkommt würden. »Vielleicht«, sprach er, »ist's nur die ordinäre Leibwache der Landesfürstin, der die jungen Signalwürste auf den Bäumen dort gemeldet haben, wie im Hafen das schöne stattliche Geschwader Eurer Schiffe gelandet sei, und die, in Euch einen reichen und mächtigen Prinz vermutend, Euch in Person besuchen kommt?« – Gleichwohl berief Pantagruel seinen Kriegsrat, summarischen Bedenkens halber, was sie in dieser bangen Klemme unsichrer Hoffnung und offenbarer Besorgnis zu tun hätten.
    Der Beschluß des Rates war: sie wollten für alle Fälle auf ihrer Hut sein. Da ließ Pantagruel durch

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