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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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haben. Und somit lechzt dies Katzenvolk noch immerfort, nachdem es erst ihr Haus und Hof, Domänen, Schlösser, Renten und Güter verschlungen und verpraßt hat, auch im andern Leben nach ihrem Blut und ihren Seelen.
    Wollt ihr mir folgen?« frug Bruder Jahn die Passagiere. – »O ja!« antworteten diese. – »So laßt uns«, sprach er, »zweierlei tun: erstlich nehmt all dies Wildbret fest; ich hab' ohnehin das Pökelfleisch satt, es hitzt mir nur die Milz. Zweitens, kommt wieder nach Verwahrsam und laßt uns all die Teufelskerl von Katzenbälgern zusammenhaun!« – »Ich«, sprach Panurg, »komm' da nicht mit, auf alle Fälle nicht! Denn ich bin ein wenig schüchterner Natur.«

Vierzehntes Kapitel
Wie Bruder Jahn Kopffleisch die Katzenbälger zusammenzuhauen gesonnen war
    »Aber, in aller Kutten Namen!« rief Bruder Jahn, »was ist denn das für eine Reise, die wir da tun? Eine rechte Hosenscheißerreise! Blitz! Das ist wider meine Natur. Wenn ich nicht stets einen Heldenstreich, ein großes Werk vollführ', kann ich des Nachts nicht schlafen. Habt ihr mich nur darum zur Gesellschaft mit auf Reisen genommen, um Messe zu lesen und Beicht zu hören? Ich bin kein Studierter, doch die Studierten haben mir von Herkules erzählt. Nach seinem Vorbild laßt uns all diese schändlichen Katzenbälger erwürgen und zusammenhauen, die Teufelsbraten, und dies Land von aller Tyrannei befreien. Na, solln wir? Ich versichre euch, wir ermurksen sie ganz leicht; sie stecken's auch zweifelsohne geduldig ein. Denn sie haben doch mehr Schimpf und Spott geduldig von uns eingesteckt, als zwanzig Säue Spülicht söffen. Auf, also!«
    »Gott hat«, sprach Panurg, »uns die besondre Gnade erzeigt, aus ihren Klaun uns zu erlösen; da komm' ich nicht noch einmal hin, was mich betrifft. Ich bin vor Angst, die ich da ausgestanden hab', noch ganz verstört und außer mir; es hat mich schwer verdrossen, aus drei Gründen: fürs erste, weil mich's verdrossen hat; fürs zweite, weil mich's verdrossen hat; fürs dritte, weil mich's verdrossen hat. Horch auf jetzt, Jahn, mit dem rechten Ohr, du mein süßer Hodenloddel! Sooft du zu allen Teufeln fahren willst vor den Stuhl der Totenrichter, bin ich dein unzertrennlicher Genoß, will Styx, Cocytus, Acheron mit dir passieren, mich in den Fluten Lethes besaufen, auf Charons Kahn das Fährgeld für uns beide entrichten. Aber wieder nach Verwahrsam? Da such dir einen andern Gesellen! Mich kriegst du nicht; da bleib' ich von; dies Wort sei dir 'ne eherne Mauer. Wenn man mich bei den Haaren nicht hinschleppt und schleift, komm'ich, solang ich dies Leben hab', so wenig hin wie der Mond zur Sonne.«
    »Ho ho!« sprach Jahn, »du wackres Herz und lahmer Hände Spießgesell, jetzt her zu mir! Ich hab' mit dir ein Ei zu schälen, mein feiner Herr. Wie kam's, und was bewog Euch doch, gleich sackweis mit harten Talern drunter zu feuern? Haben wir's etwa wie Heu? He? Hätten's nicht ein paar schäbige Batzen auch getan?« – »Weil«, antwortete ihm Planurg, »der Krellhinz bei jedem dritten Wort seinen samtenen Schnappsack aufhielt und immer ›Gelt her! Gelt her!‹ rief, draus schloß ich, man würd' uns wohl frei ausgehn lassen, wenn ich ihnen Gelt hin, Gelt hin würf, Gelt in Gottes und aller Teufels Namen! Denn so ein samtener Schnappsack ist doch kein Reliquienschächtelchen für Batzen und kleine Münzen; das ist ein Hort für Sonnentaler, siehst du nun wohl, mein Bruder Jahn! Wenn du einmal erst soviel wirst gebraten haben und wirst gebraten worden sein, als ich gebraten worden bin, wirst du halt auch wohl anders pfeifen.«
    Die Hundsfötter aber standen immer noch dort im Hafen und warteten auf etwas Bares, und als sie sahen, daß wir in See gehn wollten, wandten sie sich an Jahn und schwuren, daß man nicht fortkäm' ohne Erlegung des Trinkgelds an die Warteknechte und des Hafenzolls. – »Potz Hurlyburly!« schrie Bruder Jahn. »Seid ihr noch hier, ihr Satansgeier? Hab' ich noch nicht genug Ärger gehabt, daß ihr mich noch aufbringen müßt? Na wart, bei des Herrn Leichnam! Jetzt sollt ihr euer Trinkgeld haben, dies schwör' ich euch.« Zog damit seinen Säbel vom Leder, sprang aus dem Schiff und hätt' sie alle in seinem Grimm elendiglich niedergemetzelt, aber sie rannten davon, als ob der Boden brenne, und waren unsern Augen entschwunden.
    Die Plackerei war aber damit noch nicht zu End; denn etliche von unsrer Mannsschaft hatten sich mit Urlaub vom Pantagruel, während wir vor Krellhinz

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