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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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waren, in eine Schenke am Hafen gemacht, um einmal zu trinken und sich ein Weilchen dort gütlich zu tun. Nun weiß ich nicht, ob sie die Zeche halb oder ganz berichtigt hatten; kurz, als die alte Wirtin den Bruder Jahn am Land sah, erschien sie und führte im Beisein eines Packans (es war der Tochtermann eines Katzenbälgers) und zweier Zeugen sehr bittre Klagen über sie. Bruder Jahn, ihrer langen Flausen überdrüssig, frug: »Hundsfötter, meine guten Freunde, wollt ihr in Summa damit sagen, unsre Matrosen wären keine rechtschaffnen Leute? Ei, so behaupt' ich das Gegenteil und will's euch auch zu Recht erweisen. Wißt ihr wie? Hier mit Meister Säbel!« – Und damit ließ er seinen Säbel ihnen brav um die Ohren sausen.
    Die Bengels stoben davon im Trott, bis auf die Alte, die blieb und schwur dem Bruder Jahn zu, seine Matrosen das wären sehr rechtschaffne Leut, nur darum klage sie, daß sie nicht das Bett bezahlt, auf welchem sie nach Tisch geschlummert hätten – und sie wollte für das Bett noch fünf Groschen extra. – »Nun wahrlich!« sprach Jahn, »dies ist sehr billig. Ei seht mir nur die Undankbaren! Sie werden's nicht immer so wohlfeil finden. Gern will ich's Euch bezahlen, aber ich möcht's doch gern zuvor auch sehn.« – Da führte ihn die Alte in ihr Haus, wies ihm das Bett, lobte es nach allen seinen Qualitäten und schloß, daß sie niemand überteuere, wenn sie dafür fünf Groschen begehre. Die fünf Groschen gab ihr Bruder Jahn, schlitzte aber dann mit seinem Säbel die Pfühle und Kissen mitten durch und warf die Federn aus dem Fenster in alle vier Winde hinaus. Die Alte schrie Mord und Zeter, sprang hinab und wollte die Federn zusammenlesen. Darum schor Bruder Jahn sich wenig, trug die Bettdecke nebst dem Unterbett und beiden Laken auf unser Schiff, und niemand sah ihn, denn von den Federn war die Luft stockfinster geworden, wie von einem Schneegestöber, schenkt' das Bettzeug den Matrosen und sprach dann zum Pantagruel, die Betten wären hier billiger als selbst in Chinon, wo man doch die guten Gänse habe, denn für das Bett habe ihm die Alte nur fünf Groschen abverlangt, das in Chinon nicht unter zwölf Franken zu haben wär.
    Sobald Jahn und die übrigen wieder an Bord gestiegen waren, ging Pantagruel in See. Aber da erhub sich ein so heftiger Sirokkowind, daß sie den Kurs verloren und, schier zu den Katzenbälgern zurückverschlagen, in einen mächtigen Wirbel kamen, wo die See erschrecklich hoch ging und uns der Bub vom Fockmast oben herunterrief, daß er noch immer Krellhinzens leidige Wohnungen säh. Darob Panurg, vor Angst von Sinnen, erbärmlich schrie: »Patron! Freund! Linksum! Wind und Wellen zum Trutz, linksum! Ach Freund! O nein, o nur nicht wieder in dies verfluchte Land, wo ich meinen Beutel gelassen hab'!« –

Fünfzehn Kapitel
Wie wir Vorwärts passierten
    Stracks fuhren wir geradewegs nach Vorwärts und erzählten dem Pantagruel unsre Abenteuer, der sehr bekümmert darüber war und ein paar Elegien drauf machte zum Zeitvertreib. Dort angelangt, restaurierten wir uns ein wenig und nahmen frisches Wasser ein, auch Holz in Vorrat; die Leute des Landes schienen uns, ihrem Schick und Blick nach, gute Gesellen und wohl genährt. Es bauschte sich an ihnen alles, und sie trieften von Fett, wo sie gingen und standen. Wir sahen mehrere (was ich in keinem andern Land noch gesehn), die sich die Haut zerschlitzten und das Bett herauspuffen ließen, just so wie sich bei uns zu Land die aufgeblasenen Büchsenprotzen die Pluderhosen zerschneiden, damit der Taft durchbufft. Sie erklärten, sie täten's nicht etwa aus Stolz oder Hoffart, sondern weil sie sonst in ihrer Haut nicht bleiben könnten, und außerdem würden sie auch viel eher groß und stark darnach, wie die jungen Bäume geschwinder wüchsen, wenn ihnen der Gärtner die Rinde ein wenig aufschlitzt.
    Beim Hafen stand ein Wirtshaus von sehr schönem, stattlichem Ansehn; da wir nun eine ganze Schar von diesen Aufgebauschten aller Alter, Stände und Geschlechter dorthin ziehn sahen, dachten wir, es gäb' da irgendein großes Bankett, wir erfuhren aber, daß der Wirt sein Platzfest gäbe und sie dazu geladen hätte, und so liefen denn Freunde und Anverwandte, Vettern und Basen, was Beine hatte, hin. Weil wir dies Rotwelsch nun nicht verstunden und dachten, Platzfest wär ein Fest in diesem Land, wie wir bei uns Verlöbnis- oder Hochzeitsfest, Kirchgangsfest, Schafschur-Erntefest zu feiern pflegen, wurden wir belehrt, wie

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