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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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schönen prächtigen Hosenlatz vermißte, der doch sonst seine letzte Zuflucht, gleichsam sein heiliger Anker in allem Unglücksschiffbruch war. Weil nun der gute Pantagruel dies Rätsel nicht lösen konnte, frug er ihn, was dieser Aufzug zu bedeuten habe. – »Ich hab'«, antwortete, ihm Panurg, »den Floh im Ohr. Ich will heiraten.«
    »Schön!« versetzte Pantagruel. »Dies freut mich sehr, ich möcht' darauf allerdings kein glühend Eisen in Händen tragen. Es ist aber nicht der Verliebten Brauch, mit schlotternden Strümpfen zu gehn und das Hemd ohn Hose bis übers Knie herunterhängen zu lassen. Auch dies Sacktuch ist unter braven sittsamen Leuten als Mantel fast ungehörig. Mir mißfällt diese neue Sitte, und daß Ihr den allgemeinen Brauch höhnt.«
    »Ich mein' es aber ganz ehrlich mit meiner Tracht«, versetzte Panurg. »Dies Sacktuch ist mein Tuchsack, mein Säckel; den will ich künftig selber führen und zu meinen Sachen sehn. Jetzt, wo ich schuldenfrei geworden bin, könnt Ihr Euch keinen steiferen Peter denken als mich. Schaut hier meine Brille! Von weitem schwürt Ihr, ich sei ein Klosterhocker. Gebt acht, ich predig' Euch noch einmal den Kreuzzug. Seht Ihr auch dies Sacktuch? Glaubt, es steckt in ihm eine heimliche Tugend, die wenig Leut' kennen: ich trag's erst seit heut morgen, und schon kribbelt, juckt und brennt mich's auf allen Nähten nach Hochzeit, bis ich auf meinem Weib wie ein härener Teufel herumrammle, ohne Furcht vor Schlägen. O edler Hauswirt, der ich sein werd'! Nach meinem Tod verbrennt man mich auf hohem Holzstoß cum gloria , und hebt die Asch' auf zum Denkmal und Fürbild des trefflichen Hauswirts.
    Beschaut mich vorn und hinten, es ist die wahre Form der alten Toga, des Römerkleides in Friedenszeiten: ich hab's entlehnt von der Trajanssäul' in Rom, von des Septimius Severus' Triumphbogen. Ich bin des Kriegs müd' und hab Helm und Säbel satt. Mein Rücken ist mir vom Kürbistragen ganz wund. Weg mit dem Heergerät, her mit dem Friedenskleid! Zum mindesten fürs nächste Jahr, wenn ich mir ein junges Weib genommen hab'!«

Viertes Kapitel
Wie Panurg sich beim Pantagruel Rats erholt, ob er freien sollt' oder nicht
    Als Pantagruel nichts erwiderte, fuhr Panurg fort und sprach zu ihm mit einem tiefen Seufzer: »Herr, Ihr habt jetzt meinen Entschluß vernommen: ich will Hochzeit machen. Wenn nun der böse Feind nicht alle Löcher verkeilt, versperrt und verrammelt hat, fleh ich Euch bei Eurer oft bewiesenen Liebe an, sagt mir, was Euch bedünkt dazu.« – »Da Ihr«, versetzte Pantagruel, »den Wurf einmal getan, also fest es beschlossen habt, ist weiter nichts zu sagen; bleibt nichts übrig, als daß Ihr Euch ans Werk macht.« – »Aber ich möcht's doch«, sprach Panurg, »nicht gern ohn Euern guten Rat und Meinung tun.« – »Ich mein' aber«, antwortete Pantagruel, »daß Ihr's tun sollt und rat' Euch dazu.« – »Doch wenn Ihr etwa wissen solltet«, sprach Panurg, »daß mir besser wär', ich bleibe, was ich bin, blieb ich doch lieber unbeweibt.« – »Nehmt also kein Weib«, antwortete Pantagruel. – »Wollt Ihr denn aber«, sprach Panurg, »daß ich so einsam all mein Lebtag ohn Ehegespan bleiben soll? Ihr wißt, geschrieben steht: ›Wehe denen, so allein sind!‹ Der Mensch allein hat nimmermehr den Trost wie der im Ehstand.« – »Dann heirate also um des Himmels willen«, sprach Pantagruel. – »Wenn aber«, sprach Panurg, »mein Weib mir Hörner aufsetzt (Ihr wißt, heuer ist ein fruchtbares Hornjahr), dann hätt' ich daran allein genug, um aus der Haut zu fahren. Ich bin den Hahnreis gut, es scheinen mir hübsch brave Leut zu sein, geh auch ganz gern mit ihnen um, möcht' aber beileibe doch selbst keiner sein.« – »Dann heirat nicht, Freund«, antwortete Pantagruel, »denn der Spruch des Seneca bleibt ohn Ausnahm wahr: ›Was du den andern hast getan, das tun sie dir auch selber an.‹« – »Sagt er das«, frug Panurg, »ohn' Ausnahme?« – »Ohn Ausnahme«, antwortete Pantagruel.« – »Daß der Teufel!« rief Panurg, »ob er nun in dieser Welt meint oder in jener. Weil ich nun aber ohne Weib nicht sein kann, so wenig als ein Blinder ohn Stecken (denn traben muß mein Fuchs, sonst sterb' ich), wär's dann nicht besser, wenn ich mich zu einer braven und ehrbaren Frau tät, statt mich von einer zur andern zu schleichen, Tag für Tag in steter Furcht vor Prügelsuppen, ja was noch schlimmer, vor der Franzosenkrankheit? Denn aus den tugendhaften Weibern

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