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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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und Ehrenbezeigung zu lassen.
    Weil nun im ganzen Kalender kein Platz mehr frei war, legte Jupiter ihr Fest auf den Tag der Göttin Eifersucht. Ihre Herrschaft erstreckte sich über die Ehemänner, besonders über die, die schöne Weiber hatten, und ihre Opfer waren: Argwohn, Mißtraun, Griesgram, Bewachen, Spionieren, Belauern der Weiber durch die Männer, nebst strengem Befehl an jeden Mann, ihr Dienst und Ehrfurcht zu erweisen, ihr Fest gedoppelt zu begehn und ihr die genannten Opfer zu bringen bei Straf und Drohung, daß Hahnreischaft all denen, die sie nicht nach der Vorschrift ehren würden, auch nicht hilfreich, günstig oder gewärtig sein werde, nach ihnen nicht fragen, nie in ihr Haus gehn, nimmer Umgang mit ihnen pflegen werde, sondern sie mit ihren Weibern ganz allein ohn Nebenbuhler auf alle Zeiten versauern lassen und sie als Ketzer und Gottesleugner ewiglich fliehen werde. Hingegen gelobte sie heilig, daß sie denen, die ihren Feiertag heiligen, Handel und Wandel einstellen, nichts andres tun würden, als ihre Weiber mit Eifersucht quälen, einsperren und belauern, wie es der Opferbrauch von ihnen erheischte, allzeit hold sein, sie lieben, besuchen, bei Tag und Nacht ihr Haus bewohnen und zu keiner Zeit ihr Antlitz ihnen entziehen wolle. Dixi.«
    »Ha, ha, ha«, sprach Karpalim lachend, »das ist noch ein kurioseres Mittel als Carvels Ring. Der Teufel hol mich, wenn das nicht wahr ist. Der Weiber Art ist einmal so, daß sie ihres Geistes Kraft, Verschlagenheit und Widerstand allzeit nur auf das setzen, was sie untersagt und verboten wissen.«

Sechsundzwanzigstes Kapitel
Wie die Weiber gewöhnlicherweise nach verbotenen Dingen trachten
    »Zu der Zeit«, fuhr Karpalim fort, »als ich noch Kuppler in Orleans war, hatte ich kein triftigeres Argument, um die Damen aufs Stroh und zum Liebesspiel zu bringen, als wenn ich ihnen fein bündig, kräftig und recht abscheulich vorstellte, daß ihre Männer eifersüchtig auf sie wären. Steckt ihnen dieser Glauben nur erst einmal im Kragen, dann machen sie euch, so wahr mir Gott helfe, ihre Männer unfehlbar zu Hahnreis, und wenn sie's gleich weiß nicht wie anstellen müßten.« – »In der Tat«, sprach Pantagruel, »ich hörte einmal vom Papst Johann dem Zweiundzwanzigsten erzählen, daß, als er einst durch Fonthevrault kam, ihn die Äbtissin und frommen Mütter um einen Erlaß gebeten hätten, kraft dessen sie untereinander sich selbst Beicht hören dürften, weil doch die Ordensfrauen allerhand kleine heimliche Schwachheiten an sich hätten, die sie aus Scham sich scheuten, einem männlichen Beichtiger zu verraten. Weit freier und vertraulicher würden sie sich's einander selbst unter dem Siegel der Beicht bekennen. – ›Es ist nichts in der Welt‹, versetzte der Papst, ›das ich nicht gern euch gönnte; aber bedenkt: die Beicht muß verschwiegen bleiben, und ihr Frauen bewahrtet sie schwerlich.‹ – ›Erst recht besser als ein Mann!‹ versetzten sie. – Da gab ihnen der Heilige Vater ein Schächtelchen zur Aufbewahrung, in welches er einen kleinen Hänfling hatte stecken lassen, und bat sie hoch und heilig, sein Schächtelchen an einem geheimen und sichern Ort zu verschließen; dabei versprach er ihnen auf sein päpstliches Ehrenwort, ihre Bitte zu gewähren, wenn sie's wohl verborgen hielten, und legte ihnen zugleich ein scharfes Verbot auf, daß sie's bei Strafe der Kirchenzensur und ewigen Exkommunikation in keiner Weis öffnen dürften. Kaum war das Verbot ergangen, da juckte es ihnen schon in den Fingern, zu sehn, was drin wär, und sie lauerten darauf, bis nur einmal der Papst erst weg wäre, damit sie darüber herfallen könnten. Der Heilige Vater erteilte ihnen den Segen und begab sich wieder in sein Quartier. Er war noch nicht drei Schritte von der Abtei entfernt, da rannten schon die guten Schwestern haufenweis nach dem verbotnen Schächtlein hin, um es aufzumachen und zu sehn, was drin sei. Des andern Tags besuchte sie der Papst, wie sie glaubten in der Absicht, ihnen den Erlaß zu verleihen. Eh er jedoch ein weitres Wort sprach, befahl er, ihm das Schächtlein zu bringen. Es ward gebracht, das Vöglein aber war nicht mehr drin. Da bedeutete er sie freundlich, daß es doch wohl ein allzu schweres Stück für sie sein dürfte, die Beicht zu verschweigen, da sie dies ihnen so teuer befohlene Schächtlein auch nicht ein Weilchen zu hüten vermocht hätten.« –
    »Um wieder auf unsern Hammel zu kommen«, sprach Panurg, »so heißt Euer

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