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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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war, wird oder kann ein Hahnrei sein, so werdet Ihr traun so ziemlich ins Schwarze getroffen haben.«
    »Potz Hypochonder und tausend Teufel!« schrie Panurg, »was sagt Ihr mir?« – »Mein Freund!« versetzte Rundibilis, »als Hippokrates einmal verreiste, schrieb er einen Brief an seinen alten Freund Dionysius, worin er ihn bat, sein Weib zu ihren Eltern zu geleiten, sie sorgsam zu hüten und wohl Achtung zu geben, was sie mit ihrer Mutter für Wege ginge und was für Leut bei ihren Eltern zu ihr kämen. ›Nicht‹, schrieb er, ›daß ich in ihre Tugend und Sittsamkeit ein Mißtraun setze, die ich seither ganz wohl erprobt und bewährt erfunden habe, sondern nur, weil sie ein Weib ist.‹ – Da habt Ihr's gleich mit einem Wort, mein Freund.
    Denn, sag' ich: Weib, so mein' ich ein so veränderliches, gebrechliches, unbeständiges, wandelbares und unvollkommenes Geschlecht, daß die Natur mir (mit Respekt und aller schuldigen Ehrfurcht zu reden) von jenem richtigen Verstand, womit sie alles sonst erschaffen hat, abgeirrt zu sein scheint, als sie das Weib erfand. Und wenn ich's auch hundert und hundertmal bedenk', komm' ich zu keinem andern Schluß, als daß sie mit Erschaffung des Weibes mehr auf des Mannes gesellige Lust und Mehrung des Geschlechtes bedacht war als auf Vollkommenheit des Weibes in sich selbst. Fürwahr, auch Plato weiß nicht, zu welcher Klasse er sie zählen soll, ob zu den vernünftigen Wesen oder zu dem blöden Vieh. Denn ihnen hat die Natur an einen geheimen, inneren Teil ihres Leibes ein Tier, ein Glied gesetzt, das der Mann nicht hat, darin sich allerhand ätzendscharfe, prickelnde und bitterkitzelnde Säfte erzeugen, durch deren Stiche (zumal dies Glied voll Nerven und lebendiger Empfindung ist) ihr ganzer Leib erschüttert wird, all ihr Sinne außer sich kommen und die Gedanken in Aufruhr geraten. Wenn die Natur ihnen nicht noch ein wenig Scham eingegeben hätte, würdet Ihr sie wie rasend den Männern nachlaufen sehen. Glaubt mir, daß das Verdienst der züchtigen Frauen nicht klein ist, die keusch und untadlig gelebt und so viel Tugend besessen haben, dies unbändige Tier in sich im Zaum der Vernunft zu erhalten. Drum wundert Euch nicht, wenn wir in steter Gefahr sind, Hahnreis zu werden, da wir doch nicht zu allen Stunden mit barer Münz zu genügender Zahlung versehen sind.«
    »Ei, daß mich doch das Mäuslein beiß!« versetzte Panurg; »wißt Ihr dagegen denn gar kein Mittel in Eurer Kunst?« – »Doch, doch, mein Freund«, sprach Rundibilis, »und ein sehr gutes; ich brauch's selbst. Es steht in einem berühmten Autor schon über achtzehnhundert Jahr. Vernehmt.«

Fünfundzwanzigstes Kapitel
Wie der Arzt Rundibilis ein Mittel wider Hahnreischaft gibt
    »Zu der Zeit«, sprach Rundibilis, »als Jupiter seinen olympischen Hofhalt und Staatskalender aller Götter und Göttinnen machte, einem jeden Tag und Jahreszeit seines Festes anberaumte und die Orakel- und Wallfahrtsörter austeilte –« »Machte er's etwa«, fiel Panurg ihm in die Rede, »wie der Bischof Tinteville von Auxerre? Der edle Prälat hielt große Stücke auf guten Wein, wie jeder Ehrenmann drauf hält und halten muß. Daher trug er auch besondere Liebe und Sorgfalt für den Rebenstock. Nun aber sah er manch liebes Jahr die Weinblüte elend zerstört durch Nachtfröste, Reif, Schnee, Eis, Hagel und scharfen Wind um die Zeit der Fest Sankt Görgen, Marci, Vitalis, Eutropii, Philippi, Kreuzfindung, Himmelfahrt und andere, die um die Zeit fallen, wann die Sonne in das Zeichen des Stiers tritt. Daraus schloß er, diese Heiligen wären nur Schnee- und Hagelheilige und Verderber der Rebenblüte. Derhalb wollte er ihre Feste in den Winter verlegen zwischen Weihnacht und Dreikönigstag: da stellte er ihnen bescheidentlich und alleruntertänigst frei, zu schneien und zu hageln, so lang sie wollten, weil da der Schnee den Blüten nicht schädlich, sondern vielmehr im Gegenteil gedeihlich und ersprießlich sei.«
    »– Da vergaß«, fuhr Rundibilis weiter fort, »Jupiter die arme Teufelin Hahnreischaft, die zu der Zeit verschwunden war; denn sie war eben auf dem Rathaus zu Paris, wo sie einen Hurenprozeß für einen ihrer Lehensleute betrieb. Bald darauf erfuhr Hahnreischaft, was man ihr für einen Streich gespielt hatte, ließ ihre Sache fahren, aus Sorge, ihres Hofamts verlustig zu gehen, und erschien vor dem großen Jupiter in Person; sie berief sich auf ihre Verdienste und bat inständig, sie nicht ohne Fest, ohn Opfer

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