Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
Nacht.
„Hey, Leute, ihr habt da was vergessen“, rief Marlena ihnen nach, als sie den Typen bemerkte, den ich weggefegt hatte.
„Er sollte am besten ins Krankenhaus gebracht werden, vorausgesetzt, ich bekomme endlich mal Empfang“, sagte William, der noch immer das Handy an sein Ohr drückte.
„Wahrscheinlich haben sie die Frequenzen gestört“, erwiderte Sebastian und betrachtete stöhnend seine durchstochene Handfläche.
„Verdammt“, rief Smitty lachend, „das hat richtig Spaß gemacht.“
„Ich glaube, ich werde ohnmächtig“, meinte Larry, während Walter einen Arm um seine Schultern legte, um ihn zu stützen.
„Ich habe mir einen Fingernagel abgebrochen“, murmelte Izzy. „Verdammt noch mal.“
„Ist dieser Überfall bei der eigentlichen Hochzeit auch vorgesehen?“, fragte Mátyás ironisch. „Den haben wir nämlich jetzt schon mal gründlich geprobt.“
„Wer wird für die Schäden aufkommen?“, wollte meine Mutter wissen. „Seht euch doch nur um.“
„Also, ich fürchte, ich kann Ihre Hochzeitszeremonie doch nicht vollziehen“, erklärte die Pfarrerin, die mit zitternden Knien hinter dem Altar hervorkam. „So wie es aussieht, habe ich keine Kirche mehr.“
„Ja“, sagte ich und konnte fühlen, wie Liliths Kraft dahinschmolz. Erschöpft ließ ich mich zu Boden sinken. „Ja, tut mir leid.“
„Woher haben die gewusst, wo sie uns finden können?“, wollte Mátyás wissen.
Unter normalen Umständen hätte ich ihm unterstellt, dass er ihnen den Tipp gegeben hatte, aber er schien ernsthaft besorgt zu sein, und er hatte mit dem gleichen Eifer gekämpft wie alle anderen.
„Der Traum“, antwortete William.
„Die astrale Hochzeitseinladung“, stimmte Sebastian ihm zu und bedachte mich mit einem Kopfschütteln.
„Ja, stimmt, ich hatte von der Hochzeit geträumt“, sagte Marlena. „Das war ein völlig abgefahrener Traum.“
„Den hatten wir alle“, gab Izzy zurück.
„Offenbar hatte Garnet vergessen, einen Filter zu benutzen, damit nur Freunde den Traum empfangen“, warf William ein.
Ich musterte die Überreste der Kirche, in der ich hätte heiraten sollen, und brach in Tränen aus.
Damit konnte ich das Thema „Hochzeit“ wohl endgültig abhaken. Ich hatte keine Torte, keine Band, keinen Saal für den Empfang, keine Blumen, keine Kleider für die Brautjungfern, keine Eheerlaubnis - und jetzt auch keine Pfarrerin und keine Kirche mehr.
Ich legte die Hände vors Gesicht und ließ meinen Tränen freien Lauf.
Jemand legte seinen Arm um meine Schultern. „Hey“, hörte ich Sebastian sagen. „Das wird schon wieder.“
„Das ward schon wieder? Sag mal, geht’s dir noch gut?“, fauchte ich ihn an und leierte dann herunter, was mir für eine Hochzeit mittlerweile alles fehlte. „Und jetzt darfst du den Unitariern auch noch eine neue Kirche bezahlen. Du kannst nicht mal behaupten, dass niemand zu Schaden gekommen ist. Sieh dir nur deine Hand an! Sie haben dich schon wieder mit einem Pfeil erwischt!“
Er strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, eine Glasscherbe fiel dabei aus seinem Haar.
„Eigentlich“, erwiderte er und drückte die verletzte Handfläche an seinen Körper, „hätte es noch viel schlimmer ausgehen können, denn normalerweise rücken die mit Maschinengewehren an.“
Schreckliche Erinnerungen an meinen Zirkel kamen an die Oberfläche. Alle meine Freunde waren bei einer Versammlung brutal erschossen worden.
Sebastian nahm meine Anspannung wahr und zog mich enger an sich.
„Genau“, murmelte William. „Wieso keine Maschinengewehre?“
Mátyás zeigte auf den Altar. „Mich wundert, dass sie den Langbogen mitgebracht haben. Das hier ist eine Kirche, und es ist eine lange Tradition, keine Waffen in ein Gotteshaus mitzubringen.“
„Lebt Gott in einer unitarischen Kirche?“, gab Walter zu bedenken.
„Wenn du richtig gläubig bist, würdest du dann so ein Risiko eingehen?“, fragte Mátyás.
„Sie haben auf Sebastian geschossen“, wandte William ein.
„Für sie ist er eine Inkarnation des Teufels“, betonte Mátyás. „Wie ich schon sagte, werden sie wahrscheinlich einen Ablassbrief oder irgendwas in der Art gekauft haben.“
Ich presste die Finger auf meinen Nasenrücken. Wieder drohten die Tränen mich zu überwältigen. Ich atmete angestrengt ein. „Ich kann nicht glauben, dass wir über solche Dinge diskutieren! Können wir denn nicht mal eine Minute lang ein ganz normales Leben führen?“
Sebastian zog mich noch
Weitere Kostenlose Bücher