Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
hören waren. Mátyás kam aus dem ersten Stock nach unten, er trug eine maßgeschneiderte schwarze Hose und ein passendes T-Shirt von Armani. Seine Haare waren ein gestyltes und gegeltes Durcheinander, mit dem er seinem allgemeinen Eurotrashlook das i-Tüpfelchen aufsetzte.
Meine Mutter drehte sich zu ihm um und musterte ihn von Kopf bis Fuß, ihre Miene nahm sofort einen missbilligenden Ausdruck an. Mein Vater setzte sich auf wie ein männliches Raubtier, das sich vom Eindringen eines weiteren Männchens in sein Territorium bedroht fühlte. Und Barney fauchte dazu.
Mátyás betrachtete uns über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg und grinste spöttisch. „Na, das muss wohl die Familie Lacey sein. Irgendwie hatte ich erwartet, dass ihr alle nackt wärt, wenn ich daran denke, wie ich dir zum ersten Mal begegnet bin, Garnet.“
Sehr geschickt.
Meine Eltern sahen mich an und warteten auf eine Erklärung.
Entmutigt fuchtelte ich in Richtung der arroganten Gestalt auf der Treppe. „Mom, Dad“, sagte ich. „Das ist Mátyás von Traum, Sebastians Sohn.“
„Sein Sohn? Sebastian hat einen Sohn im Teenageralter?“, fragte meine Mutter richtiggehend entrüstet.
„Nackt?“, platzte unterdessen mein Vater heraus. Er war kreidebleich und machte eine betroffene Miene, als wäre ihm gerade eben zum ersten Mal in den Sinn gekommen, dass
irgendjemand seine Tochter ohne einen Fetzen Stoff am Leib zu sehen kriegen könnte. „Nackt?“
„Oh ja“, säuselte Mátyás. „Außerdem bin ich kein Teenager. Älter als Garnet bin ich allemal. Von wegen peinlich und so.“ Er kam weiter die Treppe herunter.
„Wie viel älter?“, fragte meine Mutter leise, aber so nachdrücklich, als wollte sie die Antwort eigentlich gar nicht hören, müsste jedoch trotzdem die Frage stellen.
„Nackt“, wiederholte Dad, diesmal etwas lauter und ohne Fragezeichen am Ende.
„Was macht das schon aus, wie viel älter er ist?“, warf ich in den Raum. Mein Vater drehte sich zu Mátyás um, der seinen Ledertrenchcoat anzog, während meine Mutter ein Buch an ihre Brust drückte und es dabei so fest umklammerte, dass die Knöchel weiß hervortraten. Barney sprang auf die Armlehne des Sofas und bohrte wütend ihre Krallen ins Polster. „Ich meine, was macht das schon aus, ob Mátyás älter ist als ich?“, unternahm ich einen neuen Versuch.
„Deutlich älter“, ergänzte Mátyás. „Aber nicht so viel älter wie mein lieber Papa.“
„Was soll das heißen?“, fragte meine Mutter und drehte sich zu mir um. „Was will er damit sagen? Wie alt ist Sebastian? Er sieht kaum älter aus als du, doch sein Sohn behauptet, mindestens so alt zu sein wie du. Ist Sebastian in unserem Alter? Wie alt ist er nun?“ Als sie am Ende ihrer Tirade angekommen war, hatte sich Moms Stimme fast zu einem Kreischen gesteigert.
„Nackt.“ Mein Dad kniff die Augen zusammen. Er kochte jetzt vor Wut.
Kurz bevor er zur Tür rausmarschierte, drehte sich Mátyás noch einmal zu mir um und warf mir ein „Drangekriegt“-Lächeln zu. Ich konterte mit einem „Das wirst du mir noch büßen“-Blick.
„Garnet, deine Mutter hat dir eine Frage gestellt“, sprach mein Vater mich an, der noch immer vor dem Sofa stand. Barney hatte sich unter das Möbelstück zurückgezogen, nur der Schwanz lugte noch ein Stück raus. Könnte ich mich doch bloß auch da unten verkriechen! „Und erklär uns, was das mit diesem Nacktsein auf sich hat.“
„Ähm“, fing ich an, hatte aber sofort den Faden verloren. Mal ehrlich, meinem Dad würde das überhaupt nicht gefallen, sich von mir erzählen zu lassen, wie Mátyás mir nach meinem ersten Sex mit Sebastian über den Weg gelaufen war.
Andererseits war’s ja schließlich nicht so, als müsste ich meinen Eltern irgendwas aus meinem Sexleben berichten. Ich war eine erwachsene Frau von dreißig Jahren, um der Göttin willen! Mein Sexleben ging nur mich etwas an, richtig? Oh Mann, das war echt zum Kotzen, dass ich mir ständig wie eine Fünfjährige vorkam, wenn meine Eltern mit im Zimmer waren.
„Also?“, bohrte Mom nach. „Wie alt ist Sebastian?“
Tausend Jahre. Ja, man könnte wohl sagen, dass sich Sebastian mit mir ein junges Ding angelacht hatte. Ha, ha. Okay, ich könnte lügen, aber das hier waren meine Eltern. Und wenn
irgendwer in der Lage war, mich beim Lügen zu ertappen, dann die beiden. Ich überlegte, ob ich was Unverfängliches in meinen nicht vorhandenen Bart murmeln sollte. So was wie: „Es besteht ein
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