Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
Ich dachte, wir waren uns einig, darauf nicht zu sprechen zu kommen.“
Einig waren wir uns genau genommen nicht gewesen, aber mir war nicht danach, mich deshalb mit ihm zu streiten. Zugegeben, es war auf jeden Fall ein Fehler gewesen, auch nur ein Wort fallen zu lassen. „Die Sache mit dem Alter hat Mátyás losgetreten, und mal abgesehen davon: Hast du vor, deine Magie spielen zu lassen, damit sie Terézas Auftritt ebenfalls vergessen?“
Ich wusste, das konnte er eigentlich nicht. Seine magische Fähigkeit wirkte nur in kleinen Dosen, und er konnte nicht rückwirkend jemanden etwas vergessen machen, womit derjenige in echtem körperlichem Kontakt gestanden hatte. Ich hatte meine bissige Bemerkung nur fallen gelassen, weil ich mies drauf war, nachdem dieser ganze Abend so völlig danebengegangen war. Außerdem war ich es leid, ständig um die wichtigen Dinge herumzureden, die sich in meinem Leben abspielten. Mir war es lieber, wenn meine Eltern so bald wie möglich die Wahrheit erfuhren.
„Teréza ist da draußen unterwegs“, sagte Sebastian.
„Ja, ich weiß. Mit ihr müssen wir uns auch noch befassen.“
„Nein“, erwiderte er. „Ich meine, sie ist da draußen. Auf dem Hof.“
Der Gedanke reichte, dass sich mir die Nackenhaare sträubten. Ich drehte mich um und schob die Vorhänge vor dem Fenster über der Spüle zur Seite. „Was? Meinst du, jetzt, in diesem Moment?“
Er nickte. „Wir müssen deine Eltern ziemlich bald zurück in ihr Hotel bringen. Und ich muss Teréza loswerden.“ In der Luft hing ein unausgesprochenes „Ein für alle Mal ". Sebastians Kiefermuskeln zuckten vor finsterer Entschlossenheit.
„Was hast du vor?“, wollte ich wissen und sah ihn wieder an. „Ich dachte, sie sollte auf dem Weg zu ihrem Grab sein.“
„Danach sieht’s nicht aus. Sie ist vor zehn Minuten draußen aufgetaucht.“ Während er in der Küche fuhrwerkte, wich er irgendwie dauernd meinem Blick aus. Ich bezweifelte, dass Sebastian tatsächlich „vergessen“ hatte, für seine Ex ein Grab zu schaufeln. Es war ihm sichtlich unangenehm, dass sie sich gleich nebenan aufgehalten hatte, während wir zusammen
ausgegangen waren.
Der Wind ließ das Fenster rappeln, und mir blieb ein Stück Karotte quer im Hals stecken. Mit einer Hand hielt ich noch immer den Vorhang fest. Ich beugte mich über die Spüle und sah zu dem kleinen Friedhof gleich nebenan. Inmitten der umgekippten, verwitterten und schneebedeckten Grabsteine stand sie hinter einem hüfthohen Monolithen und starrte hungrig in Richtung Haus. Die einzelne Lampe ließ ihre Haut fahl wirken und warf einen Schatten über ihre Augen. In ihrem zerlumpten Mantel und mit dem zotteligen Haar erinnerte sie an einen Geist.
„Shit“, meinte ich.
„Ja, das trifft es wohl am besten“, stimmte Sebastian mir zu.
„An den Schutzbannen kann sie nicht vorbeikommen, oder?“, fragte ich und zog hastig den Vorhang zu.
Sebastians Antwort war nicht das, was ich hatte hören wollen. „Vielleicht. Aber ich habe Benjamin rausgeschickt, damit er das Grundstück zusätzlich bewacht.“
Mein Hirn hatte nach dem ersten Wort aufgehört, noch irgendwas wahrzunehmen. „Vielleicht? Was meinst du mit 'vielleicht'?, 'Vielleicht doch'?“
„Es ist meine Blutmagie, die die Schutzbanne geschaffen hat, also genau das Gleiche, was Teréza am Leben erhält.“ Sebastian schaltete die Backofenbeleuchtung ein, um nach dem Soufflé zu schauen. Zufrieden wandte er sich wieder mir zu. „Ich weiß selbst nicht so genau, wie das alles funktioniert, aber wenn ich von meinen eigenen Schutzbannen nicht aufgehalten werde, wird sie sie wohl auch passieren können.“
„Wir haben hier alles neu mit Bannen versehen, als ich eingezogen bin“, betonte ich. „Liliths Magie ist jetzt auch ein Teil der Schutzvorrichtung.“
Sebastian nickte, zog den Vorhang vor dem Fenster in der Hintertür zur Seite und sah ebenfalls nach Teréza. „Wahrscheinlich guckt sie deshalb so giftig. Ihr dürfte es nicht gefallen, dass sie eine andere Hexe in meinem Haus riechen kann.“
Wie? Moment mal. Hatte ich gewusst, dass Teréza ebenfalls eine Hexe war? Da war wieder dieses unheimliche Gefühl, das sich in meinem Magen breitmachte. Mir wurde schwindlig, und ich musste mich am Küchentresen festhalten. „Ähm ... eine 'andere'? Wie mächtig war ... ist Teréza als Hexe?“
In diesem Moment ging die Tür zum Wohnzimmer auf, und mein Vater steckte den Kopf in die Küche. „Alles in Ordnung? Ihr beide
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