Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
hatte.“
„Etwas Magisches“, sagte ich. Ein Blitz zuckte durch die Dunkelheit. „Weil Sebastians Blut kein normales Vampirblut ist, ist es magisch. Und zum Teil Liliths Blut seit ... tja, seit jener Nacht, als du mit deinen Freunden aus dem Vatikan versucht hast, uns umzubringen.“
Mátyás zog eine Augenbraue hoch, als wollte er mich daran erinnern, dass er dem Vatikan sehr wohl hätte erzählen können, was er in dieser Nacht gesehen hatte.
„Okay“, redete ich weiter. „Habe ich mich je bei dir dafür bedankt, dass du ihnen nicht gesagt hast, dass wir gar nicht tot waren?“
„Woher willst du wissen, ob ich das nicht vielleicht doch gesagt habe?“
Ich schürzte die Lippen. „Seitdem hat uns niemand mehr verfolgt. Außerdem weiß ich, du hast deine Probleme mit Sebastian, und trotzdem ...“
„Wenn es etwas Magisches war“, fiel er mir energisch ins Wort, „dann könnte sich das auch auf meine Mutter ausgewirkt haben. Die Sonne wird bald aufgehen.“
„Ich muss dich finden“, sagte ich laut und holte mich selbst aus dem Schlaf. Ich war eingeschlafen, kaum dass mein Kopf das Kissen berührt hatte. Ich hatte mir nicht mal die Mühe
gemacht, den einen Stiefel auszuziehen, mit dem ich in die Küche gelaufen war.
Übermüdet taumelte ich zur Garderobe und zog tollpatschig den zweiten Stiefel an. Dann griff ich nach meiner Jacke, setzte die Mütze auf und streifte die Fäustlinge über. Wenn Mátyás’ Vision vom Wetter dort draußen zutraf, dann tobte vor dem Haus ein schwerer Schneesturm. Ich öffnete die Tür und sah nur ... Weiß.
Na großartig, mein Verlobter, seine Geliebte und ihr gemeinsamer Sohn waren zusammen in einen Schneesturm geraten. Und die Sonne würde bald aufgehen.
Brave Bauernmädchen wissen, es gibt nichts Dümmeres, als bei einem Schneesturm das Haus zu verlassen. Selbst kurze Strecken wie der Weg vom Haus zur Scheune können in eine
Katastrophe führen. Im dichten Schneegestöber hatten sich schon genug Menschen verlaufen und waren erfroren, bevor sie gefunden werden konnten.
Aber brave Bauernmädchen tragen auch nicht die Göttin Lilith in sich. Ich ging nach draußen und zog die Tür zu, damit ich sie in meinem Rücken spüren konnte, obwohl die Veranda ein wenig Schutz bot. Der Wind pfiff ums Haus, hohe Schneewehen überzogen den Abschnitt, wo sich die Stufen befanden. Ich schloss die Augen und versuchte, mein rasendes Herz zu besänftigen. So müde wie ich war, stellte es zum Glück keine Schwierigkeit dar, mich in Trance zu versetzen. Das wirklich Schwierige war, mich auf den Beinen zu halten und bei Bewusstsein zu bleiben.
Plötzlich kam ich auf eine Idee. Zwar hatte ich noch nie versucht, Mátyás auf der Astralebene zu erreichen, dennoch überlegte ich, ob ich dort sein Traum-Ich finden konnte.
Mátyás’ Traum-Persönlichkeit war etwas beängstigender als sein reales Selbst. Sein Gesicht war oft in Schatten getaucht, und er trug immer diesen langen Trenchcoat, der so schwarz war wie eine Rabenschwinge. Ich stellte mir vor, wie er aus diesem Weiß zum Vorschein kam und dabei eine Selbstsicherheit ausstrahlte, die er nur im Traum zu besitzen schien.
„Du hast mich gerufen?“, fragte er.
„Das Wetter ist schlimmer geworden“, sagte ich. „Ich brauche deine Hilfe, damit ich ... äh, damit ich euch finden kann.“
„Schläfst du nicht?“
„Nicht so ganz. Ich bin in Trance.“
„Du schlafwandelst“, gab er zurück.
Ich hatte wirklich nicht vor, mit dem schwarzen Mann über richtige oder falsche Begriffe zu diskutieren, wenn Sebastian und Co. im Schneesturm verschollen waren. „Kann schon sein. Macht das etwas aus, solange ich mich von der Stelle bewegen kann?“
Er lachte und zeigte seine schiefen, spitzen Zähne. „Nein, vermutlich nicht. Du musst nur darauf achten, dass du auf den Beinen bleibst.“
„Das habe ich eigentlich vor“, erwiderte ich und bedeutete ihm mit einer entsprechenden Geste, er solle vorangehen.
Er machte einen Schritt in das Weiß hinein, und im nächsten Augenblick befanden wir uns am Schauplatz des Kampfes. „Du bist eingeschlafen“, sagte er zu mir.
„Was? Ich ...“ Als ich mich aufweckte, stellte ich fest, dass ich vor der Haustür zusammengesunken war. „Mist. Ich frage mich, ob ich für die Aktion nicht doch zu müde bin.“
Mátyás tauchte wieder auf. „Wir haben nicht viel Zeit. Ich kann spüren, wie ich verblasse.“
„Du verblasst?“, fragte ich. „Aber du bist doch bewusstlos.“
„Vermutlich
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