Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
herrschte, konnte ich jetzt zumindest einen sonderbar geformten weißen Hügel
erkennen, unter dem sich vermutlich Teréza und Sebastian befanden.
Ich zog meine Jacke aus und legte sie über Mátyás, dann rieb ich seine Hautpartien, die ungeschützt der Kälte ausgesetzt gewesen waren, um sie zu wärmen. Ich wusste, die Vampire waren unter dem Schnee in Sicherheit, der zudem Teréza vermutlich vor der Sonne schützen würde. Der Himmel wurde allmählich heller, der Morgen war angebrochen.
Nachdem ich lange Zeit über seine Haut gerieben hatte, zog ich Mátyás hoch und drückte ihn an mich. Lilith drehte die Wärme in meinem Körper auf, bis meine Nervenenden sich nahezu versengt anfühlten. Dampf stieg um uns herum in dichten Wolken auf, da die Schneeflocken auf meine überhitzte Haut trafen und sofort verdampften.
Mátyás regte sich.
„Oh, der Göttin sei Dank, du lebst“, sagte ich, während mir die Tränen kamen. Mir war nicht bewusst gewesen, wie dankbar ich in diesem Moment sein würde. Ich glaube, ich küsste ihn sogar auf die Wange und drückte ihn noch fester an mich.
„Uuh, ich werde von meiner zukünftigen Stiefmutter in die Mangel genommen.“
Jetzt musste ich noch heftiger weinen. Mátyás hasste allein schon die Vorstellung, dass ich Sebastian heiraten würde. Niemals hätte ich gedacht, dass ich von ihm auch nur eine einzige Bemerkung zur Hochzeit zu hören bekommen würde, nicht mal in Form eines spöttischen Kommentars. „Ich liebe dich“, sagte ich.
„Hör auf“, protestierte er und schob mich von sich weg. Dennoch entging mir nicht sein Lächeln, als er erwiderte: „Du bist schuld, wenn ich mich gleich übergeben muss, und ich glaube nicht, dass ich diese Anstrengung überstehen würde.“
„Wir müssen dich ins Warme bringen“, erklärte ich. „Du bist noch nicht über den Berg.“
„Und was ist mit ihnen?“ Er deutete auf die Stelle, an der ich Sebastian und Teréza vermutete.
„Die Schneedecke wird noch dicker, bis zum Abend sind sie da gut aufgehoben.“
„Das ist in zwölf Stunden!“
Ich zeigte zum Himmel, der deutlich heller geworden war. „Glaubst du, Teréza wird den Weg zurück zum Haus überstehen, wenn wir die beiden jetzt ausgraben?“
Lange Zeit betrachtete er die Morgendämmerung, schließlich schüttelte er den Kopf. „Mutter kann nicht mal einen bedeckten Himmel aushalten. Dieser todesähnliche Schlaf überkommt sie, sobald die Sonne über den Horizont steigt - ob man sie sehen kann oder nicht.“
„Dann schläft sie jetzt schon.“
„Machst du dir keine Sorgen um Papa?“
„Doch, natürlich, aber er ist ein tausend Jahre alter Vampir. Außerdem würde er mich umbringen, wenn dir irgendwas zustößt.“
Irgendwie schafften Mátyás und ich es zurück zum Haus. Ich schürte das Kaminfeuer, damit es mehr Wärme spendete, und holte ein paar Decken. „Zieh deine nassen Sachen aus“, forderte ich ihn auf. „Ich werde dir ein Bad einlassen.“
Im Badezimmer traf ich auf Mom. Sie hatte ein Handtuch um sich gewickelt und stand vor dem Spiegel, um Mascara aufzulegen. „Oh, entschuldige, Liebes“, sagte sie und lächelte mich verlegen an. „Haben wir dich aufgeweckt?“
„Nein“, entgegnete ich und wunderte mich, wie es sein konnte, dass ihr meine klatschnasse Kleidung nicht auffiel. „Mátyás war zu dünn angezogen im Schneegestöber unterwegs. Wie warm muss das Badewasser sein, falls er unterkühlt ist?“
„O Gott!“, rief sie und ließ ihr Make-up fallen. „Ist das dein Ernst?“
Ich nickte.
„Glen Lacey!“, brüllte sie. „Komm her, wir brauchen Hilfe!“
Mein Dad kam hereingestürmt. Er trug nur blau-weiß gestreifte Boxershorts, dichte graue Locken überzogen seine leicht schwabbelige Brust. Das war mehr, als ich von Dad hätte sehen müssen.
„Was ist los?“
„Mátyás ist unten“, erklärte ich ihm. „Er könnte unterkühlt sein. Ich weiß, er braucht jetzt ein heißes Bad. Aber wie warm sollte das Wasser sein?“
„Erst mal Zimmertemperatur“, antwortete er bestimmt. „Ich glaube, alles, was wärmer ist als kaltes Wasser, würde bei ihm einen Schock auslösen.“
„Kannst du das für mich erledigen? Ich gehe runter und hole ihn.“
Mátyás hatte inzwischen seine nasse Kleidung ausgezogen, die direkt vor dem Kaminfeuer lag und dampfte. Er selbst kauerte sich so dicht an die Flammen, dass ich fürchtete, er könnte sich auf die Holzscheite legen wollen.
„Mir wird einfach nicht warm“, beklagte er sich
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