Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
berührten meine Ohrmuschel. „Wirst du mich in hundert Jahren auch noch so begehren?“
Ich griff in ein Büschel Haare. Mit der freien Hand dirigierte ich seine Hand dorthin, wo ich sie fühlen wollte. „Immer.“
Ein Brummen kam über seine Lippen, und seine Finger schoben sich unter mein Shirt. Mir stockte der Atem, als ich seine Haut auf meiner spürte.
Die Haustür ging auf. Ich hörte, wie die Sturmtür zufiel. Stiefel traten stampfend auf die Fußmatte.
Ich hielt die Augen geschlossen und hoffte, dass es nur Benjamin war, der sich einen Streich erlaubte.
Dann räusperte sich Mátyás.
Das Stöhnen, das mir über die Lippen kam, schmerzte irgendwo tief in meinem Inneren.
„Na, was ist denn das?“, fragte Mátyás lächelnd. „Ein kleiner coitus interruptus?“
Sebastian nahm die Hand von meiner Brust und lehnte sich leise seufzend zurück. „Ich dachte, du wolltest bei Izzy übernachten.“
„Das habe ich doch, Papa“, sagte er mit gespielter Unschuld. „Es ist früh am Morgen.“
Ich rieb mir die Augen und merkte, wie Müdigkeit und Erschöpfung mich überkamen. Auch wenn da dieses sehnsüchtige Ziehen zwischen meinen Schenkeln war, würden mir ein paar Stunden Schlaf guttun. „Vielleicht sollten wir uns wirklich besser nach oben zurückziehen“, murmelte ich gedankenverloren.
„Wollt ihr nicht lieber rüber in die Scheune gehen?“, schlug Mátyás vor und musterte scheinbar interessiert seine Fingernägel. „Ich habe gehört, da soll es einen richtig schönen
Sturmkeller geben.“
Sebastian stand auf, die Decke fiel zu Boden. Er hatte die Fäuste geballt und war bereit für einen Kampf.
Mátyás lehnte sich unterdessen lässig gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein schwarzes Haar fiel ihm in die Stirn und legte einen Schatten über seine Augen.
In Augenblicken wie diesem wurde mir deutlich, wie ähnlich die beiden sich sein konnten. Meine Mutter hatte recht gehabt: Sie sahen wirklich so aus, als wären sie annähernd gleich alt. Ihre Haare wiesen den gleichen nachtschwarzen Farbton auf, nur dass Mátyás sie viel kürzer trug als sein Vater. Beide waren ungefähr gleich groß, und auch wenn Sebastian etwas muskulöser war, hatten sie die gleiche Statur.
Und wenn sie wütend waren, kniffen sie auf ganz ähnliche Art die Augen zusammen.
„Wir mussten sie in den Keller sperren. Sie hatte wieder versucht, mich umzubringen.“
Von oben war ein ausgelassenes Quieken zu hören.
Mátyás sah zur Decke. „Benjamin klingt heute aber schrecklich feminin.“
„Ähm.“ Sebastian schaute mich fragend an.
„Das ist meine Mom“, erklärte ich.
„Und was genau macht sie da oben?“, wollte er wissen.
Sebastian und ich sahen uns kurz an, dann antworteten wir mit unserer „Was glaubst du denn, was sie da macht?“-Miene.
Mátyás stutzte. „In eurem Schlafzimmer?“
„Im Wintergarten“, erklärte ich.
„Mannomann“, meinte er und schnalzte mit der Zunge. „Dieses Haus ist wirklich überlaufen. Und die Scheune auch noch."
Benjamin oder der Wind rappelte am Fenster.
„Du hast sie nicht rausgelassen, oder?“, fragte Sebastian.
Mátyás warf den Kopf nach hinten und schüttelte die Haare aus dem Gesicht, als wäre ihm schrecklich langweilig. „Meine Mutter? Aus dem Keller? Warum sollte ich denn meine Mutter aus einem feuchten, kalten Grab befreien? Das ist doch nun wirklich nicht meine Art.“
Natürlich war es genau das, was er die meiste Zeit seines Lebens gemacht hatte.
Sebastian knirschte mit den Zähnen, und wäre er eine Cartoonfigur gewesen, dann hätte man jetzt sehen können, wie Rauchwölkchen aus seinen Ohren aufstiegen.
Ich stellte mich zu ihm und legte eine Hand auf seine Faust, woraufhin er sich spürbar entspannte.
Er atmete tief durch und griff zu einer anderen Taktik. „Im Keller ist sie sicherer aufgehoben“, sagte er. „Die Sonne wird bald aufgehen.“
„Sicherer? Ach, dann warst du nur um ihr Wohlergehen besorgt, als du die Falltür mit einer Schaufel blockiert hast? Wie fürsorglich“, spottete Mátyás.
„Genau genommen haben wir versucht, sie aufzuhalten, damit sie mir nicht die Kehle zerfetzt“, warf ich ein. Es war ja nicht so, als zeugten die Kratzer in meinem Gesicht nicht noch von Terézas letztem Angriff.
„Sie muss hungrig gewesen sein“, stellte Mátyás fest. „Gut, dass ich ihr jemanden zum Essen mitgebracht habe.“
„Jemanden?“, wiederholte ich.
„Du hast jemanden mit ihr allein
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