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Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit

Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit

Titel: Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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interessiert, einer Frau zu helfen.
    „Jedenfalls hast du da einen irren Schild.“ Ich zeigte auf den Arm, den sie von mir abgewandt hielt. Ich hätte schwören können, einen Schlangenkopf zu sehen und ein tausendfaches Zischen zu hören. „Würdest du mir bitte helfen?“
    Sie nickte, verschwand aber nicht sofort, was mir das Gefühl gab, dass ich irgendwas sehr Wichtiges vergessen hatte. Ich hatte „bitte“ gesagt. Wollte sie auch noch „vielen Dank“ hören?
    Dann fiel mir ein, dass man in den meisten Kulturen einer Gottheit irgendwelche Opfergaben überreichte, um sie für ihre Dienste zu entlohnen. Lilith hatte sich einfach genommen, was SIE haben wollte: ein Quartier in meinem Körper. Ich hatte keine Ziege zur Hand, die ich hätte schlachten können, und ganz abgesehen davon hätte das weder zur modernen Wicca gepasst noch zu meiner persönlichen Einstellung, war ich doch Vegetarierin. Andererseits konnte ich mir nicht vorstellen, dass Athena sich damit zufriedengeben würde, wenn ich ihr zu Ehren einen Kohlrabi zerteilte. Aber ich war mir nicht mal sicher, ob ein Opfer überhaupt das war, worauf sie wartete. Was würde diese gewaltige Göttin haben wollen?
    Ich gab die Raterei auf. „Sag mir, was du dafür von mir haben möchtest.“
    Daraufhin begann sie zu lächeln, und mir wurde bewusst, dass sie nicht nur beängstigend, sondern auch schön wirken konnte. Mein Gefühl sagte mir, dass es ihr gefiel, angebetet zu werden, dass sie sich genau das wünschte.
    „Solange du nicht die Bedingung stellst, dass ich auch eine Jungfrau sein muss, bin ich dabei“, sagte ich.
    Sie schien einen Moment lang zu stutzen, dann löste sie sich vor meinen Augen auf. Auch wenn ich keine Form von Bestätigung erhalten hatte, kam es mir doch so vor, als wären wir uns einig geworden.
    „Danke“, flüsterte ich sicherheitshalber noch hinter ihr her.
    Vermutlich war ich jetzt offiziell eine Priesterin Athenas. Da blieb nur zu hoffen, dass Lilith nichts dagegen einzuwenden hatte.
    Ich rieb mir übers Gesicht und streckte meine Arme, bis die Schultergelenke knackten. Im Zimmer roch es nach flüssigem Wachs. Eine der Kerzen war auf den Parkettboden ausgelaufen. Nachdem ich den Kreis sorgfältig in der umgekehrten Reihenfolge abgebaut hatte, stellte ich die anderen Kerzen zum Abkühlen auf die Kommode. Dann begann ich, mit dem Fingernagel das Wachs vom Boden zu kratzen, doch es war noch zu warm und verschmierte. Also gab ich es auf und wartete, bis es ausgehärtet war.
    Auch wenn der durchs Haus ziehende Frühstücksduft meinen Magen knurren ließ, bot das Bett einfach einen viel verlockenderen Anblick. Ich kroch unter die Decke und betete, dass Mátyás mich diesmal in meinen Träumen in Ruhe lassen würde.
    Ich wurde wach, weil ich das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Meine Mutter stand am Bett und betrachtete mich mit sanfter Miene. „Oh“, sagte sie, als hätte sie mich nicht geweckt.
„Du bist ja wach. Gut. Dann kannst du das Kleid anprobieren.“
    Am Fußende stand die Schachtel, in der sich das von mir bestellte Kleid befand, daneben lag ausgebreitet das weiße perlenbesetzte ... Ding.
    Ich setzte mich auf und sagte so behutsam, wie es nur ging: „Mom.“ Mit den Fingern fuhr ich durch mein schwarzes Haar. „Es ist so altmodisch.“
    Sie strich mir über die Haare, als versuchte sie, sie zu glätten und zu bändigen. „Ich weiß, Liebes, aber das Kleid habe ich schon getragen, und vor mir hat es deine Großmutter getragen. Versuch doch einfach mal, ob es dir passt, okay?“
    Na ja, damit konnte ich wohl nicht viel anrichten. Wenn ich überlegte, was bislang auf dem Weg zur Hochzeit alles schon schiefgegangen war, würde vermutlich sowieso keine Zeit für eine Anprobe und anschließende Änderungen bleiben. „Okay“, erwiderte ich lächelnd.
    Mom strahlte mich an, und die Sorgenfalte, die sich immer tiefer auf ihrer Stirn eingegraben hatte, glättete sich prompt. „Danke, Liebes.“
    Lange Zeit stand ich vor dem Spiegel an der Schranktür und starrte mein Abbild an. Was ich meiner Mutter sagen sollte, die mich hoffnungsvoll ansah, wusste ich beim besten Willen nicht. Das Kleid passte mir gut - erschreckend gut, denn welche Tochter wollte schon den Beweis geliefert bekommen, dass sie den gleichen Körperbau hatte wie ihre Mutter.
    Aber durch den hohen Kragen und die massiv mit Perlen besetzte Taille sah ich alt aus ... und ein bisschen so wie die Verrückte von Chaillot. Ich hatte mich seit dem Aufstehen

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