Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
Blicke.
„Was? Was machst du da?“, rief Mátyás. „Nein, das kannst du nicht tun!“
„Ich muss es tun“, erklärte Sebastian traurig. „Außerdem“, fügte er hinzu und sah mich an, „hat sie einen anderen Schöpfer, davon bin ich fest überzeugt. Vielleicht wird es sie also nicht umbringen.“
„Vielleicht?“, wiederholte sein Sohn ungläubig. „Nein, nicht!“
Aber Sebastian fuhr die Zähne aus und biss in seine Handfläche. Blut und Haare vermischten sich, und zu meiner Verwunderung begann beides zu schmoren. Mátyás hatte davon gesprochen, es sei zu einem Blitz gekommen, als Teréza Sebastian gebissen hatte. Vielleicht war ihre Verbindung buchstäblich hochexplosiv, da sie größtenteils durch unbeständige Magie zustande gekommen war.
Teréza schrie auf, als hätte ein unsichtbarer Pfeil sie durchbohrt. Sie drückte die Hände auf ihr Herz und sackte auf die Knie. Nachdem er seinem Vater einen vernichtenden Blick zugeworfen hatte, sank Mátyás neben ihr in den Schnee und legte die Arme um ihre Schultern.
Sebastian begann, etwas zu murmeln, etwas Lateinisches ... oder Deutsches ... oder Griechisches. Ich musste zugeben, ich hatte keine Ahnung, welche Sprache das war, auf jeden Fall klang es beeindruckend. Ohne zu wissen, was die Worte zu bedeuten hatten, konnte ich dennoch erkennen, dass sie sich in Abständen wiederholten, so als wirkte er einen Zauber.
„Das darfst du nicht machen“, flehte Mátyás ihn an. „Willst du sie umbringen?“
Ich schaute zu Sebastian, der mit ernster und entschlossener Miene die Sätze unablässig wiederholte.
„Hältst du das für eine gute Idee?“, fragte ich leise. Teréza schien es gar nicht gut zu gehen, ihre Haut hatte zu schrumpeln begonnen.
„Mutter! O Gott, nein!“, rief Mátyás, stand auf und ballte die Fäuste, dann stürzte er sich auf Sebastian. „Hör auf! Ich lasse nicht zu, dass du sie umbringst!“
Dumm wie ich war, ging ich dazwischen, und wie bei einem Football-Spiel fielen wir alle drei in den Schnee. Ich hörte, wie Sebastian unter mir ein Brummen ausstieß, als ich auf ihm landete, dennoch machte er ungerührt mit seinem Zauber weiter. Mátyás versuchte, seinem Vater die Kehle zuzudrücken, während ich in erster Linie bemüht war, mich aus dem Gewirr aus Armen und Beinen zu befreien. Sebastian redete weiter magische Worte vor sich hin, und irgendwo hörte ich Teréza wimmern.
„Vielleicht solltest du wirklich besser aufhören“, sagte ich zu Sebastian, nachdem ich mich erfolgreich befreit hatte. Ich kauerte auf Händen und Knien auf dem Boden. Sebastian hatte Mátyás’ Handgelenke umfasst und hielt den Jungen von sich fern, während sich Teréza in eine Fötusposition zusammengerollt hatte und zu schmoren schien.
Nach dem unerhörten Kuss im Wald wusste ich, dass Sebastian mir unbedingt irgendwie seine Liebe beweisen wollte. Aber dafür musste Teréza nicht sterben. Allein die Tatsache, dass er sich entschieden hatte, die Blutsverbindung zu brechen, war für mich schon Beweis genug gewesen. Außerdem würde Mátyás seinem Vater niemals verzeihen, wenn der Teréza umbrachte.
Teréza machte den Eindruck, dass Sebastian seinem Ziel bereits ziemlich nahe war.
„Hör auf!“, brüllte ich, doch niemand hörte auf mich. Mátyás versuchte unverändert, seinem Vater an die Gurgel zu gehen, während der seinen Zauber wiederholte. Ich wusste, wenn ich Lilith herbeirief, dann würde das für sie alle das Ende sein. SIE betrachtete jeden von ihnen als Bedrohung, und auf mich würde dann keine Hochzeit warten, sondern mir würden gleich drei Beerdigungen bevorstehen.
Die Lage wurde immer dramatischer, sodass mir nichts anderes einfiel, als mich noch einmal an Athena zu wenden. Diesmal nahm ich mir aber nicht die Zeit, erst ein paar Vorbereitungen zu treffen, sondern ich rief sie einfach um Hilfe.
Plötzlich nahm ich ihre Gegenwart wahr und sah, dass sie wieder über Teréza gebeugt stand. Athena trug eine Rüstung einschließlich Helm mit Federbusch, ganz so wie der, den Brad Pitt in Troja aufgehabt hatte. In ihren starken Händen hielt sie einen Speer und ein kurzes Schwert.
Die Göttin schaute mich an und hob ihren Schild. Ich konnte nur einen flüchtigen Blick auf die Kopfbedeckung aus Schlangen werfen, dann fiel mir gerade noch rechtzeitig ein, woanders hinzusehen.
Donner dröhnte über uns hinweg und ließ alle zusammenzucken. Ich sah zu Sebastian und Mátyás, die wie erstarrt am Boden lagen. Eine Sekunde lang
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