Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
glaubte ich schon, das Haupt der Medusa könnte sie in Stein verwandelt haben, doch dann blinzelte Sebastian. „Ist es vorbei?“, fragte er.
Ich wagte einen Blick in Terézas Richtung und erkannte, was die Göttin getan hatte.
Teréza lag reglos da - so reglos wie eine Tote.
VERFINSTERUNG
S CHLÜSSELWÖRTER :
H INDERNISSE , R ÜCKSCHLÄGE
„Sie ist tot“, sagte Mátyás, als er in Terézas aufgerissene Augen starrte.
„Sie liegt im Torpor“, widersprach Sebastian und legte die Finger an ihr Handgelenk, als fühlte er ihren Puls. Angesichts der Tatsache, dass Parrish keinen Herzschlag hatte, fragte ich mich, ob Sebastian tatsächlich etwas fühlte oder ob die Geste nur dem Zweck diente, Mátyás zu beschwichtigen.
„Ihr ist vermutlich kalt“, gab ich zu bedenken. Ich stand ein Stück entfernt und zitterte heftig. Ich hielt mich schon viel zu lange in der Kälte auf. Meine Zehen konnte ich seit einer ganzen Weile nicht mehr fühlen. „Bringen wir sie zurück ins Haus, meine Eltern werden inzwischen sicher krank vor Sorge sein.“
Bei dem Gedanken an Mom und Dad sah ich in Richtung Haus und war etwas überrascht, dass sie uns nicht gefolgt waren, um nach dem Rechten zu sehen. Aber vielleicht war ich auch noch gar nicht so lange weg, wie es mir vorkam.
Ich schaute zu Sebastian und Mátyás, die mich anstarrten, als hätte ich irgendetwas Unmögliches vorgeschlagen.
„Was denn?“, fragte ich. „Wir könnten alle einen heißen Kakao vertragen. Ich fühle mich halb erfroren.“
„Du willst Teréza ins Haus einladen?“, fragte Mátyás ungläubig.
„Warum nicht?“, gab ich zurück. „Ich weiß, sie ist ein Vampir ...“
„Jetzt ist sie ein Vampir vom Blut eines anderen“, machte Sebastian mir klar.
„Oh, stimmt ja“, sagte ich. „Trotzdem können wir sie nicht hier draußen lassen. Sie würde erfrieren - und ich auch.“
„Falls sie nicht längst tot ist“, warf Mátyás ein.
„Sie ist nicht tot“, sagte ich und war davon ziemlich überzeugt. Was Athena genau getan hatte, als sie den Schild zwischen Teréza und Sebastian gehalten hatte, wusste ich selbst nicht so genau, auf jeden Fall war ich mir aber sicher, dass die Göttin geschworen hatte, Teréza zu beschützen. So wie ich auch. „Das würde ich nicht zulassen.“
„Garnet hat Teréza den Tag über vor der Sonne beschützt“, erklärte Sebastian, der noch immer skeptisch Terézas glasige Augen betrachtete.
„Tatsächlich?“, fragte Mátyás.
„Ich konnte es fühlen“, bestätigte Sebastian.
„Es stimmt“, gab ich zu. „Können wir uns dann jetzt endlich vertragen, bevor mir die Zehen abfrieren?“
Mátyás sah mich fassungslos an. Dann schien es so, als würde er irgendeine Entscheidung treffen, und betrachtete seine auf dem Boden liegende Mutter. „Gut“, meinte er schließlich.
„Bringen wir sie ins Haus.“
Nachdem wir einen Moment lang auf der Türschwelle gestanden hatten, um Teréza offiziell ins Haus einzuladen, trug Sebastian sie nach oben ins Gästezimmer. Dieses Zimmer hatte Vivian gehört, der Ehefrau unseres Hausgeistes Benjamin, der sie vermutlich mit der Axt erschlagen hatte. Er ließ nicht zu, dass Sebastian das Zimmer umgestaltete, und wenn ein menschliches Lebewesen hier schlief, konnte er äußerst gewalttätig reagieren. Wir waren der Meinung, dass Teréza dort keine Gefahr drohte, schließlich war sie ja tot. Allerdings wollte Sebastian erst mit Benjamin darüber reden, um Gewissheit zu haben.
Kaum waren sie auf dem Weg nach oben, warf ich meine durchnässte Kleidung und die Stiefel auf den Boden, dann ließ ich mich so nah wie möglich vor dem Kaminfeuer nieder. Meine Eltern mussten sich darum gekümmert haben, weil es auf Hochtouren brannte. Der leichte Eichengeruch vermischte sich mit dem Aroma von ausgelassener Butter mit Champignons, Knoblauch und Zwiebeln. Der Duft von Spinat und Ricotta lockte mich vom Kamin weg, um einen neugierigen Blick in die Küche zu werfen.
Meine Mutter saß am Tisch und las die New York Times, Dad spülte, und im Backofen brutzelte irgendetwas vor sich hin.
Als Mom mich bemerkte, faltete sie die Zeitung halb zusammen und sah mich an. „Hallo, Liebes. Dein Vater und ich haben uns zu einem späten Abendessen entschlossen, und wir ... o mein Gott, was ist denn mit dir passiert?“ Sie legte die Zeitung zur Seite und kam zu mir gelaufen, um die Hände um mein Gesicht zu legen. „Du fühlst dich so kalt an!“ Dann packte sie mich am Ellbogen und
Weitere Kostenlose Bücher