Garou
haben?«
»Nein«, sagte Rebecca. »Ich hatte einfach Glück.« Sie lachte wieder und sah verschwörerisch zu den Schafen hinüber. »Irgendwo auf einer Lichtung, nah am Weg. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viel Glück ich hatte!«
»Ich glaube, das kann ich doch«, sagte Malonchot. Er holte eine Tafel Nussschokolade aus der Tasche und bot Rebecca davon an. Der große Polizist fing an, den Schafen sympathisch zu werden.
Rebecca schüttelte den Kopf.
»Sie... Sie sind nicht wegen meiner Klamotten hier, nicht wahr?«
»Nein«, sagte Malonchot. »Aber vielleicht schlagen wir - wie sagt man in Ihrer Sprache? - zwei Fliegen mit einer Klappe.« Die Schäferin war blass geworden.
»Sie meinen, derjenige, der das Reh so zugerichtet hat, war in meinem Schäferwagen?«
Malonchot deutete ins Innere des Schäferwagens. »Darf ich? Sie werden schon einiges über die Situation hier gehört haben, Mademoiselle. Unglaubliche Dinge.«
»Nein«, sagte Rebecca und trat ein wenig zur Seite, damit Malonchot durch die Tür passte. »Nein, eigentlich nicht.«
Die Schäferwagentür klappte hinter den beiden ins Schloss.
Die Schafe zogen sich beleidigt hinter den Heuschuppen zurück. Niemand hatte daran gedacht, ihnen Schokolade anzubieten. Und während Rebecca nur ihren roten Klamotten nachtrauerte, leisteten sie hier draußen im Schnee wertvolle Detektivarbeit.
»Wenn wir nur die Ziege fragen könnten!« Maple scharrte ungeduldig im Schnee. »Wir müssen darüber nachdenken, was sie uns damals im Wald erzählt hat. Erinnert ihr euch an das, was sie uns erzählt hat?«
Mopple the Whale hob stolz seine rundlichen Hörnchen. Er war das Gedächtnisschaf! Natürlich erinnerte er sich!
»Der Garou ist ein Wolf, der sich in einen Menschen verwandeln kann«, begann er. »Oder ein Mensch, der sich in einen Wolf verwandeln kann. Je nachdem!«
Die Schafe versuchten, es sich vorzustellen. Sie hatten noch nie einen Menschen sich in irgendwas verwandeln gesehen - nicht einmal in einen Pudel. Die Sache kam ihnen etwas weit hergeholt vor, und trotzdem...
»Um sich zu verwandeln, muss er seine Kleidung ablegen und sich mit einer Salbe bestreichen. Ohne die Salbe geht nichts. Er verwandelt sich, aber seine Augen verwandeln sich nicht. Seine Augen bleiben immer Wolfsaugen.«
Auch das war nicht besonders vielversprechend. Genau genommen sahen die Augen der meisten Wesen ziemlich ähnlich aus. Tess' Augen sahen aus wie Mamas Augen, und George hatte einmal sogar behauptet, dass alle ihre Augen aussahen wie die Augen eines Tintenfisches, der auf dem Meeresgrund lebte. Den Schafen war klar, dass Augen keine große Hilfe sein würden. Der Geruch vielleicht? Es gab hier ein paar Leute, die streng rochen, Yves und der Ziegenhirt und manchmal auch der Gärtner. Aber wie genau roch ein Wolf?
»Erjagt Rehe und Menschen und Ziegen und Schafe«, fuhr Mopple fort. »Er jagt alles.«
Das war zweifellos der unerfreulichste Teil der ganzen Geschichte.
»Er kann kein fließendes Wasser überqueren...« Mopple sah die anderen an. »Ich kann fließendes Wasser überqueren!«, sagte er stolz.
»Gerade eben so«, sagte Maple. »Das hilft uns auch nicht. Wir können nicht am Bach sitzen und darauf warten, dass jemand ihn nicht überquert.«
»Er fürchtet sich vor Silber - und Weihwasser!«
Sie hatten beide noch nie Wasser mit Geweih gesehen - von Unterwasserrehen vielleicht? -, aber Silber kannten sie. Es war hell und kalt und glänzend, schimmerte wie der Himmel an grauen Tagen, knisterte, reflektierte das Licht und roch leise nach Metall. Rebecca packte meistens ihre Butterbrote darin ein.
»Das ist ein Anfang!« Maple sah zufrieden aus. »Wir suchen ein Stückchen Silber, und dann beobachten wir, wer sich davor furchtet!«
Auch den anderen gefiel die Idee, nach einem brotduftenden Stück Silberpapier zu suchen - vielleicht fanden sie ja sogar eines, in dem noch Brot war? Sie trabten entschlossen zurück Richtung Schäferwagen.
Rebecca war normalerweise sehr reinlich mit ihrem Silberpapier, aber vor kurzem war ihr eines entkommen. Flatternd wie ein blecherner Schmetterling hatte es sich eine Weile zwischen den Rädern des Schäferwagens herumgetrieben und war dann unter Schnee und immer noch mehr Schnee verschwunden. Die Schafe wühlten entschlossen los - eine gute Gelegenheit, beim Ermitteln ein bisschen zu grasen!
Schnee, feuchte Erde, Wintergras, mehr Schnee, nasser, kalter Stein, ein unappetitlich aufgeweichter Zigarettenstummel, den
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