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Garou

Garou

Titel: Garou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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Schafe, schlafende Schafe, jedes für sich, Ritchfield, Maude und Cloud, aber auch Lämmer und Schafe, die Miss Maple nicht kannte.
    Maple wollte das Mondschaf fragen, was mit dem Heuschuppen passiert war, aber stattdessen fragte sie: »Was ist das?«
    Erst im nächsten Moment verstand sie, was sie damit meinte. Die Geräusche. Das Knacken und Knirschen und Schleifen.
    »Oh«, sagte das Mondschaf. »Das ist er.«
    »Wer?«, fragte Miss Maple.
     
    »Der Garouuuu!«, quietschte Mopple. Die letzte Blume fiel ihm halbzerkaut aus dem Maul.
    »Das ist ein Nilpferd«, seufzte Othello.
    »Und da hinten? Mit dem riesigen Maul?«
    »Ein Krokodil.«
    »Krokoko ...? Ist es gefährlich?«
    »Sehr«, sagte Othello. »Es sitzt unter der Wasseroberfläche, dort, wo es so heiß ist, dass es keine Wolkenschafe gibt, und wenn du zur Tränke kommst, packt es deinen Kopf und zieht dich unter Wasser, bis du ertrinkst.«
    »Wirklich?«, fragte Mopple, trat vorsichtig ein paar Schritte zurück und rempelte einen Wasserbüffel an. Der Wasserbüffel beschwerte sich nicht.
    »Wirklich«, sagte Othello. »Zumindest haben das die Kamerunschafe im Zoo erzählt. Aber dieses hier ist nicht echt. Nichts ist hier echt. Und Wasser gibt es auch keins.«
    »Das Gras hier ist rot«, sagte Mopple. »Und sehr kurz. Und es schmeckt nicht.«
    »Das ist ein Teppich«, sagte Othello.
    »Und es gibt keinen Himmel«, sagte Mopple und blickte nach oben. Das stimmte.
     
    Maple sah nach oben, in den Himmel. Er kam ihr sehr leer vor ohne das Mondschaf.
    »Was machst du hier?«, fragte sie.
    »Ich scheine«, sagte das Mondschaf. »Ich scheine zu sein.«
    Maple verstand. Das Mondschaf schien, damit sie etwas sehen konnte. Etwas Bestimmtes. Das Wesen, das gerade aus dem Schrank getreten war, vielleicht. Das Wesen des Knackens, Knirschens und Schleifens. Maple konnte sehen, dass es zu viele Gesichter hatte - und zu viele Beine.
    »Ist das...?«, fragte Maple.
    Das Mondschaf nickte. »Eigentlich ist er hinter mir her. Aber er wird mich nie fangen. Ich bin zu hell und zu schnell.« Mit diesen Worten galoppierte es davon, aber sein Licht Maple war nicht hell und schnell.
    Sie blickte hinüber zum Schrank, wo der Garou mit vielen Gesichtern schnüffelte.
    blieb.
     
    »Hey!«, flüsterte Mopple. Rebecca und der Häher hatten sich in einem der vielen Räume niedergelassen, saßen auf plüschigen Dingen und tranken übel vergorene Flüssigkeit. »Wie tragisch«, sagte Rebecca.
    »Zach war der einzige Patient, der es nicht geschafft hat, von hier loszukommen, als die Klinik aufgelöst wurde«, sagte der Häher. »Seltsam. Aber er ist ein hervorragender Buchhalter.«
    »Ich glaube, er ist sehr klug«, sagte Rebecca. »Irgendwie.«
    »Sehr«, sagte der Häher. »Wenn er nur nicht die ganze Zeit in einem James-Bond-Film leben würde.«
    »Hey!«, flüsterte Mopple wieder.
    »Was?«, fragte Othello.
    »Wasser!«, sagte Mopple, witterte und zog los.
    Der Raum mit dem Wasser war noch kleiner als die meisten anderen und unangenehm dunkel, mit einem Boden glatt wie Eis und warm wie ein lebendiges Ding. Sie suchten zuerst am Boden und fanden das Wasser nicht. Schließlich entdeckte Mopple es doch, in einer tiefen weißen Schale, die aus der Wand wuchs.
    Wasser! Die beiden Widder fühlten sich gleich besser.
    Mopple hatte gerade seine Schnauze in die Schüssel gestreckt, um etwas von dem Wasser zu probieren, als es auf einmal viel heller war. Etwas bewegte sich in der Tür.
    Mit mehr Glück als Verstand schafften es die Schafe rechtzeitig hinter einen komischen Plastikvorhang und sahen zu, wie der Häher in den Raum trat, sich an seiner Hose zu schaffen machte, etwas Rosiges hervorholte und... die Schafe trauten ihren Augen nicht. Wasser rauschte. Der Häher schnüffelte in die Luft und verzog das Gesicht. Dann griff er nach einer bunten Dose und sprühte Nebel in die Luft. Nebel, der roch, als hätte jemand eine Geruchswiese aus Plastik gebaut.
    Mopple und Othello rümpften die Nasen.
    Mit seinen vielen Beinen kam der Garou nicht besonders schnell vorwärts, aber einigermaßen schnell dann doch. Maple konnte weglaufen, aber die schlafenden Schafe um sie herum konnten es nicht. Sie musste sie aufwecken!
    Maple blökte laut und alarmierend. Kein Schaf rührte sich.
    Maple blökte noch lauter. Diesmal hob der Garou seine vielen Köpfe und lächelte sie mit vielen Zähnen an.
    Plötzlich verschwand das Licht, als würde es jemand aufsaugen. Maple verstand, dass sie bald wieder im Dunkeln

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