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Garou

Garou

Titel: Garou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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ja?«
    »Vielleicht«, sagte Lane mit ernster Miene. »Wenn er Zeit hat. Wir werden ein gutes Wort für euch einlegen!«
    Die Ziegendelegation trabte meckernd zurück auf ihre Weide, und bald standen alle Ziegen wieder im Kreis um die Kommode. Sie machten geheimnisvolle Gesichter und wogen bedeutungsvoll die Köpfe hin und her. Dann gab es ein Duell, die Schwarzohrige gegen eine braune Ziege. Die Schwarzohrige gewann.
    Die Schafe staunten.
    Nach einer Weile schlüpfte die junge graue Amaltee durch die Latte auf die Schafweide.
    »Madame Fronsac!«, verkündete sie. Die Schafe sahen sie respektvoll an.
    »Wie habt ihr das bloß so schnell herausgefunden?«, fragte Cordelia.
    »Wir haben abgestimmt. Drei waren für den Patron, zwei für den Hirten, weil er gestern zu wenig Rüben gefüttert hat, eine für Yves selbst, ich war für den Gärtner, weil er immer so aus dem Mund riecht, und Circe war für Monsieur Fronsac, weil der sonst nie etwas macht. Und Megära war für die Fronsac. Die Sache ist völlig eindeutig.«
    »Ihr könnt das doch nicht einfach so entscheiden...« Maude sah Amaltee misstrauisch an. Irgendetwas stimmte hier nicht.
    »Warum nicht?«, sagte Amaltee. »Einer muss es tun.«
    »Smart«, sagte Maude.
    »Aber so geht es nicht«, blökte Cordelia. »Da draußen ist die Welt... und... sie ist groß ... und man kann nicht einfach so darüber abstimmen.«
    »Natürlich kann man«, sagte Amaltee ungerührt. »Was wäre die Welt ohne Ziegen?«
    »Und nur Megära war für die Fronsac?«, fragte Maple. »Und trotzdem...«
    »Megära hatte die meisten Stimmen«, erklärte Amaltee. »Jeder hat so viele Stimmen, wie er möchte. So ist es gerecht. Wer die größte Zahl weiß, der ist der Klügste. Der soll entscheiden.«
    »Und was war die größte Zahl?«, fragte Heide neugierig.
    »Grün«, sagte Amaltee.
    »Grün ist keine Zahl«, sagte Heide.
    »Grün ist eine so große Zahl, dass noch nie zuvor jemand etwas von ihr gehört hat!«
    »Dann ist vielleicht Blau eine noch größere Zahl«, sagte Heide mit funkelnden Augen.
    »Das hat Penelope auch gesagt«, gab Amaltee zu.
    »Und?«
    »Dann haben sie es unter dem Baum ausgetragen, mit den Hörnern. So ist es bei uns immer.Wir nennen es >Demokratie<. Einfach, nicht? Und wenn er einmal ein bisschen Zeit hat...«
    Amaltee sah sehnsüchtig zu Vidocq hinüber, der sich oben am Waldrand zufrieden im Schnee wälzte.
    »Wir sprechen mit ihm«, versprach Lane mit ernster Miene.
    »Vielleicht ist es gar nicht so dumm«, sagte Miss Maple, als die Ziege wieder weg war.
    »Das Abstimmen?«, fragte Cloud skeptisch.
    »Der Wahnsinn?«, fragte Cordelia.
    »Nein«, sagte Maple. »Madame Fronsac.«
    »Besonders klug ist sie nicht«, sagte Heide.
    »Aber sie hat einen Grund, den Garou zu jagen«, sagte Maple. »Erinnert ihr euch an den Jungen, von dem Hortense erzählt hat? Den Jungen, den der Garou erwischt hat? Das war ihr Jungmensch. Sie hat allen Grund, hinter dem Garou her zu sein. Und wenn sie dachte, dass Yves der Garou war...«
    Das schweigsamste Schaf der Herde schnaubte skeptisch in den Schnee.
    »Ich weiß«, gab Maple zu. »Sie ist dick und ängstlich. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie nachts mit einem Gewehr herumschleicht. Und trifft.«
    Maple stellte sich Yves neben der alten Eiche vor und die Dunkelheit hinter ihm. Sie konnte die Fronsac nicht in dieser Dunkelheit sehen. Sie konnte in dieser Dunkelheit gar nichts sehen. Doch dann...
    »Es gab noch mehr Menschen, nicht wahr?«, sagte sie. »Eine Frau und ein Mädchen. Zu wem gehörten die Frau und das Mädchen?«
     
    Zora hinkte die Straße entlang. Sie war froh, dass es wieder eine Straße gab. Wenn es nur die richtige Straße war. Sie fühlte sich kalt und elend und zu nervös, um zu fressen. Aber sie war dem Garou entkommen, tief im Wald, ganz allein. Jetzt, wo es vorbei war, wünschte sich Zora, sie hätte ihn ein bisschen besser gesehen. Aber da war nichts in ihrer Erinnerung, nur ein fließender Schatten. Ein Zweibeiner? Zora war sich nicht einmal sicher, ob es ein Zweibeiner gewesen war.
    Die Straße führte einen Hügel hinauf, und als Zora den höchsten Punkt erreicht hatte, sah sie etwas zwischen den Bäumen, groß und grau und sehr hoch. Der Turm! Der Turm des Schlosses! Zora hatte es geschafft!
    Im nächsten Moment hörte sie etwas. Ein Auto kam hinter ihr den Hang herauf auf das Schloss zu.
    Zora flüchtete hinkend in ein Dickicht junger Tannen und wartete darauf, dass das Auto vorbeifahren

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