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Garp und wie er die Welt sah

Garp und wie er die Welt sah

Titel: Garp und wie er die Welt sah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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bemühte, den
endgültigen Takt zu finden, der ihn kommen lassen würde. Seine Hand – die etwas
höher geglitten war – spreizte sich unter ihrem Kreuz; seine andere Hand fuhr
über den Boden.
    Da wusste sie: Er suchte das
Messer, und wenn seine Finger die leere Scheide fanden, würde es zu spät sein.
    »Aaahhh!«, rief er.
    Schnell!, dachte sie. Zwischen
die Rippen? In die Seite – und das Messer nach oben ziehen – oder so heftig sie
konnte senkrecht nach unten stoßen, zwischen die Schulterblätter, und ganz
durch die Lungen, bis sie die Spitze an ihrer eigenen zermalmten Brust fühlte?
Sie schwenkte den Arm über seinem gekrümmten Rücken durch die Luft. Sie sah die
ölige Klinge blitzen – und seine Hand, die plötzlich
in die Höhe fuhr, schleuderte die leere Hose nach hinten ans Steuer.
    Er versuchte, sich aus ihr herauszustemmen,
aber seine untere Hälfte konnte sich nicht von dem lange gesuchten Rhythmus
lösen; seine Hüften zuckten in kleinen Spasmen, die er offenbar nicht steuern
konnte, während seine Brust sich hob, sich von ihrer Brust entfernte, und seine
Hände ihre Schultern mit aller Gewalt nach unten pressten. Seine Daumen
rutschten auf ihre Kehle zu. »Mein Messer?«, fragte er. Sein Kopf sauste vor
und zurück; er schaute hinter sich, er schaute über sich. Seine Daumen drückten
ihr Kinn hoch; sie versuchte, ihre Kehle zu verstecken.
    Dann schlitzte sie seinen weißen
Arsch auf. Er konnte nicht aufhören, ihn auf und ab zu bewegen, obwohl sein [591]  Gehirn
wissen musste, dass es plötzlich eine andere Priorität gab. »Mein Messer?«,
fragte er. Und sie langte über seine Schulter, und sie schnitt (schneller, als
sie sehen konnte, was passierte) mit der glatten Seite der Klinge tief in seine
Kehle. Eine Sekunde lang sah sie keine Wunde. Sie wusste nur, dass er sie
würgte. Dann löste sich eine seiner Hände von ihrer Kehle und suchte seine
eigene. Er verdeckte die Fontäne, die sie zu sehen erwartete. Aber schließlich
sah sie das dunkle Blut zwischen seinen geschlossenen Fingern hervorschießen.
Er nahm die Hand fort – er suchte ihre Hand,
diejenige, die das Messer hielt –, und aus seiner aufgeschlitzten Kehle ergoss
sich ein blasiger Schwall auf sie. Sie hörte ein Geräusch, wie wenn jemand den
letzten Rest eines Getränks mit einem verstopften Strohhalm aufsaugen will. Sie
konnte wieder atmen. Wo sind seine Hände?, fragte sie sich. Sie schienen
gleichzeitig neben ihr auf dem Sitz zu sein und wie verschreckte Vögel hin und
her zu huschen.
    Sie stieß die lange Klinge in ihn
hinein, dicht über seiner Taille, und dachte, dort sei vielleicht eine Niere,
weil die Klinge so leicht hineinfuhr und so leicht wieder herausfuhr. Oren Rath
legte die Wange wie ein Kind an ihre Wange. Er hätte jetzt natürlich geschrien,
aber ihr erster Schnitt hatte seine Luftröhre und seine Stimmbänder
durchtrennt.
    Nun setzte Hope das Messer höher
an, traf jedoch auf eine Rippe oder etwas Hartes; sie musste sondieren und zog
das Messer unbefriedigt schon nach wenigen Zentimetern wieder heraus. Er
zappelte jetzt auf ihr, als wollte er von ihr wegkommen. Sein Körper sandte
Notsignale an sich selbst, aber die Signale kamen nicht ganz durch. Er hob sich
gegen die Rücklehne der Sitzbank, aber sein Kopf [592]  wollte nicht oben bleiben,
und sein Penis, der sich immer noch bewegte, verband ihn immer noch mit Hope.
Sie nutzte diese Gelegenheit, um das Messer wieder einzuführen. Es glitt
seitlich in seinen Bauch und rutschte immer weiter, bis es ein paar Zentimeter
vor seinem Nabel einem größeren Hindernis begegnete – und sein Körper klatschte
wieder auf sie herunter und blockierte ihr Handgelenk. Aber das war nicht
schwierig: Sie drehte die Hand, und das glitschige Messer kam frei. Es musste
irgendwie mit seinen entspannten Innereien zusammenhängen. Hope schwamm in
seiner Nässe und seinem Geruch. Sie ließ das Messer auf den Boden fallen.
    Oren Rath entleerte sich –
literweise. Er fühlte sich sogar plötzlich leichter auf ihr an. Ihre Körper
waren so glitschig, dass Hope mühelos unter ihm hervorrutschte. Sie drehte ihn
dabei auf den Rücken und hockte sich dann neben ihn auf den Boden des Wagens,
der aus lauter kleinen Pfützen bestand. Hopes Haare waren blutgetränkt – seine
Kehle war über ihr ausgelaufen. Als sie blinzelte, blieben ihre Wimpern an
ihren Wangen haften. Eine seiner Hände zuckte, und sie schlug darauf.
»Aufhören«, sagte sie. Sein Knie hob sich, sackte wieder nach

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