Garp und wie er die Welt sah
Rath. »Vorname?«,
fragte er.
»Weldon«, sagte Weldon.
»Gewicht?«, fragte Bensenhaver.
»Gewicht?«, sagte Weldon.
»Was Sie wiegen«, fragte
Bensenhaver ihn. »Wenn wir euch in den Hubschrauber verfrachten, müssen wir
wissen, was ihr wiegt.«
»Gut achtzig«, sagte Weldon.
»Und Sie?«, fragte Bensenhaver
den Jüngeren.
»Gut fünfundachtzig«, sagte er.
»Mein Name ist Raspberry.« Bensenhaver schloss die Augen.
»Macht rund
hundertfünfundsechzig«, sagte Bensenhaver zu dem Deputy. »Fragen Sie den
Piloten, ob wir das schaffen.«
»Sie bringen uns doch jetzt nicht
irgendwohin, oder?«, fragte Weldon.
»Wir bringen euch nur zum
Krankenhaus der Nationalgarde«, sagte Bensenhaver. »Wenn wir dann die Frau
finden und ihr nichts fehlt, bringen wir euch wieder nach Haus.«
»Aber wenn ihr etwas fehlt,
bekommen wir einen Anwalt, oder?«, fragte Raspberry Bensenhaver. »Einen von
diesen Leuten bei Gericht, oder?«
»Wenn wem was fehlt?«, fragte Bensenhaver ihn.
»Na, dieser Frau, hinter der Sie
her sind«, sagte Raspberry.
»Na, wenn ihr was fehlt«, sagte Bensenhaver,
»dann [585] haben wir euch ja schon im Krankenhaus und können euch gleich
kastrieren und noch heute zurückschicken. Ihr beide kennt euch damit ja besser
aus als ich«, gab er zu. »Ich habe nie zugeschaut, wie es gemacht wird, aber es
dauert nicht sehr lange, oder? Und es blutet nicht sehr, oder?«
»Aber es gibt Gerichte, und einen
Anwalt!«, sagte Raspberry.
»Natürlich gibt es die«, sagte
Weldon. »Halt den Mund.«
»Nein, damit geben die Gerichte
sich nicht mehr ab – nicht seit dem neuen Gesetz«, sagte Bensenhaver.
»Sexualverbrechen sind etwas Besonderes, und mit den neuen Instrumenten ist es
so leicht, jemanden zu kastrieren, dass es das Vernünftigste ist.«
»Ja!«, brüllte der Deputy vom
Hubschrauber her. »Mit dem Gewicht – das geht in Ordnung. Wir können sie
mitnehmen.«
»Scheiße!«, sagte Raspberry.
»Halt den Mund«, sagte Weldon.
»Mir schneiden sie nicht die Eier
ab«, brüllte Raspberry ihn an. »Ich habe sie nicht mal gehabt!« Weldon boxte
Raspberry so heftig in den Magen, dass der jüngere Mann zur Seite kippte und
auf dem hingestreckten Schwein landete. Es quiekte, seine kurzen Beine zuckten
krampfhaft, und es entleerte sich plötzlich – und
schrecklich –, aber sonst rührte es sich nicht. Raspberry lag keuchend neben
dem stinkenden Kot der Sau, und Arden Bensenhaver versuchte, Weldon Rath das
Knie in die Eier zu rammen. Weldon war jedoch zu schnell; er erwischte
Bensenhavers Bein am Knie und warf ihn hintenüber, auf Raspberry und das arme
Schwein.
[586] »Verdammte Scheiße«, sagte
Bensenhaver.
Der Deputy zog seine Pistole und
feuerte einen Schuss in die Luft. Weldon ging in die Knie und hielt sich die
Ohren zu. »Alles in Ordnung, Inspektor?«, fragte der Deputy.
»Ja, natürlich«, sagte
Bensenhaver. Er saß neben dem Schwein und Raspberry. Er wurde sich ohne den leisesten
Anflug von Scham bewusst, dass für ihn zwischen beiden kaum ein Unterschied
bestand. »Raspberry«, sagte er (schon bei dem Namen musste Bensenhaver die
Augen schließen), »wenn Sie Ihre Eier behalten wollen, sagen Sie uns, wo die
Frau ist.« Das Muttermal des Kerls blitzte Bensenhaver an wie ein Neonschild.
»Du sagst nichts, Raspberry«,
sagte Weldon.
Und Bensenhaver erklärte dem
Deputy: »Wenn er wieder das Maul aufmacht, schießen Sie ihm die Eier ab, auf der Stelle. Das erspart uns den Weg.« Dann hoffte er
bei Gott, dass der Deputy nicht so dumm war und tatsächlich schießen würde.
»Oren hat sie«, sagte Raspberry
zu Bensenhaver. »Er hat den schwarzen Wagen genommen.«
»Wohin hat er sie gebracht?«,
fragte Bensenhaver.
»Keine Ahnung«, sagte Raspberry.
»Er ist einfach mit ihr losgefahren.«
»Fehlte ihr etwas, als sie hier
abfuhren?«, fragte Bensenhaver.
»Nein, ich schätze, sie war in
Ordnung«, sagte Raspberry. »Ich meine, ich glaube, Oren hatte ihr noch nichts
getan. Ich glaube, er hatte sie noch nicht mal gehabt .«
»Warum nicht?«
[587] »Na, wenn er sie schon gehabt
hätte«, sagte Raspberry, »warum wollte er sie dann behalten?« Bensenhaver
schloss wieder die Augen. Er stand auf.
»Stellen Sie fest, wann das war«,
sagte er zu dem Deputy. »Und dann machen Sie was mit dem türkisgrünen Wagen,
dass sie nicht damit fahren können. Und dann kommen Sie schleunigst wieder zum
Hubschrauber.«
»Soll ich sie denn hierlassen?«,
fragte der Deputy.
»Sicher«, sagte Bensenhaver.
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